Samstag, 25. Januar 2025

Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt...

Heute stehe ich schon um 8 Uhr auf. Es ist neblig, das Zelt tropft von Kondenswasser und mein Thermometer zeigt -1 Grad an! Aber es ist nichts gefrorern. Ohne Früchstück beginne ich zu packen...dann taucht die Hausbesitzerin auf. Sofort bedanke ich mich auf enlisch, daß ich hier nächtigen durfte, aber es stellt sich heraus, daß sie kein englisch spricht. Sie fragt mich, ob ich gerne eine Tasse Kaffee möchte, das lehne ich freundlich dankend ab. Sie wünscht mir noch gute Fahrt, dann gehen wir alle unserer Wege. Um halb zehn, sind wir soweit: bei 3 Grad und dichtem Nebel brummt die Lisl. Die Straße ist naß, hoffentlich nicht glatt. Bei Null Sicht und Angst vor Eis schleichen wir dahin, die Linnke mutiert zum Scheibenwischer, während die Rechte sorgsam Gas und Bremse bedient. Nach einer Stunde haben wir erst 30 km geschafft - so wird das heute nichts mit der "langen" Etappe.

Frühstück möchte ich trotzdem haben - die erste Pizzeria hat nur Kaffe und (noch) nichts zu essen. Das nächste Cafe hat findet zwar mit Mühe einen Teebeutel, aber die Croissants sind bereits aus. Wieder nichts. Auch Bäckereien sind unauffindbar (dafür gibt es überall Friseure, die in Norwegen Mangelware sind), lediglich eine Konditorei liegt am Wegesrand. Aus lauter Verzweiflung kaufe ich dort ein paar süße Teilchen ein, die sehr kompakt sind.

Im Blindflug geht es weiter durch das Tal, die Straßen verlaufen meist gerade, sind aber wieder mit Löchern gespickt. Gelegentlich dringt die Sonne etwas durch, dann werden schemenhaft die Bergkonturen sichtbar und wir könnten etwas schneller fahren, aber da gibt es garantiert Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 50 km/h. Ein ganz kleines Stück landen wir auf der kostenpflichtigen Autobahn, da darf die Lisl ein bisschen rennen. Macht aber im Endeffekt kaum etwas aus. So zockeln wir um Neapel herum, werden vom Navi mitten durch Pompei geleitet. Wenn ich dieses Navi ´nicht hätte, wir wären total verloren! Es lotst uns sicher über alle großen Straßen und durch die kleinsten Gäßschen. Richtung Sorrent müssen wir durch einen langen Tunnel - ich hoffe, dies ist nicht auch ein Vulkan?

Danach dürfen wir die malerische sorentinische Küste entlang tingeln. Hier ist Schrittgeschwindigkeit angesagt, was aber auch die Möglichkeit bietet, herrliche Ausblicke zu genießen. Ein mikro-kleines, steiles Gäßchen führt uns das Navi noch - gut daß außer uns hier kein Fahrzeug unterwegs ist. Hat Spaß gemacht.
Bereits kurz nach 15 Uhr haben wir doch unser heutiges Ziel erreicht - ein öffentlicher Parkplatz in Massa Lubrense. Von hier haben ir Ausblick auf Capri! Parkgebühren gelten doch sicher nicht für uns? Mit dem Zeltaufbau warte ich besser, bis es dunkel ist, solange schaue ich in der Ortschaft nach Verpfelgungsmöglichkeiten. Google weiß leider auch nicht alles - die Pizzeria eröffnet erst Ende Februar wieder und die Bäckerei ist nicht mehr existent. In einem Krämerladen bekomme ich etwas Käse und eine Semmel. Und in einer kleinen Bar am Marktplatz gibt's Eistee mit einem Pizzastück aus der Mikrowelle. Das "richtige" Italien muss ich wohl erst noch finden!


Das ist Capri. Die Sonne ist nicht rot und auch noch nicht versunken, nur verschwunden. Schade. Die Großwetterlage verheißt leider auch nichts Gutes, in den nächsten Tagen werden wir bestimmt noch naß.

