Samstag, 21. Dezember 2024

Spanien, die Dritte

Morgens bin ich zwar relativ früh auf, aber wie immer dauert es (halb elf portugiesische Zeit), bis wir schließlich fahrbereit sind. Das Packen nimmt immer ziemlich viel Zeit in Anspruch - bis alles trocken und auf minimale Größe gebracht ist. Nebenher ein bisschen frühstücken und natürlich Morgentoilette. Im Zelt war es gefühlt wärmer als in der Koje, dafür ist das Außenzelt beidseitig und das Innenzelt auf der Außenseite ebenfalls nass. Mit Lappen und Sonne trocknet es jedoch schnell. Erst bei der Ausfahrt aus dem Erholungsgebiet sehe ich das Schild für Campingverbot...

Bald schon geraten wir in einem kleinen Dorf nach kurzen Irrungen durch die engen Gassen auf eine phantastisch kurvenreiche, einspurige Straße. Spaß! Kurz darauf reisen wir zum dritten mal nach Spanien ein und es ist wieder ein anderer Grenzübergang. Auch die Lisl bekommt nun Frühstück, ganze 20 Ct billiger als in Portugal. Meistens bewegen wir uns nun auf breiten, wenig kurvigen Straßen. Hinter einer langegezogenen Kurve staut sich der Verkehr, die Menschen sind schon ausgestiegen. In der Ferne jede Menge Blaulicht, ein Motorradfahrer kommt mir entgegen und zeigt mir eine Wende-Geste. Kurz das Navi befragt zeigt eine ca. 20 min längere Alternative. Die Zeit nehmen wir gerne, denn statt unbestimmte Zeit zu warten, wedeln wir nun auf einem einspurigen, so holprigen Sträßchen, daß eine Gepäckrolle flüchten möchte. Die Flucht kann ich allerdings verhindern. Im nächsten Ort ist die Straßenführung wieder mal nicht erkennbar, so enden wir am Festplatz mit Kinderchor und Grill. Hier geht's nicht weiter. Schnell kommt ein junger Familienvater und will mir den Weg weisen, mit Spanisch kommen wir allerdings nicht so weit. Ein kurzes Gespräch, ein Weihnachtswunsch und wir hatten wieder einen netten Kontakt.

Auch der weitere Routenverlauf macht irre Spaß, endlose einsame Kurven über viele Bergrücken. Das gesamte Gebiet hier ist "vermint", d.h. hier gibt es sehr viele alte und neue Minen zum Abbau diverser Erze.
Zeit zur Schlafplatzsuche. Fündig werden wir auf einem Bergrücken, wo zwar auch Bäume stehen - aber leider zu weit auseinander. Macht nichts, der Untergrund ist steinig und ziemlich eben, da greife ich gerne wieder auf das Zelt zurück. Ich hoffe, hier oben lange Abendsonne und frühe Morgensonne zu haben - wir werden sehen.

Beim Abpacken stelle ich fest, daß die Steckdose zum laden des Laptops zerbrochen ist, Ersatz dafür habe ich nicht dabei. Also muss ich etwas kreativ sein und so wird das Ladegerät "fest" angeschlossen. Bin gespannt, wie lange das hält. Kleine Reparaturen fallen halt immer wieder mal an.

Freitag, 20. Dezember 2024

Immer noch in Portugal

In der Nacht scheint es kalt geworden zu sein, ich fröstle selbst in der Hütte bei eingeschalteter Heizung; die Fenster sind beschlagen. Darum wird es wieder spät, also halb 10 Uhr, bis ich frühstücke. Eine Stunde später ist dann Abfahrt - Carol und James verlassen ebenfalls das Haus und es gibt noch einen emotionalen Abschied. Mit James habe ich eine lockere Verabredung in Norwegen im nächsten Frühsommer - hoffentlich klappt das. Mein Dresscode ist heute eine lange Unterhose, einen dünnen Pullover und eine Daunenjacke unter den luftdurchlässigen Motorradklamotten - hat sich bewährt. Der Regenanzug ist gut verpackt... Wir liegen mit der Zeit gut im Trend, auf den Zitrusplantagen startet gerade die Ernte.


