Freitag, 22. November 2024

Pause

Bin früh aufgewacht und wollte auch rechtzeitig in der Werkstatt sein, die James und Steffie mir empfohlen haben. Das Zelt ist klatschnass, aber ich wollte es ja ohnehin erstmal hängen lassen, bis geklärt ist, wie es die nächsten Tage weitergeht. James ist auch schon auf und prüft, ob über Nacht ein Wunder mit dem Bremszyinder seiner KTM passiert ist - in der Tat, es zeigt sich schon ein wenig Brensdruck! Wir verabschieden uns; als wir zum Grundstückstor rollen, kommt Mama Carol mit dem Schlüssel, um uns rauszulassen und verabschiedet sich auch.

Über kleine asphaltierte Feldwege geht es im Zick-Zack durch die Orangenhaine, brav dem Navi folgend. Von den 3 Empfehlungen habe ich beschlossen, nur die Nummer 1 aufzusuchen, die zwar am Weitesten entfernt, aber am Nächsten bei Rudi und Rosemarie liegt - Hugo. Es ist eine kleine, feine, markenfreie Werkstatt. Zu meinem großen Leid hat er seine Prinzipien und die heißen "keine alten Motorräder" - da ist nichts zu machen. Na, dann müssen wir wohl doch in die Fachwerkstatt, direkt zu BMW. Ein Stück zurück nach Faro. Der Mechaniker, der sich die Sache anschaut, weiß sofort, wie die Sache anzugehen ist, das schafft Vertrauen. Hat aber auch seinen Preis, die Reparatur wird ca. 400 € kosten! Aber alleine und ohne das passende Werkzeug werde ich mich da schwer tun - muss ich wohl in den sauren Apfel beißen.

Danach geht's zu meinen Freunden nach Olhao, durch Gäßchen und Einheimischenviertel bis zur Wohnanlage. Rudi hat mich an der Hauptstraße vergeblich erwartet.... Ich werde so herzlich empfangen, wie ich es mir gar nicht vorstellen kann - fehlt eigentlich nur der rote Teppich (ha ha). Wir verbringen den Tag zusammen mit Sightseeing, Spaziergang, vielen Gesprächen. Die Waschmaschine dient mir ebenfalls. Alles andere tritt in den Hintergrund, ich vergesse ganz, daß die Lisl ja noch mehr Aufmerksamkeit benötigt. Ob ich mich da morgen wohl drum kümmere?

Ich werde jetzt einige Tage hier bleiben, bis Lisls Ersatzteil angekommen ist und sie repariert werden kann. Das wird 2-3 Wochen dauern! Solange werde ich vermutlich kaum bloggen, außer es gibt noch irgendwelche Reise-Erlebnisse.



Donnerstag, 21. November 2024

Fahren Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen!

Die Koje kann ich am Morgen tatsächlich trocken einpacken, ein seltener Luxus. Dafür bekommen die Stiefel und Hosen den Schlamm einer Pfützendurchfahrt ab, bis wir auf der Straße sind! Es ist wieder "lauwarm" und bedeckt, mein Navi findet erstmal nichts Geniales. Gerade Straßen in allen möglichen Zuständen, langweilige Olivenhaine oder Weinfelder, Industrie, gelegentlich eine unschöne Ortschaft mit unmöglicher Verkehrsführung. An Kreuzungen oder Abwzeigungen sucht sich das Navi oft das steilste, schlechteste oder engste Sträßchen raus, das soll richtig sein? Jawohl!

Es gibt nichts zu sehen. Auf jeden Fall kommen wir ein ganzes Stück voran. Zum Mittag finde ich ein Restaurant, das einen Außenbereich über den ganzen Marktplatz hat. Es sieht gut aus, ist aber leider ein Reinfall. Ein mißmutiger junger Mann schlurft nach Ewigkeiten herbei, seine englische Aussprache wird auch durch ständiges Wiederholen nicht verständlicher. Nach einiger Zeit bekomme ich meinen Toast (das einzige Angebot auf der Karte) auf einem angeschlagenen Teller vorgesetzt. Besteck? Ach so...hinterm Tresen sucht eine Frau lange danach. Und das Getränk? Das kommt noch später - bin schon fast verdurstet. Das war's. Getränkenachschub muss ich mir selbst aus dem Kühlschrank organisiseren... Ich bin müde.