Freitag, 24. Januar 2025

Aus der Römerzeit

Die Sonne knallt vom Himmel, es ist richtig warm. Der Pullover wandert ins Gepäck als wir um 11 Uhr losfahren. Bereits nach 15 km jedoch stottert die Lisl ordentlich, es riecht nach Benzin. Sofort halten wir an - am rechten Vergaser läuft Sprit aus wie aus einem Brunnen. Ein paar Streicheleinheiten für den Schwimmer können das Problem zum Glück sehr schnell lösen.

Über rissige, löchrige, manchmal miserabel geflickte und von Müll gesäumte Straßen quälen wir uns im Tal durch endlose Industriegebiete in Richtung Berge. Während die 2000-jährigen Prachtbauen in Rom sehr gut gepflegt sind, wirken diese Straßen schon eher wie Überbleibsel aus der Römerzeit. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit landen wir hinter einem schwarz rußenden LKW oder Lieferwagen. Auch die Italiener scheinen Kreisverkehr zu lieben, denn Kreisel gibt es alle paar Kilometer, auch wenn es gar nichts zu kreiseln gibt - auch eine Art der Verkehrsberuhigung. Schöne Kurven und einsam Sträßchen bleiben uns vorerst leider verwehrt. Endlich lockt mich eine Pizzeria, das ausgefallen Frühstück zu kompensieren - aber sie ist geschlossen. Irgendwie ist heut der Wurm drin. Auch die nächste Trattoria nach einigen Kilomentern bietet nichts zu essen an. Immerhin ist der Geist nun gestärkt, denn wir dürfen herrliche Kurven und Serpentinen genießen. Manchmal ist dabei nicht klar, welche der Asphaltstreifen in die Irre führen und welche unserer Route entsprechen. Auf diese Weise landen wir einmal ganz oben auf dem Gipfel bei einem Funkturm. Vor uns tauchen schneebedeckte Berge auf. Dann gibt es doch an einem Kreisel eine Bar, die eine Kleinigkeit zu essen anbietet.

Den heute Morgen ausgewählten Nachtplatz finde ich leider nicht. Wir folgen darum der Ausschilderung zu einer Höhle, da gibt es sicher einen Parkplatz. Stimmt. Aber davor ist ein Gittertor, das nachts geschlossen wird. Mist. Also wieder zurück in den letzten Ort. Ein schmaler Zufahrtsweg führt hinunter zu einem Gutshaus - das Torportal ist verschlosssen und mit einer Kette gesichert. Sieht so aus, als ob da heute keiner mehr rein will. Ganz frech stelle ich also das Zelt in einer Mauerecke vor dem Tor auf. Um halb sechs kommt dann doch ein Auto angefahren. Der Mann spricht englisch, die Frau dient als Telefonkontakt zum Besitzer des Anwesens. Bevor die Beiden etwas sagen können, frage ich, ob ich nur eine Nacht hier bleiben könne. "Nein." Aber es ist schon spät, ich habe überall gesucht und nichts gefunden, es dauert lange, wieder alles zu packen und in der Nacht findet man nichts - jammere ich. Rückruf beim Besitzer - ja gut, ich kann bleiben. Sie ziehen wieder ab, kommen aber gleich wieder. Der Mann erklärt mir, dass der Besitzer die Alarmanlage anschalten wird (was nicht funktioniert hat), die anspringt, wenn ich das Tor berühre oder gar drüber steige. Und die Anwohner passen auf! Aber ja, wir stören ja hoffentlich niemanden in unserer Ecke und ich werde sicher nicht einbrechen! Wenn die Sonne da ist, werden wir verschwinden. Ok. Das ist das erste mal auf dieser Tour, dass mich jemand loswerden wollte. Heut Nacht wird es wieder kalt werden.

Für morgen nehmen wir uns ein größeres Stück vor - ich muss wieder etwas aufholen, damit der Zeitplan mit Catania passt. Außerdem möchte ich ungern wieder mit Schwerlastverkehr kämpfen müssen und Neapel gerne "weitläufig" umfahren, soweit das überhaupt geht.

