Nach einem "Forschter Schnitzel", einem Eisbecher und einigen Gläsern Wein versuche ich nun, den Tag nochmal Revue passieren zu lassen - nicht einfach....
Wenn ich mich recht entsinne, sind wir kurz vor 8 Uhr gestartet. Früh am Morgen steht das Zelt noch im Schatten, bald schon kann die Sonne jedoch das Kondenswasser im Überzelt trocknen. Es ist warn. Aus Gewohnheit ziehe ich dennoch die lange Unterhose an und lasse die Regenjacke ebenfalls übergezogen. Während der Fahrt ist das zu Beginn noch angenehm, bei Stopps und ab Mittag wird es dann aber doch zu warm. Immerhin lege ich die Regenjacke um die Mittagszeit ab.
Wir halten uns gerne an die von Hägar bevorzugten Strecken, manchmal gute Asphaltstraßen (keine Autobahn!), dann wieder sehr schmale Asphaltsträßchen mit immensem Hoppelfaktor. Wir treiben uns größtenteils außerhalb der Städte in der grünen und bunten Natur herum. Hägar rollt weiterhin zuverlässig, der Hänger trollt sich unbemerkt hinterher. Alle ca. 100 km gibt es einen Tankstopp ohne große Verweildauer. Unser Ziel ist heute Forst an der polnisch-deutschen Grenze in der Nähe von Cottbus. Ich habe mich bei Rolf eingeladen, einem Motorradfahrer, den ich über gemeinsame Freunde kennengelernt habe. Er will mir ein wenig entgegenkommen, damit wir ein Stück zusammen fahren. Unsere Kommunikation scheint etwas unklar zu sein - er erwartet mich gegen 11 Uhr an einem Kriegerdenkmal in der Nähe von Forst. Mein Navi errechnet bis dahin aber mindestens 14 Uhr. Dabei sind keine Pausen, Baustellen oder Hindernisse eingerechnet. Die Zeit vergeht...der Ankunftszeitpunkt wandert langsam immer weiter nach hinten.Und dann stehen wir vor einer Schranke, Sperrschild, dahinter die Oder. Laut Karten gibt es hier eine Straße, laut Beschilderung eine Fähre und tatsächlich - nichts! 2 große, orange Tafeln mit viel polnischem Text. Ich interpretiere das so, daß hier in nächster Zeit keine Fähre verkehren wird. Ein protziger Mercedes steht schon wartend dort, der Fahrer (Typ "neureich, nicht sehr schlau") kommt sofort auf mich zu und fragt nach meinen Ortskenntnissen. Ich weiß doch auch nicht mehr. Laut Navi gibt es ca. 15 km östlich eine Brücke, das macht 1/2 Stunde weitere Verzögerung. Wir beachten den Mercedesfahrer nicht weiter und fahren flott los. Und schon haben wir einen Follower! Er folgt uns tatsächlich in respektvollem Abstand den ganzen Weg bis zur Grenze, auch wenn wir öfters überholt werden. An der Grenze trennen sich unsere Wege mit Winken und Hupen. Lustig.Rolf hat sich die Stunden der Wartezeit irgendwie vertrieben, er tut mir leid. Aber er führt mich nun stolz zum "Ostsee", einem riesigen Seenprojekt, das noch im Bau ist. Von Wasser ist bislang nichts zu sehen, der künftige Seeboden wird von staubigen Windhosen heimgesucht. Noch wird dort Tagebergbau betrieben und ein Kohlekraftwerk raucht auch - es wird bald verschwinden. Wir verabreden ein Wiedersehen, wenn auch Wasser zu sehen sein wird.
Es ist nicht mehr weit, ich bin total verschwitzt, es ist heiß. Kontrastprogramm.
Nach einer erfrischenden Dusche suchen wir das "Forschter Schnitzel" (in Anlehnung an z.B. das Wiener Schnitzel: Schnitzel mit ). Rolf muss dem Koch erst erklären, was man darunter versteht - ha ha. Aber - es schmeckt sehr lecker! Der Abend dauert bei Wein und Geschichten noch ein Weilchen, Hägar parkt auf der Straße und ich schwitze im Wohnzimmer. Gute Nacht!