Unmerklich sind wir jetzt am Nachmittag doch in die Berge gekommen. Oh, da muß ich bissle aufpassen! Schöne kurvige Sträßchen durch zaunlose Natur muß man doch genießen! Anahnd der in Reih und Gllied stehenden Bäume ist erkennbar, daß hier viel aufgeforstet wurde. Noch knapp 90 km zu meinem heutigen Ziel, James und Stefanie. Ich darf dort campieren. Oh, eine Abzweigung verpennt? Na gut, dann fahr ich halt den Kilometer zurück...um dann auf einem miserablen Bergschotterweg zu landen, den man nur "auf eigene Gefahr" fahren soll. Nein, das brauchen wir heute und in unserem Alter nicht mehr! Also wieder zurück. Und das Navi auf "schnell" eingestellt. Doch es führt uns in großem Bogen wieder auf die selbe Strecke zurück, nur doppelt so weit!? Ok, dann nimm halt auch Schnellstraßen mit - trotzdem werden aus den bisher 30 km plötzlich wieder 50. Immerhin sind diese gut asphaltiert, kurvenreich und auch landschaftlich schön.

Am Ziel angekommen, werden wir von 5 Hunden lautstark verbellt. Eine ältere Frau kommt aus dem Haus, aber sie kennt die Leute nicht, die ich besuchen möchte. Ein kleiner Fußmarsch über einen Feldweg bringt mich nicht weiter, erst ein Anruf bei James lotst uns in eine andere Querstraße. James aus England und Stefanie aus Deutschland begrüßen mich sehr freundlich auf ihrem großen Grundsück, das leider seit kurzem fast baumlos ist. Hängematte? Die Lösung ist ein Strommast und ein Olivenbaum, quer über einem kleinen Wiesenweg. Dann verfallen wir in die üblichen Benzin- uind Reisegespräche, zuerst mit Steffie, dann in der Werkstatt mit James. Wenn man ratscht und dabei seinen Kram ordnet, läuft nicht alles rund - darum bemerke ich nicht, wie es zu regnen anfängt und das Zelt noch offen ist. Mist, Schlafsack naß. Und vergessen, das Laptop zu laden. 

Morgen fahre ich ca. 1 Stunde zu Rudi und Rosemarie nach Olhao, die haben mir Ersatzausrüstung aus Deutschland mitgebracht. Wir haben nicht darüber gesprochen, ob ich dort auch unterkomme. Da Steffie und James am Samstag für 4 Tage auf Tour gehen, habe ich gesagt, daß ich auf jeden Fall noch da sein werde, wenn sie zurückkommen - ich will ja Pause machen. Am Abend kommt dann noch die Meldung von Rudi, daß in Olhao ein großes Zimmer auf mich wartet - ich bin in einer Zwickmühle. 

Aber ich muss auf jeden Fall morgen nach Ersatzteilen für die Lisl schauen, leider weiß ich noch nicht genau, was ihr fehlt. Sie ölt... Außerdem braucht sie ein bißchen Service, ich muss also auf jeden Fall ein wenig schrauben, was sich in James Garage und evt. mit seiner Hilfe ganz gut machen ließe. Ich habe bereits ein paar Adressen für Ersatzteile usw. bekommen - muss da morgen auf jeden Fall hin!

Mittwoch, 20. November 2024

Strand & Olivenhaine

In der Nachbarschaft gibt es einen Kindergarten und ein Konservatorium - spannende Geräusche dringen durchs Fenster. Mit im 4er-Schlafsaal war heute Nacht eine Unkrainerin, von der kaum was zu sehen oder hören war und ein deutsches Mädel, das vor Studienbeginn noch eine große Reise unternehmen wollte. Wir ratschen ziemlich lange übers Reisen und Abenteuer. Danach habe ich sehr gut geschlafen, die Lisl steht drunten auf einem Parkplatz. Ich "glaube", der ist gebührenpflichtig, darum hoffe ich, daß sie jetzt noch dort steht und nicht mit einem Strafzettel verziert ist. Nein, ist sie nicht; alles Bestens! Da es nicht viel zu packen gibt, startet die Reise heute schon um 9:20 Uhr!