Donnerstag, 23. Januar 2025

Rom

Wir sind nun ein ganzes Stück weiter östlich - das macht sich bei Sonnenauf- und -untergang sehr bemerkbar: um 8 Uhr wird es schon hell! Was (leider) nicht heißt, daß ich früher auf den Beinen bin. Bei Tageslicht betrachtet, haben wir doch ein schönes Plätzchen gefunden. Gestört werden wir kaum - lediglich ab und zu fährt ein Auto vorbei. Der Weg ist hier anscheinend nicht zu Ende, ein ganzes Stück weiter scheint ein beliebter Windsurfstrand zu sein. Auf der südlichen Seite steht ein Angler in der Brandung. Die Passanten grüßen lediglich freundlich, keiner beschwert sich. 

Nach wie vor windet es ordentlich, im Süden tauchen schwarze Wolken auf, denen ich gerne entkommen möchte. Abbau. Auch das ist nicht ganz einfach bei Wind, schließlich soll das Zelt ja nicht fortgeblasen werden. Es ist schon wieder 11 Uhr! Die Route führt nach Südosten in die Berge, dann nach Rom und weiter nach Süden. So der Plan. Die dunklen Wolken hängen jetzt allerdings über den Bergen im Osten, soll ich die Route nicht doch noch ändern?

Ich bekomme Nachricht von Matteo und den Kontakt zu einer Werkstatt in Catania. Jetzt muss ich also Lisls Reparatur organisieren. Da ich hier kaum Internet habe, steuern wir zuerst McDonalds an, bestellen die Lager und geben unseren Zeitplan bekannt. Auch der Wasserkanister ist wieder aufgefüllt. Los geht's - die urpsrüngliche Route bleibt. Kurve an Kurve klettern wir hinauf in die trüben Wolken. Von Kurve zu Kurve wird mein Grinsen breiter, bis das Gesicht zu Ende ist. Die Kurven gehen weiter. Diue Straßen hier sind breit aber ziemlich rissig und meist sprießt schon Gras daraus hervor. Die Landschaft mit ihren runden Bergkuppen, den grünen, dicht grasbewachsenen Hängen und Mischwäldern mutet etwas heimisch an. Kleidung und milde Temperatur passen perfekt zusammen und die dunklen Wolken behalten ihr Wasser bei sich. Sie haben sich vermutlich in der Nacht schon ausgetobt, denn die Straßen sind naß, feuchter Schlamm säumt die Straßenränder und die Weiden stehen oft unter Wasser.

Was will ich in Rom? Nur das Kolosseum von außen sehen. Das liegt mitten in der Stadt - mir graust schon vor dem Verkehr. Die Zufahrtstraßen sind wie üblich viel befahren und die Autobahnkreuzungen schwierig zu taxieren. Dann aber lotst uns das Navi in die Stadt, teilweise kleinste Gässchen, teilweise "einfach" nur Straßen aller Art. Ja, es ist viel los, natürlich massenhaft Scooter, die IMMER Vorfahrt haben. Aber Marokko war eine gute Lehre - einfach fahren! Das eine oder andere protzige, historische Gebäude säumt unseren Weg. Erstaunlich entspannt und ohne Stau stehen wir plötzlich direkt vor der riesigen Arena. Hinein will ich nicht, ein Foto genügt mir. Leider nicht ohne Japaner.... Zur Hälfte können wir das Gebäude umrunden und einen kurzen Blick ins Innere erhaschen, dann führt der Weg wieder ebenso streßfrei aus der Stadt hinaus, Richtung Strand. 

Ich habe mich nicht besonders um ein Nachtlager gekümmert, gehe davon aus, am Strand etwas zu finden. Leider ist das nicht so - der Küstenstreifen ist dicht bebaut, hauptsächlich mit Restaurants oder Hotels. Alle Zufahrten sind mit Gittern versperrt, auf der anderen Straßenseite gibt es nur dichtes Gestrüpp und vermüllte Ausweichbuchten. Ein Parkplatz an der Promenade mit Zugang zum öffentlichen Strand lädt zur näheren Besichtigung ein, Google warnt vor "Spritzen im Dand" und da kommt mir auch schon ein Typ mit so einem Ding in der Hand entgegen. Weg hier! Um 5 Uhr geht die Sonne unter und - zack - ist es dunkel! Mist. Weit und breit kein Hinweis auf einen möglichen Schlafplatz - keine meiner Apps bietet etwas an. Aus lauter Verzweiflung fahre ich zwischen den Wohnhäusern in kleinste Sackgassen, die am Strand enden. Hier ist ntürlich Parkverbot und es wird abgeschleppt. Bei der dritten Sackgasse bleibe ich dann trotzdem - die Lisl schiebe ich 10 m Richtung Strand auf einen Plattenweg. Das Zelt wird direkt vor einem Wohnhaus unter einer Palme am öffentlichen Strand aufgebaut. Soweit ich das bei Nacht beurteilen kann, ist das ein herrlicher langer Sandstrand mit feinstem Sand. 