Die Route führt wieder nach Norden über die Berge - hier ist es einfach viel schöner, einsamer und sauberer. Hirten ziehen mit ihren Schaf- oder Ziegenherden über die jetzt grünen Felder einer lieblichen Landschaft. Gemütliche Asphaltsträßchen winden sich zwischen Oliven-, Kiefern- und Korkeichenhainen durch Täler oder über mittlere Pässe. Gelegentlich dürfen wir auch ein paar Serpentinen genießen. Die Sonne strahlt vom türkisblauen Himmel, mein Herz kommt in Wallung und auf meinem Gesicht macht sich ein glückliches Lächeln breit - wo ich doch heute morgen gar nicht "raus in die kalte, feindliche Welt" wollte. In manchem Ort wähnt man sich am Ende der Welt und traut sich kaum, eine schmale Einfahrt zwischen den Häusern zu erkunden, um dann jedoch hinter den nächsten Kurve wieder ein wunderschönes Sträßchen zu entdecken. Nach knapp 50 km weisen uns Straßenschilder den Weg nach Californien - hab ich in Erdkunde was falsch verstanden? Ein Abschnitt zwischen Ameixial und Dogueno fährt sich wie eine Motorradrennstrecke; einige Rennfahrer sind auch unterwegs, selbst die Lisl fällt wie von selbst in schöne Schräglage und wedelt durch die Kurven. In Deutschland oder Österreich wäre diese Strecke bestimmt schon für Motorräder gesperrt. In Mertola führt eine Brücke über den Fluß, der weiter südlich die Grenze zwischen Portugal und Spanien bildet. Bereits zum zweiten mal fahren wir nun hier entlang, denn es gibt kaum Grenzübergänge zwischen den beiden Ländern. Ein kleines Stück bleiben wir jedoch noch auf portugiesischer Seite und finden am frühen Nachmittag am Rande einer Ortschaft ein wunderschönes Erholungsgebiet. Mittagessen gibt es hier in der warmen Sonne und ich möchte eigentlich gar nicht mehr weiterfahren. Erst ca. 130 km haben wir zurückgelegt, mein Tagesplan ist jedoch fast erreicht und ich bin sicher, innerhalb der nächsten 50 km werde ich keinen sooo tollen Platz mehr finden. Darum bleiben wir heute hier und lassen es uns gut gehen!


Es gibt auf dem Parkplatz auch passende Bäume für die Koje, aber entlang des Ufers sind herrliche, ebene Terrassen angelegt, auf die die Sonne scheint. Zum Zelten ist das nicht schlecht und das Billigzelt muss ja auch mal ausprobiert werden. Es ist erstaunlich schnell aufgestellt, kaum größer als die Koje aber innen sehr viel wärmer, da der Wind vollständig abgeschirmt wird. So strecke ich die Füße in die Sonne während das Laptop im Schatten gut sichtbar bleibt. In Windeseile wird es allerdings kalt, sobald die Sonne um 17 Uhr hinterm Berg verschwindet.


Donnerstag, 19. Dezember 2024

Probefahrt

Draußen rauscht es - es gießt in Strömen. Also drehe ich mich nochmal um und warte, bis der Regen aufhört. Heißt trotzdem: die ungeliebten Regenklamotten anziehen. Heute kann ich meine Lisl wieder abholen. Da ich am Leihmotorrad natürlich keine Navi-Halterung habe, bleibt das Gerät in der Jackentasche und ich muss "auswendig" fahren, was natürlich zum ein wenig verfransen führt. Aber wir kommen trotzdem an. Es wird eigentlich nicht viel gesprochen: alles ok? Fröhliche Weihnachten. Das war's. Ja, sie haben eine Probefahrt gemacht (Lisls Tacho spricht von 15 km), ich lege gerne noch eine Schippe drauf und wir machen uns nochmal auf nach Lagos. Ich bin zwar schon mal mit der Bummelbahn dort gewesen, aber jetzt darf die Lisl auch dorthin - auf der Bummelstraße. Sie ist viel befahren und führt unentwegt durch bewohntes Gebiet - es ist nicht schön zu fahren. Dafür ist es jetzt trocken und es herrschen 22 Grad!