Der Bauch hat sich ziemlich gut erholt nur der Kreislauf hinkt noch ein bisschen hinterher, das wird sicher auch bald wieder. Die Route führt duch einen sehr breiten Sanddünengürtel und dann an der Küste entlang. Die Dünen sind mit dichtem Gestrüpp und jungen Kiefern bewachsen, aber an den vielen Langholzbeigen erahnt man, wieviel hier in letzter Zeit abgeholzt worden sein mußte. Gelegentlich stehen tatsächlich noch ein paar alte Kiefernwälder. Die Straße ist meist kerzengerade und in gutem Zustand, so können wir etwas Strecke machen. Die Lisl ist zufrieden und läuft und läuft. Am Horizont über dem Atlantik strahlt blauer Himmel, aber da führt unser Weg leider nicht hin. Ab und zu gelangen wir bis an den Strand oder eine Uferpromenade - ja, hier sind sie, die unendlich weiten, langen Sandstrände! Und gischtende Wellen. Schön!





Ein Intermezzo mit meiner norwegischen Bank - die App wurde aktualisiert und nun muss man sich erneut identifizieren. Das geht aber nur mit der App, die einen ja nicht weiter läßt! Schöne digitale Welt, die Katze beißt sich in den Schwanz. Meine Bankberaterin kann mir leider auch nur vor Ort helfen, also bin ich jetzt lange von meinem Konto abgeschnitten....

Bald biegen wir aus der Küstenregion wieder Richtung etwas bergigerem Landesinnerem ab. Gelegentlich durchlugende Sonnenstrahlen lichten auch die Laune, aber sofort brauen sich wieder schwarze Wolken zusammen. Örtliche Schauer sind angesagt. Wir bekommen aber zum Glück nur ganz wenige Tropfen ab, sehen aber an der nassen Straße, daß wir dem Regen hinterherfahren. Die Regenklamotten bleiben eingepackt, aber der dünne Pullover unter der Meshjacke ist zu kühl, also wird er durch eine Steppjacke ersetzt. So paßt's. In den einsamen Bergdörfern ist das einzige Cafè am Ort mit meist alten Männern besiedelt, die schweigend oder heftig diskutierend beisammensitzen. Wir erregen Aufmerksamkeit und ernten Blicke wie ein rosaroter Elefant. Sehr viel Fremde scheinen sich nicht hierher zu verirren.

Zurück auf einer geraden Hauptsraße (Alternativen gibt es hier nicht), wundere ich mich über seltsame kuppelartige, niedrige Gebäude, die sich bei näherem Hinsehen als Holzkohlemeiler herausstellen. Sowas habe ich noch nie gesehen - sehr spannend!

Heute gibt es weit und breit kein Bett, aber es ist ja "gutes" Wetter und außerdem muss das Zelt wieder gelüftet / getrocknet werden. Überall stehen Olivenbäumen, da wird sich doch sicher was finden lassen? Das ist leider ein Trugschluss - alle Olivenhaine sind abgezäunt! Alles privat, alle Einfahrten verriegelt. Da haben wir zwar malerische Landschaft aber ohne Schlafplatz. Es wird spät. Immerhin sind wir heute weit gekommen - 250 km! Auf der Karte ist ein kleines Wäldchen zu sehen, das MUSS jetzt funktionieren. Tatsächlich ist direkt am Rand des Olivenwaldes ein nicht verriegeltes Tor und es führt ein sandiger, nasser Feldweg hinein. Der Waldboden ist leider extrem uneben, gleicht eher einer Baustelle. Letztendlich hänge ich die Koje diagonal über einen Wegabzweig, muss aber die Gurte mehrfach verlängern. Ganz glücklich bin ich mit der Wahl nicht, aber immerhin haben wir doch etwas gefunden! Noch während des Aufbaus donnert ein Crossfahrer mit seinem Motorrad daher, er setzt schon zur Kurve auf unseren Weg an, als er die Lisl bemerkt. Daumen hoch und geradeaus. Im Vorbeifahren bemerkt er die Koje und gibt nocheinmal Daumen hoch. Klasse!

Zum Abendessen gibt es heute eine interessante Mischung: Mais, Chorizo, Zwiebeln, Couscous - schmeckt lecker!

Dienstag, 19. November 2024

Zeit für eine Reisepause!