Heute gibt es noch selbsgemachten Gemüseeintopf. Rezept: 1/2 Zwiebel, je 1 Kartoffel, Karotte, Tomate, etwas gekörnte Brühe und Pepperoni. Guten Appetit!

Mittwoch, 22. Januar 2025

Schippern

Angeblich gibt es eine weitere Bar, die die ganze Nacht geöffnet hat, auch dort finde ich eine Sitzbank, die zum Schlafen geeignet ist. Als ich gerade beim Einschlafen bin, werde ich von der Barkeeperin geweckt: in 20 min wird geschlossen, ich kann hier nicht bleiben. Die letzte Möglichkeit sind Sitzbänke in einem Selbstbedienungsrestaurant, bei denen aber jeder Platz mit Armlehnen abgetrennt ist, d.h. nicht zum Liegen geeignet. Letztendlich verstecke ich mich in einer Flurecke hinter 2 Aufstellern auf dem Boden. An schlafen ist kaum zu denken, nennen wir es "Augenpflege". Um 8 Uhr macht die gemütliche Bar wieder auf - 3 min vor 8 trete ich durch die unverschlossene Tür ein und werde von der Bardame schon wieder hinausgeworfen: erst ab 8 Uhr! Die drei Minuten später lasse ich mich dann gemütlich nieder. Kaum lege ich mich jedoch hin, ist sie wieder da: das ist eine Bar, hier wird nicht geschlafen! Auch ein junges Pärchen wird der Bar verwiesen, als sie ihr eigenes Frühstück auspacken. Mann, ist das ein unfreundliches Personal hier! Diese Fähre ist für Deckspassagiere maximal ungeeignet. Mein Dickkopf möchte sich gerne mal wieder durchsetzen, darum suche ich mir später einen Bereich in der Bar, der vom Tresen aus nicht einsehbar ist und dort lege ich mich dann tatsächlich flach - ätsch.

Später gibt es wieder ein paar organisatorische Dinge zu erledigen, die offline vorbereitet werden können. Als wir Korsika / Sardinien passieren gibt es eine Zeitlang Internet, dann bin ich wieder offline. Nun möchte ich noch ein wenig lernen, aber da setzt zuerst Musik vom Band und später live in voller Lautstärke ein - da helfen auch meine Ohrenstöpsel nicht. Ausweichmöglichkeiten gibt es kaum, denn die meisten Bars oder Cafes sind mittlerweile geschlossen und die Menschen werden "zusammengetrieben" - das ist gar nichts für mich!

Ziemlich pünktlich um 19 Uhr erreichen wir Civitaveccia. Bis wir von Bord sind dauert es natürlich wieder ein Weilchen. Es ist schon stockdunkel - kein Mond oder Sterne - die Straße ist naß, der Himmel bedeckt und es windet; die besten Voraussetzungen, um einen Zeltplatz zu suchen. Das Navi führt uns sonderbare, zugewachsene Schlaglochwege aus dem Hafen, dann ein kurzes Stück "vernünftige" Straße, um bald schon auf dem Weg zum vorher über Google streetview ausgewählten Platz zu sein. Dieser endet auf einem großen Erdplatz direkt am Meer, den große Pfützen bedecken. Morgen wird sich bei Licht zeigen, ob wir ein schönes Plätzchen gefunden haben. Zeltaufbau bei Dunkelheit und Wind geht nicht ganz ohne Blessuren beim Einschlagen der Häringe ab. Heute Nacht habe ich hoffentlich Ruhe...

