Samstag, 1. Februar 2025

600.000 !!!

Ich bin tatsächlich früh auf heute. Das Zelt ist wieder naß vom Kondenswasser, aber ich bekomme es ziemlich gut trocken. Heute morgen ist mir wieder - im Gegensatz zu gestern - ziemlich stark schwindelig und das ändert sich leider über den ganzen Tag nicht. Bestärkt mich auf jeden Fall, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ohne Frühstück brechen wir bereits um halb neun auf - ich will ja dem Regen entkommen.

Das Navi soll uns auf schnellstem Weg nach Palermo bringen - allerdings ohne Schnellstraßen. Ich bin sehr überrascht, wieviele Kurven uns dennoch präsentiert werden. Sonderbar - die Straßen sind auch oft ziemlich klein - na ja, der direkte Weg führt über die Berge und da gibt es eben nur kleine Kurvenwege. Aber gesperrt? Und natürlich wieder ohne Umleutungsangebot. Zwei Autos nehmen den Weg in Angriff, da folgen wir doch gleich, in der Hoffnung, daß dies keine Anlieger sind, die bereits nach ein paar Metern zu Hause sind. Nein, wir kommen tatsächlich dort raus, wo wir hinwollten - aber es ist schon klar, warum die Straße gesperrt ist: tiefe Bodenwellen, riesige Scshlaglöcher, abgerissene Asphaltkanten, einfach miserabler Zustand. Einige Kilometer gondeln wir auf "vernünftigen" Straßen dahin, dann das nächste Sperrschild: nur für Anlieger und Landwirtschaft - mit der Kuh sind wir natürlich Landwirt! Ein gutes, aber steiles Sträßchen führt uns weit hinauf in die Berge. Schön. Aber kaum sind wir oben, fallen die ersten Regentropfen - die sollten doch erst in 3 Stunden fallen?! Nach einigem überlegen, gebe ich dann doch nach, ziehe Überhose und Lenkerstulpen an - beides hätte ich ohnehin in Genua auspacken müssen. Natürlich hört es auf zu regnen, als ich eingepackt bin, aber die Klamotten helfen ja auch gegen Kälte - also kein Fehler. Tatsächlich bleiben wir den ganzen Tag trocken!

Punktgenau direkt am Hafen rutscht der Kilometerzähler auf die 600.000 km!!! Was für eine Leistung, meine liebe Lisl! Und das, obwohl ich Dich sehr oft sehr stiefmütterlich behandle! Braaaaaave Lisl! Ich bin echt stolz auf sie! Wenn wir zu Hause sind, bekommt sie einiges an Aufmerksamkeit, es gibt vieles zu fixen.


Die Fähre wird sich um 1 h verspäten, d.h. erst um 23:30 Uhr ablegen - jetzt ist es 13 Uhr. D.h. wir müssen eine lange Zeit überbrücken. Der Hafen wird wohl gerade umgebaut oder saniert, er ist eine einzige Baustelle. Es gibt kein Terminal oder einen Parkplatz, wo man sich aufhalten könnte, also fahren wir erstmal ein Stückchen in die Stadt. Ein nettes kleines Restaurant lädt auf eine Tagliatelle und ein Eis zum Nachtisch ein. Jetzt habe ich wenigstens einmal Pizza und einmal Nudeln in Italien gegessen! Hier kann ich aber nicht die ganze Zeit verbringen, also verziehen wir uns die nächsten Stunden wieder bewährtermaßen zu McDonalds (ohne etwas zu verzehren).


Beim Boarding haben wir Vorrang, die Lisl steht "nur" auf dem Seitenständer. Ob das gut geht? Auf jeden Fall erreiche ich als erste die 4er-Kabine und suche mir mein Bett aus, Klasse. Endlich im Warmen, ohne Wind und gemütlich! Es ist jetzt ca. 22 Uhr, Abfahrt der Fähre ist erst um 23:30 Uhr.

Freitag, 31. Januar 2025

"Heim"wärts

Ich hatte ein schönes Bett im 3-Bettzimmer des Hostels, diesmal sind es keine Stockwerkbetten. Außer mir, waren noch 2 Betten belegt, aber die Besitzer habe ich am Abend nicht getroffen. Ich dachte, es wären halt noch 2 Mädels. Mitten in der Nacht - sicher weit nach Mitternacht - stolpern 2 arabisch sprechende Jungs herein, rumoren, unterhalten sich und schließen polternd das Fenster, neben dem ich schlafe und schnarchen dann sehr lautstark. Das muss man halt aushalten. Was man nicht aushalten muss, ist, daß sich die Beiden beschweren, wenn ich nachts mit Taschenlampe auf die Toilette gehe, morgens um 8 Uhr mein Handy abhöre oder um 10 Uhr etwas lauter mein Gepäck zusammenräume. Ziemlich repektlos, die Beiden.