Die Wildschweine haben mich in Ruhe gelassen. Die Nacht war mild, gegen Mitternacht mußte ich die Vorhänge wegen Nebel schließen, am Morgen hoffe ich, trocken losfahren zu können, was leider nicht ganz klappt. Die Zeltwände sind noch ein wenig feucht.
Der Tag beginnt nicht sehr attraktiv: das Wetter ist bedeckt und lauwarm. Die Route führt über unschöne, befahrene Straßen, durch häßliche Städte und Industriegebiete. Leichtbekleidete Mädchen warten am Straßenrand auf Kundschaft. Ein kleines Highlight ist das Frühstück im Intermarche-Cafe.

Euphorie und Reiselust sind verschwunden, wiederkehrende Bauchschmerzen und dauernde Müdigkeit begleiten mich und der Kreislauf ist auch nicht perfekt. Ich glaube, ich brauche eine Pause.
An der Straße liegen Fallobst-Apfelsinen, ich schaue, ob was brauchbares dabei ist. 3 Stück sehen gut aus und ich sammle sie ein. Da erscheint der Besitzer des Baumes, von dem sie gefallen sind und meint, die wären bestimmt noch krachsauer! Ha ha, der weiß nicht, was in unserer Heimat als Apfelsinen angeboten wird!
Auch wenn gelegentlich die Sonne durchbricht, ändert sich die Grundstimmung nicht wesentlich. Gehäkelte Baumkleider kenne ich schon aus Südamerika, aber hier sind sie ziemlich verschmutzt und strahlen nicht so fröhlich.


Ja was ist das denn? Ein Stopschild, eine Kette über die Straße und daran hängt ein Sperrschild? Eisenbahnschienen und auf der anderen Seite das gleiche Szenario. Ich bin verwirrt, das Navi kennt keine Alternative. Hm, ich warte jetzt erstmal auf eine göttliche Eingebung. Hinter mir hält ein Auto und wartet ebenso. Auf eine Eingebung? Oder auf einen Zug, der sich nach einiger Zeit durch brummende Schienen ankündigt? Oder durch den Bahnwärter, der erst alle Fahrgäste aussteigen und die Straße überqueren läßt, um dann die Ketten abzuhängen? Das waren mal sonderbare Schranken!

Nichts muntert mich wirklich auf oder reißt mich aus der Lethargie. Wir nähern uns der Küste und fahren durch Marschlandschaft. Unendlich viele Drainagen sind bereits angelegt oder noch im Bau mit großen Baggern und riesigen Rohren. Den Störchen gefällt das, sie sind schneller aus Polen hierhergekommen als ich - Vogelfluglinie. Gerüche gibt es heute nur zwei, immer wiederkehrend: den Gestank von Tierfutter und den Parfümduft von einigen Blumen.
 

Keine Lust auf Zelten heute. In Figueras finde ich ein sehr günstiges und gut bewertetes Hostel in guter Lage. Es liegt allerdings 25 km zurück, aber das nehme ich gerne in Kauf. Ein 8 km Abstecher durch Sanddünen zum Strand ist echt lohnenswert - endlich sehe ich unendlichen, weißen Sandstrand mit Atlantikwellen! In den Dünen liegt eine schöne Freizeitanlage mit Sitzgelegenheiten und Hängemattenbäumen. Aber ich habe keine Lust, mir ist kalt und ich habe bereits ein Bett gebucht. Außerdem gibt es hier kein Internet.

Die Anfahrt zum Hostel war nicht schön, auf großen Straßen hinter LKWs gefangen. Aber die Versprechen erfüllen sich, Lage, Freundlichkeit und Sauberkeit sind super. Alelrdings befinden sich die Räume in einem sehr alten Haus im zweiten Stock - eine Herausforderung für mich. Der Herbergsvater begrüßt mich schon mit Namen, ist sehr freundlich, spricht hervorragend englisch und lobt seinen Urgroßvater, der das Haus hier gebaut hat. Die Badezimmer sind später an- oder umgebaut worden, bringt er zur Erklärung der abenteuerlichen Anordnungen vor. Ich mache noch einen Abendspaziergang am Hafen entlang Richtung Meer, aber bis ganz hinaus zum Leuchtturm ist es mir doch zu weit.



