Samstag, 28. Dezember 2024

"Erholung"

Nach dem doch etwas chaotischen Tag gestern ist heute Erholung angesagt, ich möchte nur ein wenig die Altstadt, in der ich ja mittendrin wohne, erkunden.

Mein Hostel liegt am Ende einer engen, blau gestrichenen Sackgasse, Tür an Tür mit anderen Hostels oder Wohnhäusern. Ebenerding finden sich 3 "Bäder", d.h. je eine Toilette, Dusche und Waschbecken, die sehr platzsparend angeordnet sind. Meist steht der Boden unter Wasser und die Armaturen hängen in der Luft. Aber warmes Wasser gibt es immerhin! Außerdem findet sich hinter einem Vorhang noch ein Stockwerkbett und hinter einer weiteren Tür nochmal ein oder 2 Betten. Eine steile Treppe mit sehr hohen Stufen führt in den ersten Stock mit 2 Schlafsäle mit je 8 Betten; zwei Stockwerkbetten an den Längsseiten und je ein weiteres an den schmalen Seiten, so dass die Türe nur einen Spalt weit aufgeht. Die Treppe führt weiter auf die überdachte Dachterrasse, auf der sich praktisch das Leben abspielt. Es ist kalt dort oben, aber Büro (Rezeption), Küche, Waschmaschine und Couchecke befinden sich dort. Strom findet sich an manchen Stellen gut versteckt an den Steckdosen mehrerer Verlängerungskabel. Das Sprachgewirr geht von arabisch über französisch, deutsch, schwizerisch bis indisch - und natürlich englisch als verbindende Sprache.

Nach einer erfrischenden Dusche, die die gestrige Sandkruste entfernen konnte, packe ich gegen 11 Uhr meinen Rucksack und gehe forschen - als erstes nach Lisls Parkplatz. Ich brauche noch ein Ladekabel, das habe ich gestern vergessen. Tatsächlich finde ich den Ort alleine und ziemlich zielsicher. Der Besitzer erkennt mich auch sofort und weist mir den Weg. Ganz an der Wand steht die Lisl mittlerweile, gut versteckt zwischen einigen Wracks. Die Jungs haben sie trotz abgeschlossenem Lenkradschloss ein Stück versetzt, damit die Durchfahrt frei wird. Ansonsten ist alles ok.

Nun geht's weiter den Berg hinauf, um die Kasbah herum und hinein in die Marktgassen. Man muss das schon lieben...aber das ist halt so in Afrika. Was man hier nicht alles kaufen kann! Jede Menge Andenken, Kunstgegenstände, Teppiche, Textilien, Lederwaren über "normale" Lebensmittel wie Obst und Gemüse, Fleisch, lebendige Hühner, Backwaren bis hin zu Tagesbedarf wie Schuhe, Schlüssel, Putzmittel oder was weiß ich noch alles! Datteln - unbedingt!  Die Augen quellen über und können gar nicht alles erfassen.

Dann lasse ich mich gerne in ein Straßencafe an einem belebten Platz entführen (man wird direkt auf der Straße aufdringlich dazu genötigt), um dort zu frühstücken: ein langweilig schmeckender Pfannkuchen und ein Glas sehr süßer Tee mit allem was darin rumschwimmt. Laut Karte sollte es 18 MAD kosten, der Mann zeigt mir auf dem Handy einen Preis von 20 MAD an. Ich bestehe auf 18, die Karte will er nicht herzeigen. Schließlich verlangt er 15 - na gut. Vor meiner Nase halten immer wieder türkisblaue Taxis um ihre Fahrgäste auszuspucken. Entspannte Polizisten auf kleinen Geländemaschinen treiben im Verkehr vorbei, Touristenpolizisten stehen an einigen Ecken zur Verfügung.

Noch ein wenig höher liegt ein kleiner Park, der gerade neu gestaltet wird und dessen Wege neu verlegt werden. Über allem schwebt ein Duft von Hühnerkacke. Wieder zurück in die engen Gassen der Kasbah und an einem anderen Ausgang Richtung Meer. Ich komme am Fischereihafen vorbei - dort liegen jede Menge Boote auf dem Trockenen oder im kaum erkennbaren Wasser. Fischernetze werden ausgebreitet und repariert. 



Noch ein wenig weiter mache ich ein Päuschen auf der Küstenmauer, unter mir wird fleißig geangelt. Meine Füße schmerzen, darum suche ich den kürzesten Weg zum Hostel. Auf der Dachterrasse dürfen sich die Füße erholen, ebenso das Laptop und die Handies, die jetzt alle geladen werden. Bis der Hunger kommt...dann treibt's mich wieder zu den Futterplätzen Richtung Promendade. Unterwegs schnappe ich mir noch etwas Gebäck für den Nachtisch, auf einem großen Platz lasse ich mir einen Grillteller mit Salat und Pommes zusammenstellen - und natürlich ein Glas Tee. Ein kleiner Abstecher entlang der Promenade in die andere Richtung eröffnet mir Ticketbüros für die Fähre zurück nach Tarifa. Es gibt anscheinend eine Menge mehr Möglichkeiten und günstigere Preise, als im Internet zu finden sind - wird für die Rückreise in den Hinterkopf gesteckt. Auf dem Nachhauseweg kommt mir eine große Reiseenduro mit Münchner Kennzeichen entgegen - ob der auch einen Parkplatz oder ein Hostel sucht? Ich frage, ob ich helfen kann und so kommen wir schon wieder ins Benzingespräch. Mark ist auf dem Weg nach Kapstadt in mehreren Etappen - gute Reise und bleib immer aufrecht!