Egal, ich konzentriere mich auf meine Vorhaben: ein Stück in die Stadt gehen, Postkarten kaufen - schreiben - wegschicken. Auf dem Rückweg gerate ich in eine lautstarke Prozession. Mit lauter Blas-Straßenmusik wird eine Statue durch die Straßen getragen zum Marktplatz, wo sie von einer anderen Statue bereits erwartet wird. Selbst zu Fuß ist hier kein Durchkommen. Ich erhalte eine Mail, daß meine Teile ausgeliefert wurden. Erst gibt es noch ein gemütliches Frühstück im Hostel und ein paar nette Gespräche mit weiteren Gästen. Dann sattle ich schnell die Lisl und hole die bestellten Lager in der Werkstatt ab. Es ist ziemlich warm hier in der Stadt - entweder staut sich die Wärme hier oder es sind die vielen Autos oder der Angstschweiß. Gegen 11 Uhr sind wir unterwegs und lavieren uns durch Catania, bis wir den richtigen Ausgang finden. 

Langweilig geht es bei starkem Verkehr über gerade Straßen durch die Ebene. Oh, ich muss das Navi ja auf "kurvig" programmieren - schon finden sie uns, die vielen Kehren und Serpentinen. Hier draußen ist es kühler, ich packe den Pullover wieder aus. Hier oben wirkt die Aussicht wie "Mai im Allgäu" mit sattgrünen Hängen und gelben Blüten. Eine junge Kuh wartet am Straßenrand - kein Zebra- oder Kuhstreifen da, also darf sie nicht über die Straße.

Wir haben ein schönes Plätzchen gefunden - mitten im Naturpark in der Nähe eines Sees. Hier ist Vogelschutzgebiet, die Frösche quaken im 3 m hohen Schilf. Am Ufer steht auch eine Schutzhütte für die Vogelbeobachtung. Ich freue mich über eine überdachte Sitzgarnitur und den Sonnenuntergang vor mir. Sehr gemütlich gibt es hier Abendessen, wobei ich 2 Putzlappen vermisse. Ich fürchte, die habe ich vorgestern in Scilla zum trocknen aufgehängt und da hängen sie sicher immer noch. So reduziert sich das Gepäck langsam. Das Zelt steht nebenan, die Lisl parkt am kaum befahrenen Straßenrand, oberhalb der kleinen Böschung. 50 m weiter ist eigentlich der Parkplatz, der heute von nur 2 Wohnmobilen genutzt wird. Das wird sicher eine ruhige Nacht.


Morgen hoffe ich, früh aufzustehen, denn um die Mittagszeit soll bereits ein Regengebiet Richtung Palermo aufziehen. Da möchte ich gerne schneller sein, auch wenn ich dann lange auf die Abfahrt der Fähre warten muss.

Donnerstag, 30. Januar 2025

Sizilien

In der Nacht ist noch ein paar mal die Sintflut hereingebrochen, am Morgen ist die Straße natürlich noch klatschnaß und der Himmel ist bedeckt. Meine Klamotten tropfen nicht mehr, sind aber auch noch nicht trocken. Jetzt endlich packe ich die Regenhose aus und ziehe sie vorsichtshalber über. Bald schon sind wir in Villa San Giovanni, von wo aus man Sizilien erreicht. Fälschlicherweise habe ich geglaubt, es führe eine Brücke hinüber, aber wir müssen die Fähre nehmen. Ohne Ticket werden wir aber nicht eingelassen. Die Fähre kommt gerade an. Der Einweiser ist sehr freundlich und erklärt mir, wo das Ticketbüro zu finden ist - es ist nur ca. 200 m. Zügig bekommen wir dort sogar das Ticket für happige 15€ - zurück zum Hafen. Die Fähre ist gerade entladen und das Boardiing beginnt - auf den Punkt haben wir das geschafft. Die Überfahrt dauert nicht lange, der Himmel wird zunehmend blauer, aber es windet stark.