Montag, 18. November 2024

Endlich warm!

Die Koje war auf der Straßenseite geschlossen, auf der Talseite als Dach geöffnet und bot mir einen herrlichen Blick über das Tal und die erleuchteten Dörfer. Es war warm und ich habe sehr gut geschlafen. Darum bin ich auch morgens frühzeitig wach, das Zelt ist trocken und nur im Tal unten hängt ein wenig Nebel. Das gesamte Regengeraffel inklusive Lenkerstulpen wandert ins Gepäck, bin gespannt, ob ich die Entscheidung bereue.

Der Tag beginnt um halb zehn mit einem winzigen Pflastersträßchen am Steilhang. Durch den Ort wird es so eng, daß ich mit unseren deutschen Autos sicher nicht durchgekommen wäre. Reife Orangen zieren die Bäume in den Gärten. Wir fahren auf der Nordseite des Duorotals entlang - ich denke, für Motorradfahrer ist es sehr viel schöner bei gleichbleibender Höhe mit freier Fahrt auf guter Straße jede Schlucht und jede Bergnase kurvenreich zu umrunden und ab und zu einen Blick auf den Fluß zu erhaschen, als auf der anderen Seite im Tal auf gerader Straße im Verkehr mitzuschwimmen. Über einen der Staudämme leitet uns das Navi dann auf die Südseite des Tals, aber dort auch gleich hinauf in die kurvenreichen Berge. Die Sonnenterrasse eines kleinen Cafes lädt zur Pause ein. Das Tal führt nach Porto, aber große Städte meiden wir gerne, darum biegen wir wieder nach Süden ab und kreuzen den Fluß erneut. Ein Stück Plasterstraße nehmen wir unter die Räder. Ich möchte heute gerne zum Strand, bei 35 Grad ist mir selbst mein aktuelles Outfit schon fast zu warm. Wir nähern uns der Küste, das Land wird flacher und dichter besiedelt. Wir stecken im Verkehr, das Navi tut sein Bestes, Alternativen zu finden.

Mittels Google habe ich mir ein Plätzchen am Strand ausgesucht. Die letzten Meter dorthin führen durch ein Armenviertel, der anvisierte Campingplatz ist kahl und mit Wohnwagen zugestellt. Es gibt nicht wirklich einen Strand sondern eher eine Küste mit starken Wellen und einer gemauerten Promenade. Als Rückfalllösung hatte ich an einen naheliegenden lichten Wald gedacht, aber der gleicht eher einer Müllhalde. Hier gefällt es mir nicht! Hostel suchen? In 33 km Entfernung lockt ein günstiges und ansprechendes. Also auf in's Hinterland. In einem versteckt liegenden kleinen Dorf zirkeln wir durch die eng zusammengebauten Häuser und landen schließlich auf einem Erdweg. Dieser endet an einem Schild "Autos stopp!". Ab hier geht es steil bergab auf einem kaum begehbaren Weg, die Lisl bleibt natürlich oben stehen. Weit unten in einer Schlucht, ganz an den Berg gedrückt erscheint das Dach eines kleinen Häuschens, das wird wohl das Hostel sein. Nein, ich habe noch nicht gebucht, denn am Parkplatz gibt es einen lichten Kiefernwald, der sagt mir und meinem Geldbeutel eher zu. Gerade als ich mir ein hübsches Plätzchen ausgesucht habe und die Lisl dorthin fahren will, biegt vor mir ein Pickup in den Wald ein - der Mann zieht eine Motorsense heraus und mäht das Unterholz. Ich baue trotzdem meine Koje auf und ruhe mich ein wenig darin aus. Als ich nocheinmal heraussteige, um Essen zu machen, kommt der Mann herbei und bedeutet mir, ich dürfe gerne hier bleiben - auch über Nacht. Ja, er fährt auch eine BMW (Boxer). Zu mehr reichen unsere Sprachkenntnisse nicht aus. Als die Sonne untergeht, tauchen Myriaden von Schnaken auf, ich fliehe schnell in die Koje und verriegle das Moskitonetz. Essen gibt es drinnen - gar nicht so einfach mit balancieren. Die "unreife" Orange möchte ich gerne als Saft trinken, aber sie schmeckt schon so süß, daß ich sie einfach so essen kann. Während ich am Laptop sitze und schreibe, grunzt es draußen und die Hunde schlagen an - Wildschweine? Vorsichtshalber mache ich ein wenig Radau und wage mich mit der Taschenlampe nach draußen, um das Essen wegzuräumen. Nichts zu sehen - die brauchen auch in der Nacht nicht wieder zu kommen!