Dienstag, 21. Januar 2025

Warten....ciao Espana

Die Lisl steht noch genauso schief da, wie ich sie gestern geparkt habe. Niemand scheint es gekümmert zu haben. Da das Frühstück heute im Preis inbegriffen ist, nehme ich das natürlich mit - wir verlassen das Hostel so gegen 10 Uhr. Da ich in Italien von teureren Spritpreisen und auf dem Schiff von hohen Futterpreisen ausgehe, bekommt die Lisl nochmal Saft und ich einen Sack voller Backwaren. Dann suchen wir uns ein Plätzchen in Hafennähe, um den Tag zu verbringen. Bei McDonalds werden wir fündig - dort gibt es immer Strom und keiner nervt, wenn man nichts konsumiert. Ich kümmere mich um die Route in Italien, Bezugsquellen für das erforderliche Lager und einen passenden Schlafplatz bei Ankunft in Italien.

Gegen 18 Uhr werden die Schranken am Hafen geöffnet und wir können in den Wartebereich vorfahren. Hier stehen wir nun unendlich lange, nach einer Ewigkeit gesellen sich noch 2 weitere Motorräder dazu. Die Lisl ist wieder eine Attraktion - im Gegenzug bekommen ich von dem hondafahrenden Italiener noch die Adresse einer BMW-Werkstatt in Salerno. Laut BMW gibt es in ganz Italien keine "offiziellen" BMW-Vertragswerkstätten, darum habe ich auch nichts finden können. Die genannte Werkstatt ist also eine "freie" Werkstatt, die sich allerdings ausschließlich um BMWs kümmert. Ich meine, diese Mechaniker sind oftmals besser als die vertraglichen Werkstätten.
Es fängt an zu regnen, während unter lautem Getöse Hunderte von Containern durch den Ladebereich geschleppt werden. Endlich dürfen wir einem Führungsfahrzeug folgen, das uns bis zur Laderampe des Schiffes geleitet. Dort werden immer noch die letzten Container verladen, dann sind wir dran. 3 Stockwerke müssen wir hinauffahren, das habe ich auch noch nicht erlebt. Dann schnell mein Gepäck krallen, den Aufgang zum richtigen Deck finden und dort einen Schlafplatz suchen. Im dritten Anlauf bin ich zufrieden - eine Couch in der Bar. Um kurz vor 11 Uhr abends laufen die Maschinen. Ob wir uns wirklich schon bewegen kann ich nur mit der Navi-App feststellen, die normalerweise unsere Fahrt aufzeichnet, denn an meinem ausgewählten Platz sind die Vorhänge zugezogen und man darf sie auch nicht öffnen. Internet ist auf See natürlich ein No-Go.
Kaum habe ich mich niedergelassen, kommt der Sicherheitsdienst und wirft mich (und andere Deckspassagiere) raus - die Bar schließt um Mitternacht - Mist! Es war doch so bequem...

Montag, 20. Januar 2025

Neuer Vorderreifen

Sieht so aus, als ob ich mich etwas erkältet habe, ich fröstle (kein Wunder bei 5 Grad) und muss einige Male nießen. Natürlich genau in den engsten Kurven. Die Fotofinger sind eingefroren, d.h. heut wird es wohl kaum Bilder geben. Aber es gibt ja auch nichts Besonderes zu sehen, nur zu erleben - die Kurventour entlang des Ebrotals, die uns definitiv endgültig aufweckt. Ich bin früh aufgewacht und habe auch sogleich zusammengepackt: für 10 Uhr ist Regen angesagt. Kurz davor brechen wir auf. Wetterbedingt möchte ich nun auf dem schnellsten Weg nach Barcelona, wo ich bereits ein Hostel gebucht habe. Allerdings akzeptiert mein Navi die Optionsänderung nicht, da kein Empfang - muss ich eben später nochmal korrigieren. Um halb elf erwischen uns dann einige feine, nadelartige Regentropfen und zwingen mich, die Motorradbrille aufzusetzen. Bald werden die Straßen größer und befahrener, wir reihen uns in die Schlange hinter den LKWs ein, bis wir schließlich auf der Autobahn landen. Eine (sehr teure) Raststätte lädt zum Frühstück mit Aufwärmen ein.