Sizilien ist eine ganz andere Kategorie: es ist sehr warm, Regenhose und Pullover werde ich bald los. Messina - die Ankunfststadt - zieht sich endlos lange dahin. Im stop-and-go-Verkehr zockeln wir durch die verstopften Straßen. Man ist hier nochmal eine Klasse forscher im Verkehr, d.h. Augen auf und immer bremsbereit sein. Eigentlich sind wir hier noch langsamer als in den engsten Berg-Kehren. Endlich sind wir raus aus der Stadt, das heißt aber nicht, daß wir jetzt freie Fahrt haben. Die Küstenstraße folgt der Promenade, auf der anderen Straßenseite reiht sich Hotel an Hotel. Aus Gäßchen und Einfahrten strömen unentwegt Fahrzeuge und reihen sich in die Schlange ein. Herrliche Küstenabschnitte und tolle Aussichten wechseln sich ab mit langgezogenen Ortschaften, in denen nichts mehr vorangeht, sobald ein LKW in der Schlange steckt - 2 LKWs kommen selbst auf der - natürlich beidseitig zugeparkten - "Hauptstraße" nicht aneinander vorbei.

Endlich dürfen wir ein wenig ins Landesinnere abbiegen, Richtung Ätna. Natürlich kann man da nicht hinauffahren, aber ein Stück nähern wir uns schon dem schneebedeckten Gipfel vor strahlend blauem Himmel. Es sieht nach Neuschnee aus. Ein herrlicher Anblick. Zwei große Betonblöcke auf der Straße scheinen das Ende zu bedeuten. Aber da kommt uns ein Auto zu Hilfe - wenn das weiterfährt, können wir das auch. Ja, das Sträßchen ist klein und schlecht, aber es ist wirklich durchgängig bis zur nächsten Ortschaft. Schön.

Unmerklich sind wir in Catania angekommen, die Übergänge zwischen den Ortschaften sind fließend. Zuverlässig werden wir zur Werkstatt navigiert, ich möchte den Termin absagen und die Ersatzteile mitnehmen. Die sind aber noch nicht angekommen! Die Lieferung war innerhalb 3-4 Tagen versprochen! Die Terminabsage ist kein Problem, aber was machen wir mit den Teilen? EInfach vernichten, wenn sie dann mal ankommen? Die Lieferfirma nimmt die Teile nicht zurück, wenn man nur als Gast bestellt hat. In der Werkstatt gibt es eine freundliche junge Frau, die englisch spricht. Sie bietet mir an, die Teile nach Deutschland zu senden, sobald sie eintreffen. Kommt auf das Porto an, ob sich das lohnt?

Auf zum Hostel - sieh haben problemlos meine Buchung um 3 Tage gekürzt und den Stornobetrag erstattet. Kaum zu finden, obwohl ich direkt vor der Tür stehe. Kurz gesagt: die Lisl darf im Innenhof parken, ich bekomme ein Bett im 4-Bettschlafsaal (KEIN Stockwerkbett) im 2.Stock. Der Lift ist abenteuerlich, er ist bestimmt scchon 100 Jahre alt. Der Herbergs"vater" ist ein sehr netter junger Mann, die Einrichtung paßt perfekt zu Globetrottern. Zum Wohlfühlen. Um 18:30 Uhr finde ich jetzt auch endlich eine Pizzeria, die geöffnet ist und ich bekomme meine "echt italienische" Pizza. Guten Appetit.

Es gibt noch Einiges zu regeln bwz. organisieren: in Genua hat mich jetzt das zweite Hostel aus Altersgründen abgelehnt und sie wollen die Stornogebühren nicht erstatten. Dann muß ich noch nach einer Übernachtungsmöglichkeit zwischen Genua und zu Hause schauen. Und auch die "Häuser" verlangen mir ein paar Stunden Büroarbeit ab.

Mittwoch, 29. Januar 2025

Die Entscheidung

Heute Nacht hat es geregnet - das Tarp ist morgens noch etwas naß, das Zelt ist trocken. Schließlich kann ich alles trocken einpacken. Die Temperatur ist optimal zum Reisen - bei ca. 17 Grad, aber der Himmel ist bedeckt, d.h. der Spaßfaktor "Sonne" fällt schon mal weg. Immerhin bin ich nach dem packen ziemlich stabil auf den Beinen, d.h. ich kann um 10 Uhr bedenkenlos lostigern.

Kaum in den Bergen angekommen, ist natürlich die Straße wieder gesperrt. Diesmal gibt es sogar eine gute Alternative - auch ein schön kurvenreiches Sträßchen mit einem kleinen Umweg. Auch hier hat es geregnet, die Straße ist vielerorts noch nass und oft liegt ausgewaschener Sand oder Lehm auf der Straße. Wir schlängeln uns durch Mandarinenhaine, die Früchte sind reif und werden gerade geerntet. Auch für mich fallen natürlich ein paar ab, aber ein bißchen sauer sind sie schon.