Sonntag, 17. November 2024

Krank

Die Nacht war schrecklich! Nein es lag nicht am Hotel, das ist sauber, freundlich, das Zimmer geräumig, lediglich das Duschwasser wird erst nach 30 min warm. Nein, ich habe gefroren, obwohl die Klimaanlage toll heizte, hatte eiskalte Füße und höllische Bauchkrämpfe. Ich habe die ganze Nacht kein Auge zu gemacht, erst am Morgen habe ich noch 2-3 Stunden geschlafen. Ich überlege tatsächlich, noch einen Tag "krank" im Bett zu bleiben, aber am späten Vormittag hält es mich dann nicht mehr im Bett. Dem freundlichen Wirt, der mich fragt, wie ich geschlafen habe, sage ich die Wahrheit. Er bietet mir einen Tee an, den ich ausschlage, aber er läßt sich nicht beirren und bringt mir eine Tasse. Und einen Schokoriegel für später. Schön, wie ich hier umsorgt werde. Der Tee tut tatsächlich gut! Nein, essen mag ich sicher nichts, danke.

Meine Handies und der Bordcomputer haben jetzt wieder unterschiedliche Zeiten....laut Bordcomputer brechen wir um 12 Uhr auf. Dichter Nebel versperrt die Sicht, zwingt uns zum Schritttempo auf der unbekannten Straße, ich muss die Motorradbrille herausziehen. Die Regenhose habe ich gestern nicht abgekoppelt, also habe ich sie an. Nach 10 min allerdings schon, hat uns das Navi in höhere, nebelfreie Gebiete geführt und nun haben wir strahlende Sonne und blauen Himmel auf 1100 m. Im Magen rumort es immer noch, ich bin etwas wacklig auf den Beinen, also ist die Freude nicht ganz grenzenlos.

Wunderschöne Lagerplätze ziehen an uns vorbei, die goldglänzenden Ahornbäume liefern sich einen Schönheitswettbewerb mit den Weinbergen, deren Farbspektrum von hellgrün über gelb und orange bis burgungrot in der Sonne strahlt. Das Navi führt uns wieder herrliche, kurvenreiche Straßen und Wege durch Schluchten, über Berge und durch Weinberge. Kleine Pickups sind hier die beliebtesten Fahrzeuge. Auf einer einsamen, desolaten Straße meistern wir im Handumdrehen 300 Höhenmeter - später wird die Tour als "Portweinroute" ausgewiesen.

Die Regenhose ist mir schon lange zu warm, aber ich habe heute nicht die Energie, sie auszuziehen und zu verstauen. Im Lauf des Tages wird es aber immer wärmer und mir geht es besser, so daß die Hose dann doch irgendwann ins Gepäck wandert.

Der ursprüngliche Plan war, heute das Duorotal bis Porto zu fahren. Aufgrund der Umstände beschließe ich aber schon am Beginn des Tals in Peso de Régua für heute Schluss zu machen. Die Ortschaft ist voll der Touristenort, da muss ich mir wegen Schlafplatz etwas einfallen lassen. Zuvor bekommt aber die Lisl noch Saft und im angrenzenden Supermarkt finde auch ich in der Bäckerei etwas Passendes. Ich glaube, hier unten im Tal, werde ich kein geeignetes Plätzchen finden, also fahren wir einfach auf der abgelegenen Talseite mal den Berg hinauf, in der Hoffnung, auf Kiefernwald zu treffen. Hier ist jedoch auch alles dicht besiedelt zwischen den Weinbergen. 


Neben einer stärker befahrenen Straße findet sich ein Parkplatz mit toller Aussicht auf das Tal. Direkt am Abhang stehen auch ein paar geeignete Bäume - das ist für heute gut genug. Vom Tal schallt Festmusik herauf, in der Ortschaft unterhalb findet ein Grillfest statt. Und die Kirchturmglocken spielen jede volle Stunde ein langes Lied.