Nach einer längeren Pause brechen wir nun endgültig nach Barcelona auf. Rechts blauer Himmel, links drohen schwarze Wolken (erinnert mich irgendwie an die politische Landschaft in Deutschland). Autobahnkreuze und Stadtverkehr stressen. Die Werkstatt, die den neuen Vorderreifen bestellt hat, ist so klein, daß ich sie glatt übersehe, obwohl ich direkt daran vorbei komme. Wir parken nur 50 m entfernt. Der Reifen - der innerhalb von 2 Tagen geliefert sein sollte - ist noch nicht da, vielleicht morgen. Aber für morgen möchte ich die Fähre buchen, das ist ziemlich unsicher. Der Chef bietet mir einen anderen Reifen an (Mitas), der bereits 100 km gelaufen ist. Mit Montage solle er nur günstige 60 € kosten! Da bin ich sofort dabei, zumal ich ohnehin mit dieser Reifenmarke geliebäugelt habe - da probieren wir es gleich mal aus. Aber wie das so ist, wenn man mit reparieren anfängt - es stellt sich heraus, dass Lisls Pendelei doch das Lenkkopflager ist! Das passt mir gar nicht in den Kram. Wir lockern es etwas, aber ich muss es wohl möglichst schnell wechseln - da habe ich wieder eine Aufgabe. Übrigens: ich hatte heute keinen Termin, wurde aber sofort bedient! Das ist deren Philosophie: Reisenden wird schnellst- und bestmöglich geholfen. Und sehr günstig obendrein! Tolle Werkstatt.

Auf zum Hostel, es wird schon langsam dunkel. Nur 9 km, aber im Feierabendverkehr durch die Innenstadt, mehrspurig, stopp & go, Unfall, Einbahnstraßen. Ich muss die Navigations-App wechseln, denn meine möchte ständig falsch herum in Einbahnstraßen einbiegen. Letzendlich kommen wir aber an. Keine Parkmöglichkeit - wir fahren ganz frech durch ein Tor in den Innenhof, was eigentlich eine Bar ist. Die Rezeptionistin meint, hier wäre kein Parkplatz und sie muss fragen, ob ich hier nicht doch 1 Nacht stehen bleiben könne. Eine Antwort bekomme ich nie, also schläft die Lisl heute in der Bar.

Oh, schon so spät? Ich muss mich sputen und noch einiges organisieren....

Sonntag, 19. Januar 2025

Brrr...

Gegen 9 Uhr stehe ich auf und finde eine Eisschicht auf der Futterkiste und Lisls Sitzbank. Das Thermometer zeigt jedoch immer noch einige Grad über 0 an, ich glaube, das schwindelt. An der Waschraumtür hängt ein Schild "kein warmes Wasser". Kleiner Schaden an der Motorradhose: ein Hüftprotektor ist durchgebrochen, der wird am Abend geklebt. Meine deutschen Nachbarn im Riesen-Wohnmobil + Auto + Riesen-Anhänger behaupten, das wäre seit Jahren der kälteste Winter hier. So langsam glaube ich, daß ich Extremwetterbote biin: der nasseste Herbst, der kälteste Winter...egal was man gerade nicht brtauchen kann, davon scheint uns das Extrem zu widerfahren.

Im Übermut stelle ich das Navi auf "sehr kurvig" ein, d.h. es leitet mich an den großen Straßen und dringend benötigten Tankstellen vorbei. Wir fahren im nächsten Ort eine Tanke an, die nimmt heute nur Kreditkarten, aber nicht meine! Also suchen wir weiter - zum Glück nicht lange. "Kurvig" heißt außerdem, daß wir in den Ortschaften die kleinsten Gäßchen fahren und auf der Strecke jeden erreichbaren Kreisel mitnehmen. Bergsträßchen gibt es erst einige Zeit später, dann aber ein Sahnestückchen voller Serpentinen.

Nach einer Kaffeepause in einer kleinen Konditorei dürfen wir am Nachmittag nochmal eine gut ausgebaute, schön kurvenreiche Straße durch die Berge genießen. Der anvisierte Zeltplatz gefällt mir nicht so gut, auf der folgenden Strecke gibt's aber jede Menge hübsche Rastplätze, wi wir schließlich auch bleiben. Es wird wieder eiskalt, sobald die Sonne verschwunden ist.

Leider wieder kaum Empfang zwischen den Bergen hier.