Irgendwie fehlt mir heute weiterhin der Spaß, obwohl der Kopf ja in Ordnung ist. Ich bin satt - mag nicht mehr fahren - freue mich nicht wirklich auf die weitere Route. Ob ich hier abbreche? Den Gedanken wälze ich den ganzen Tag und lasse ihn reifen. Die letzte, östliche Etappe könnte ich ja später als separate Reise noch machen, oder?

Um 13 Uhr läuft mir ein kleiner Supermarkt über den Weg - leider gibt es nur wenig vernünftiges Essen zu kaufen. Wieder draußen, hat sich der Himmel weiter verdunkelt und ich checke den Wetterbericht. In einer Stunde soll es hier regnen? Nix wie weg da! Allerdings soll es großflächig weiterhin regnen, also suche ich mir "schnell" eine feste Unterkunft. Kaum gebucht, fallen schon die ersten feinen Tropfen - na, denen entkommen wir doch sicher? Unter einer Brücke halten wir kurz darauf an und warten den heftigen Schauer ab. Der Tankrucksack bekommt eine Abdeckung und auch die Motorradbrille ziehe ich auf, aber die Regenhose bleibt im Gepäck - wegen dem bißchen Regen.... Dumm. Sehr dumm von mir. Wir kurven nun auf 550 m Höhe hinauf, mitten hinein in die schwärzesten Wolken! Dort regnet es zwar nicht, aber der Nebel erlaubt maximal 50 m Sichtweite. Im Schritttempo tasten wir uns voran, keine Ahnung, ob die Straße vor uns geradeaus, nach rechts oder links, in einer engen oder weiten Kurve verläuft. Hier wird also der Regen geboren?! Mit jedem Meter Abstieg wird die Sicht besser, gleichzeitig werden aber die Regentropfen größer und mehr, bis wir schließlich im Starkregen durch die Bäche auf der Straße rollen. Jetzt ist es schon zu spät, die Regenhose noch anzuziehen. Das Wasser steht im linken Stiefel und auch das rechte Bein ist klitschnass. Es sind ja nur noch wenige (ca. 20) Kilometer - aber die haben es in sich. Das Navi vermeidet brav die kostenpflichtige Autobahn, aber die wäre hier sicher besser gewesen. Statt in der Dauerdusche über die Berge zu zirkeln, wären wir schnell und trocken durch den beleuchteten Tunnel unter den Bergen ans Ziel gekommen.

Jetzt stehen wir vor dem "Hotel", das als solches nicht zu erkennen ist. Es ist eines von diesen automatischen (ohne Personal), die man nur mit Zugangscode öffnen kann. Dazu muss man sich online registrieren, was aber nicht funktioniert, denn die App akzeptiert meine Daten nicht. Es gibt noch eine Telefonnummer; nach langer Rufzeit und dreimaligem Wechsel des Telefonpartners will mir eine Dame die Anweisung per Whatsapp schicken. Nix kommt. Mindestens 5 mal muß ich anrufen, ich stehe (mit Helm) im strömenden Regen vor der Tür. Dann bekomme ich mündlich einen Code, den ich gleich eingebe. Aber statt des Zimmer 5 gibt es da nur ein Treppenhaus. Das andere Ende der Telefonleitung schweigt. Lange Rede, kurzer Sinn: nach ca. 20 min kann ich ein Zimmer beziehen, ohne auch nur einen einzigen Menschen zu sehen. Schöne neue IT. Ich kann jetzt nur hoffen, daß meine Klamotten und Schuhe bis morgen einigermaßen trocken werden. Eigentlich wollte ich in diesem Ort endlich mal italienisch essen gehen, aber bei diesen Wasserspielen jagt man nichtmal einen Hund vor die Tür.

Meine Gedanken sind gereift, die Entscheidung steht, ich werde die Tour hier beenden. Ich muss noch ein bißchen was organisieren, den Werkstatttermin absagen, eine Fähre nach Genua buchen und hoffen, daß ich ohne Frost über den Brenner bis nach Aschbuch komme. Unterwegs vielleicht noch eine Übernachtungsmöglichkeit finden?