Die Lisl ist das glatte Gegenteil der geliehenen 310er: Sitzhöhe (besonders jetzt, wo die Lisl ein "naked bike" ohne Gepäck ist), Sitzposition, Gewicht, Kupplungseinstellung, Schaltzeitpunkt und Drehzahl / Drehmoment...

In Lagos kreuzen wir ein wenig durch die Innenstadt, d.h. kleinste enge Gäßchen, steil bergauf oder bergab, nur in einer Richtung befahrbar (meist in der falschen) und gelgentlich durch parkende Fahrzeuge komplett blockiert. Wir machen einen kurzen Asuflug auf die Klippen und ich kann betrachten, was ich schon vom Boot aus gesehen habe, nur in anderer Perspektive. Aber auch von oben sind die Klippen so phantastisch!

Die Rückreise führt uns durch bergiges, dünn besiedeltes Land und macht deutlich mehr Spaß. So darf es gerne weiterhin bleiben. Die letzten Kilometer tuckern wir durch Orangenhaine - am liebsten möchte man all die Orangen und Clementinen einpacken, aber Stauruam und Haltbarkeit sind ja leider begrenzt. Wieder zu Hause gibt's eine Endprüfung: alles scheint jetzt dicht zu sein! Soweit ich die Dinge heute nicht mehr brauche, wird bereits gepackt, damit ich morgen zügig aufrechen kann. Abends sitzen wir dann nochmal beim gewohnten Glas Wein zusammen, für die Hütte bekomme ich einen guten Freundschaftspreis.

Mittwoch, 18. Dezember 2024

Restaurant-Test

Wieder ist ein Tag warten angesagt. Ein bisschen lernen, aber lange habe ich dazu keine Lust. Um die Mimttagszeit mache ich mich auf die Socken - in ca. 1 km Entfernung gibt es ein Restaurant. Das wird heute getestet. Ich verstehe kein portugiesisch und die freundliche Wirtin kann kein englisch, also nehme ich einfach die Empfehlung des Hauses. Es stellt sich als Gulasch mit Bratkartoffeln heraus. Gut, aber zu viel, also lasse ich den Rest einpacken. Auf dem Heimweg schnappe ich noch ein paar übriggebliebene Orangen und Clementinen. Es ist Erntezeit und die reifen Früchte sind größtenteils schon abgeerntet.



Am Nachmittag frage ich mal in der Werkstatt nach - die Lisl ist fast fertig, aber sie wollen noch eine Probefahrt machen, was ich gut finde. Ich werde morgen hinfahren. Vielleicht fahre ich danach noch nach Lagos - einerseits aus Interesse und andererseits um die Lisl auf Dichtheit zu prüfen. Zumindest ist das der Plan. Am Abend sitze ich dann wieder bei einem Glas Rose mit Carol zusammen (James ist unterwegs) und wir politisieren ein wenig.

Dienstag, 17. Dezember 2024

Nix

Ich schlafe sehr lange und bekomme nichts mit vom nächtlichen Regen. Keine Meldung von BMW geht ein, ich surfe nur ein wenig im Internet und tue gar nichts. Warten!

