Die Koje kann ich am Morgen tatsächlich trocken einpacken, ein seltener Luxus. Dafür bekommen die Stiefel und Hosen den Schlamm einer Pfützendurchfahrt ab, bis wir auf der Straße sind! Es ist wieder "lauwarm" und bedeckt, mein Navi findet erstmal nichts Geniales. Gerade Straßen in allen möglichen Zuständen, langweilige Olivenhaine oder Weinfelder, Industrie, gelegentlich eine unschöne Ortschaft mit unmöglicher Verkehrsführung. An Kreuzungen oder Abwzeigungen sucht sich das Navi oft das steilste, schlechteste oder engste Sträßchen raus, das soll richtig sein? Jawohl!
Es gibt nichts zu sehen. Auf jeden Fall kommen wir ein ganzes Stück voran. Zum Mittag finde ich ein Restaurant, das einen Außenbereich über den ganzen Marktplatz hat. Es sieht gut aus, ist aber leider ein Reinfall. Ein mißmutiger junger Mann schlurft nach Ewigkeiten herbei, seine englische Aussprache wird auch durch ständiges Wiederholen nicht verständlicher. Nach einiger Zeit bekomme ich meinen Toast (das einzige Angebot auf der Karte) auf einem angeschlagenen Teller vorgesetzt. Besteck? Ach so...hinterm Tresen sucht eine Frau lange danach. Und das Getränk? Das kommt noch später - bin schon fast verdurstet. Das war's. Getränkenachschub muss ich mir selbst aus dem Kühlschrank organisiseren... Ich bin müde.

Unmerklich sind wir jetzt am Nachmittag doch in die Berge gekommen. Oh, da muß ich bissle aufpassen! Schöne kurvige Sträßchen durch zaunlose Natur muß man doch genießen! Anahnd der in Reih und Gllied stehenden Bäume ist erkennbar, daß hier viel aufgeforstet wurde. Noch knapp 90 km zu meinem heutigen Ziel, James und Stefanie. Ich darf dort campieren. Oh, eine Abzweigung verpennt? Na gut, dann fahr ich halt den Kilometer zurück...um dann auf einem miserablen Bergschotterweg zu landen, den man nur "auf eigene Gefahr" fahren soll. Nein, das brauchen wir heute und in unserem Alter nicht mehr! Also wieder zurück. Und das Navi auf "schnell" eingestellt. Doch es führt uns in großem Bogen wieder auf die selbe Strecke zurück, nur doppelt so weit!? Ok, dann nimm halt auch Schnellstraßen mit - trotzdem werden aus den bisher 30 km plötzlich wieder 50. Immerhin sind diese gut asphaltiert, kurvenreich und auch landschaftlich schön.

Am Ziel angekommen, werden wir von 5 Hunden lautstark verbellt. Eine ältere Frau kommt aus dem Haus, aber sie kennt die Leute nicht, die ich besuchen möchte. Ein kleiner Fußmarsch über einen Feldweg bringt mich nicht weiter, erst ein Anruf bei James lotst uns in eine andere Querstraße. James aus England und Stefanie aus Deutschland begrüßen mich sehr freundlich auf ihrem großen Grundsück, das leider seit kurzem fast baumlos ist. Hängematte? Die Lösung ist ein Strommast und ein Olivenbaum, quer über einem kleinen Wiesenweg. Dann verfallen wir in die üblichen Benzin- uind Reisegespräche, zuerst mit Steffie, dann in der Werkstatt mit James. Wenn man ratscht und dabei seinen Kram ordnet, läuft nicht alles rund - darum bemerke ich nicht, wie es zu regnen anfängt und das Zelt noch offen ist. Mist, Schlafsack naß. Und vergessen, das Laptop zu laden.
Morgen fahre ich ca. 1 Stunde zu Rudi und Rosemarie nach Olhao, die haben mir Ersatzausrüstung aus Deutschland mitgebracht. Wir haben nicht darüber gesprochen, ob ich dort auch unterkomme. Da Steffie und James am Samstag für 4 Tage auf Tour gehen, habe ich gesagt, daß ich auf jeden Fall noch da sein werde, wenn sie zurückkommen - ich will ja Pause machen. Am Abend kommt dann noch die Meldung von Rudi, daß in Olhao ein großes Zimmer auf mich wartet - ich bin in einer Zwickmühle.
Aber ich muss auf jeden Fall morgen nach Ersatzteilen für die Lisl schauen, leider weiß ich noch nicht genau, was ihr fehlt. Sie ölt... Außerdem braucht sie ein bißchen Service, ich muss also auf jeden Fall ein wenig schrauben, was sich in James Garage und evt. mit seiner Hilfe ganz gut machen ließe. Ich habe bereits ein paar Adressen für Ersatzteile usw. bekommen - muss da morgen auf jeden Fall hin!