Dienstag, 28. Januar 2025

In Trance

Ich bin schon sehr früh wach - wir machen uns bereits um halb zehn auf die Socken (oder Reifen). Die Schwindelei gefällt mir heute nicht so gut, hält auch beim Fahren noch an. Viele Kurven sind wir mittlerweile gewöhnt, sie entlocken mir keine Jauchzer mehr. Dennoch sind diese vielgewundenen Bergsträßchen natürlich viel schöner als langweilig gerade Küstenstraßen. Nach vielen, vielen Kilometern und Kurven verengt sich die Straße, die Büsche vom Bankett ragen immer weiter in die Straße, der Belag wird abenteuerlich und dann ist Schluss mit der SP241. Einfach so! Ohne Vorwarnung hört der Weg im Nirwana auf. Alles wieder zurück? Keine Lust! Nach ca. 2 km biegt ein Sträßchen ab, das mein Navi gar nicht kennt - na, das wird was sein. Aber da es die einzige Alternative ist (auf Google ist hier übrigens etwas zu finden), versuchen wir es. Die ersten 2 Kurven auf schmalem, aber gutem Asphalt sind vielversprechend. Es geht ebenso weiter. Und dann taucht ein bewohntes Haus auf, einige hundert Meter weiter noch eines. Scheint doch ab und zu berfahren zu sein, diese Straße - hoffentlich ist es nicht wieder eine Sackgasse. Zum Glück nicht - nach nicht allzulanger Zeit stoßen wir auf eine größere Straße - hier in den Bergen ist es tatsächlich schwierig, passende Durchfahrten zu finden.

Wir nähern uns wieder der Küste, die Straßen verlaufen gerade, es wird ziemlich warm. Meine Gedanken sind irgendwo im Nirgendwo, ich habe keinen Spaß mehr an der Fahrerei. Wie in Trance folgen wir der Straße bzw. dem Navi. Ich denke darüber nach, die Reise abzubrechen und den letzten, östlichen Teil einfach wegzulassen. Griechenland kann man ja vielleicht auch noch ein anderes Mal anschauen? Außerdem sollte ich mich um meine und Lisls Gesundheit kümmern. Ich werde in Catania nochmal ein paar Tage darüber nachdenken.

Für 16 Uhr ist Regen angekündigt - die Vorboten in Form eines kräftigen Windes spüren wir bereits um halb drei Uhr. Bis zur Küste ist es nicht mehr weit, Hostels sind aber nicht billig und auch ein ganzes Stück entfernt. In 11 km kündigt eine App einen Campingplatz mit Rasen dirket am Meer an, das werde ich mir anschauen. Der Platz sieht nach Baustelle aus, 2 Männer unterhalten sich. Vielleicht ist ja einer davon der Besitzer? Ja, zelten darf ich hier. Allerdings gibt es keine Toiletten, die sind im Umbau. Strom gibt's auch nicht, aber Wasser und anscheinend soll ich nichts bezahlen. Das passt für mich. Gegen den Regen ziehe ich das Tarp noch übers Zelt, da habe ich mehr Stauraum und kann dem Eingang auch bei Regen offen lassen. Gerade als ich fertig bin, fallen die ersten Tropfen. Gegenüber gibt es eine Art offene Garage, da stehen auch ein paar Gartenmöbel rum, auf denen ich gemütlicher sitze als im Zelt.


Montag, 27. Januar 2025

Abenteuerliche Abwege

Boah, war das ein Tag!

Kein Marokkanaer weit und breit, weder gut noch böse. Dafür aber eine Invasion von Schnecken - winzige Dinger bevölkern das Zelt. Immer noch ziemlich schwankend stehe ich gleich nach dem Wachwerden um halb 9 Uhr auf, koche einen Tee und packe parallel dazu schon mal ein. Bereits nach weniger als 2 Stunden sind wir abfahrtbereit! Ab in die Berge (nach Osten).