Montag, 16. Dezember 2024

Orangen

Heute muss ich früh aufstehen, wir wollen nach Faro in die BMW-Werkstatt, was ca. 1 Stunde entfernt liegt. Gegen 10 Uhr sind wir dort. Der Mechaniker schaut sehr kritisch nach, woher die Öltropfen kommen, er will sicher nicht erfahren, daß er einen Fehler gemacht hat. Ich zeige ihm und Sara, der Werkstattmanagerin die Fotos, welche Fehler passieren können und welche zusätzliche Abdichtung erforderlich ist. Die Beiden nehmen es zur Kenntnis, es gibt keine großen Diskussionen. Sie wollen einen neuen Simmerring bestellen, was dann sicher nicht mehr dieses Jahr klappen würde, darum schlage ich vor, das Normteil in der angegebenen Größe zu bestellen. Dieses könnte bereits morgen da sein. Nach einigen organisatorischen Überlegungen bekomme ich wieder die 310er zum heimfahren. Wenn die Lisl fertig ist, bekomme ich Bescheid - ich rechne also mit einer Abholung am Mittwoch. Wieder in Algoz angekommen erfahre ich von meinem heimischen Händler, daß das Normteil evt. nicht passt, da der Originalring etwas anders gestaltet ist. Ich entscheide mich jedoch, diese Information nicht weiterzugeben und hoffe, daß die Lisl auch mit dem Normring dicht ist. Drückt mir die Daumen!

Am Nachmittag unternehme ich mit Carol einen Spaziergang entlang des ausgetrockneten Flußbettes durch die Orangenhaine. Wieviele verschiedene Sorten an Orangen, Clementinen und Zitornen es hier gibt! Man kann das sicher mit den Apfelsorten in deutschen Breitengraden vergleichen. Wir gehen bis zu einem einsamen Haus, das gelegentlich vom Hochwasser überflutet wird, dort drehen wir um. Wir werden von 3 Hunden angekläfft, die wiederum von ihrem Frauchen auf englisch zur Raison gerufen werden. Das ist ein Anlaß für Carol, mit der Frau Kontakt aufzunehmen, schließlich ist es ja immer gut, seine Nachbarn zu kennen. Das Haus wird nun schon seit 5 Jahren von einem holländischen Ehepaar bewohnt. Wieder einen neuen Kontakt für Carol geknüpft - man weiß ja nie, wofür das gut ist. Ich glaube, Carol freut sich, daß ich ein bißchen Zeit mit ihr verbringe. Auf dem Rückweg sammeln wir ein paar Orangen und Zitornen ein und zu Hause gibt es dann frisch gepressten Orangensaft. Der schmeckt! Kein Vergleich mit jedem anderen Orangensaft, den ich je getrunken habe, es ist sehr süß!

Sonntag, 15. Dezember 2024

Ein "Sonn"tag

Gestern am späten Abend habe ich ein wenig mein "Netzwerk" belastet und ein paar Dinge herausgefunden, die vielleicht wieder Hoffnung machen. Zum Einen gibt es den erforderlichen Simmerring auch als Normteil, sollte also hier in der Gegend erhältlich sein. Zum Anderen scheint BMW an die Händler eine Info herausgegeben zu haben, daß man ein Entlüftungsloch neben dem Simmerring abdichten muß - diese Info scheint mein Mechaniker nicht gekannt zu haben (ich ja auch nicht). Schaun wir mal, was morgen besprochen wird.

Obwohl ich gestern dankend Heizung, Bettflasche und eine Zusatzdecke abgelehnt hatte, bin ich doch froh, die Heizung nutzen zu können - nachts wird es doch saukalt, auch in der Hütte. Tagsüber knallt die Sonne und lockt mich natürlich hinaus. Es gibt noch ein paar Dinge zu tun: ich habe gestern dummerweise ein Lebensmittelglas zur Zwischenlagerung von Motoröl mißbraucht, nun muss ich es wieder reinigen. Mit Spüli und Papier geht das ganz gut. Außerdem zerfällt meine Brille "schon" wieder. Es ist eine randlose Brille (Nasensteg und Bügel sind in die Gläser eingepresst), die ich sicher schon weit über 10 Jahre besitze und bereits einige Male wieder richten lassen habe. Vorgestern habe ich anscheinend darauf geschlafen, was ihr nicht gut getan hat, also muss ich jetzt selbst Optiker spielen - ob ich das kann? Wir werden sehen, wie lange das hält.

Im Lauf des Tages stehe ich Carol und James ein bißchen in den Füßen oder reiche eine Hand, ansonsten ist Faulenzen, Essen und ein wenig Lernen angesagt. Am Abend gehe ich auf ein Glas Wein rüber ins Haus und wir unterhalten uns ein wenig.