Natürlich gibt es wieder viele Kurven, darum fahren wir ja in die Berge. In einem Bergdorf schnuppert meine Nase Backduft und tatsächlich, da ist eine Bäckerei, und die hat sogar offen! Lecker! Sogleich gibt es eiin (leider kaltes) Stück Thunfischpizza, aber die schmeckt trotzdem traumhaft. Die "vielen Kurven" werden unendlich viele und zum großen Teil auch Serpentinen. Zuverlässig tuckert die Lisl auch im zweiten Gang bei Standgas durch alles was da kommt - sie ist halt einfach eine Liebe! Immer kleiner und schmutziger wird die Straße, abgebrochene Äste und Sägemehl zeugen von Sturm oder Schneelast. Wir sind mittlerweile auf 900 m und am Straßenrand taucht ein wenig Schnee auf. Auf der Sonnenseite der Berge durchqueren wir Hochweiden, ein Bauer treibt sein Vieh auf eine andere Weide. Viele stehen unter Wasser oder sind noch schneebedeckt. Mir schwant so langsam, daß diese Straße kaum befahren ist. Schließlich landen wir an einer Kreuzung, wo 3 Erdwege abzweigen. Oh je, das ist ja nur noch Fels und ausgewaschene Erde, steil bergauf! Nein, das tun wir uns nicht an. Nochmal das Navi gecheckt - oh ja, das war falsch. Der zweite Erdweg scheint unter der Erde tatsächlich asphaltiert zu sein und er führt in vwernünftigem Zustand weiter. Aber dann wird der Zustand schlimmer und schlimmer, Äste hängen über den Weg und auf dem Boden liegen immer mehr und immer größere Knüppel herum. Mir wird mulmig im Magen - ob wir hier je wieder herauskommen? Im Wald liegt dann etwas Schnee auf der Straße - na ja, die paar Meter machen wir schon. Es wird natürlich schlimmer, denn es geht weiter bergauf - wir sind jetzt bei 1150 m. Nachdem wir einen Gestrüpphaufen hinter uns gelassen haben und vor uns ein großes Schneefeld liegt, checke ich nochmal das Navi - die Straße wird wohl bis auf fast 1300 m hoch führen! Ne ne, da lasse ich dann doch lieber den Verstand über meinen Dickkopf siegen und wir kehren enttäuscht um. Gut 20 km müssen wir die SP388 zurück, bis sich eine Alternative ergibt. Hinein in die Berge war ja einfach, wieder heraus scheint deutlich schwieriger zu sein.
        
Aber auch diese führt über hohe Berge.  Und hier wird der Weg ebenfalls kleiner und kleiner, schlechter und schlechter. Erdbedeckt führt er in den Wald - ein nettes Picknickplätzchen (im Sommer) tut sich auf. Irgendwie gibt es leider keine Alternative als die gesamte Tagesstrecke zurückzufahren und das kommt auf keinen Fall in Frage. Also weiter! Das Sträßchen bleibt asphaltiert (zumindest rede ich mir das ein), hat allerdings sehr tiefe Bodenwellen und schrecklich viele, tiefe Schlaglöcher. Und natürlich Serpentinen! Ein Bergbrunnen lacht uns an! Frisches Wasser?! Da tausche ich alles noch vorhandene Wasser. Blaue Krokusse sprießen bereits - ein herrliches Plätzchen, auch zum Zelten geeignet - aber leider zum falschen Zeitpunkt. Wir halten durch und kommen nach ca. 20 km an eine etwas größere Straße, die nun sogar wieder bergab führt. Erleichterung. Mit jeder Abzweigung wird nun unser Weg besser und die Straße breiter, bis wir wieder auf einer "venünftigen" Straße sind. Nun aber rasch - wir sind noch weit entfernt von unserem Tagesziel.


Schließlich kommen wir an einem Spot an, wo es angeblich Übernachtungsmöglichkeit gibt. Ja, ein schöner Parkplatz mit Ausblick über das Tal. Aber - gefühlt haben wir heute unser Soll immer noch nicht ganz erfüllt und bis Catania ist es noch ein Stück. Außerdem ist es erst halb vier. Noch ein halbes Stündchen fahren? Die Kurvenorgie geht genauso weiter. Plötzlich verkündet die Lisl mit 2 lauten Fehlzündungen, daß sie heute noch kein Futter bekommen hat. Hier? Auf einer Nebenstraße mitten in den Bergen? Die nächste Tankstelle ist laut Tante Google zum Glück nicht weit, in Lauria. Um in die Ortschaft hinein- und auch wieder herauszukommen, müssen wir sehr steile Serpentinen fahren, der Sprit kostet hier 2 €! Jetzt ist es es höchste Zeit für einen Schlafplatz, aber hier ist nichts zu finden - also weiter. Die Sonne schwindet, ich bekomme ein bißchen Streß. Letztendlich finden wir ein Plätzchen: zwischen verstreuten Häusern ein stieles Sträßchen hinauf und dann über dem Autobahntunnel liegt ein kleiner ebener Platz. Auf etwa 600 m Höhe haben wir jetzt um 17 Uhr nur noch 7 Grad - das wird kalt heute Nacht.