Mein Rundgang und der "Marokko-Plan"

Freitag, 27. Dezember 2024

Stürmische Zeiten

Unverändert stürmt es die ganze Nacht, die Sonne wird landseitig von dunklen Wolken und meerseitig von dichten weißen Wolken verdeckt. Keiner hat mich in der Nacht gestört, aber jetzt will ich los, bevor der Trubel losgeht. Tarifa, der südlichste Punkt Europas, ist mein nächstes Ziel. Der Sturm bläst mir jetzt so stark ins Gesicht, daß ich den kurzen Fußweg vom Parkplatz zum Damm auf die Tarifa-Insel kaum voran komme! In Schräglage gegen den Wind taumle ich die Straße entlang wie total besoffen. Der Damm wird von Gischt und Wellen überschwemmt und auch ich bekomme jede Menge davon ab. Nicht nur Haare und Gesicht sind nass, sondern auch die Hose bis zu den Oberschenkeln ist klatschnass - als ob ich baden gegangen wäre. Die Anlagen auf der Insel kann man leider ohne Voranmeldung nicht besichtigen, also drehe ich um und bekomme die nasse Breitseite jetzt auf der anderen Körperhälfte. Am Ende des Dammes werde ich dann noch sandgestrahlt und der klebt herrlich an allen nassen Stellen!

Schon seit ein paar Tagen plane ich einen Ausflug nach Marokko. Die Fähre von Tarifa haben wir leider verpasst, die nächste geht erst in gut 3 Stunden. Da können wir auch nach Algeciras fahren, dort fahren sie fast stündlich. Auf der meist 4-spurigen Straße machen wir Strecke und die Klamotten werden vom Wind ganz schnell getrocknet. Ekelhaft sind nur die Windböen, die unter den Windschild des Helms geraten und mir den Kopf nach hinten reißen. Auf der Haut, in den Ohren und in den Haaren klebt der Sand richtig fest, die Brille hat einen Grauschleier vom Salzwasser.

Vor Algeciras herrscht ein unendlich langer Stau! Darauf haben wir gar keine Lust und schlängeln uns rechts zwischen Leitplanken und Fahrzeugen durch. Ich weiß nicht, wieviele Stunden wir sonst hier gewartet hätten! Um kurz vor 13 Uhr tanke ich in Algeciras vorsichtshalber noch einmal - man weiß ja nicht, wie es am ersten Tag in Marokko aussieht. Dann muß ich natürlich die Fähre buchen (zum Preis kommt noch eine unerwartete Servicegebühr hinzu) - die nächste geht um 14 Uhr, das sollte reichen. Ich bin rechtzeitig da und muss nun warten. Erst 10 min vor Zwei wird das Gate geöffnet und wir dürfen bis zum Schiff weiterfahren. Dort ist wieder warten angesagt. Ewig! Die Abfahrtszeit ist schon lange verstrichen und ich muß mal. Kaum bin ich verschwunden, geht es natürlich weiter - grrrr, jetzt muß ich mich wieder hinten in der Schlange einfädeln. Dafür darf ich an Deck wieder ganz nach vorn fahren, zu den Motorradparkplätzen. Aber auch jetzt legt das Schiff noch nicht ab. Mit knapp 2 Stunden Verspätung geht's dann endlich los. An Bord muß ich die Formalitäten der Einwanderungspolizei absolvieren - Passkontrolle und ein ausgefülltes Formular. Draußen war meine Kleidung mit Anorak unter der Motorradjacke ok, aber im warmen Innenraum dicht an dicht in der Schlange stehend läuft mir bald der Sschweiß von der Stirn. Die Jacken kann ich hier mangels Transportierbarkeit nicht ablegen.

Die Überfahrt ist erstaunlich ruhig, nur vor dem Hafen auf marokkanischer Seite sitzen wir wieder in der Warteschleifebis 18 Uhr. Dann warten wir weiter, bis wir von Bord dürfen - bis zum nächsten Polizeiposten. Und wieder ein paar Meter zum Zoll. Warten. Nach einer Unendlichkeit sind die Papiere kontrolliert und ein Zöllner fragt mich nach Dronen und Waffen, was ich natürlich nicht mitführe. War's das jetzt? Es folgen noch 2 weitere Kontrollposten, aber die passieren wir zügig. So - und jetzt?

Direkt hinter der Grenze werden SIM-Karten verkauft - 20 € für 40 GB kaufe ich. Dann noch Geld abheben - die ersten 3 Geldautomaten sind defekt bzw. offline. Aber es gibt ja noch ein paar. Ich bekomme "nur" 2000 MAD (Dirham), was etwa 200 € entspricht. Schauen wir, wie weit wir damit kommen.

Ich habe gestern abend noch ein Hostel gebucht, ganz nah am Hafen. Ob ich das in der Dunkelheit finde? Zumal das Navi anzeigt, daß das letzte Stück nicht befahrbar ist, obwohl in den Angaben stand, man könne dort parken. Jetzt beginnt das Abenteuer erst richtig: unser Ankunftshafen ist nicht dirket in Tanger wie angenommen, sondern über 50 km entfernt, auch wenn das Buchungsportal jetzt von "nur" 26 km Entfernung spricht (vermutlich Luftlinie)! Also bei Nacht in einem fremden Land in eine unbekannte Stadt fahren, das ist eine Herausforderung. Auf der Autobahn ohne Standstreifen stehen (oder fahren im Schritttempo) auf der rechten Spur immer mal wieder LKWs - zwar beleuchtet aber ohne Warnblinker. Das muss man erstmal wissen. Auch dass gelegentlich schwarz gekleidete Fußgänger einfach die Straße überqueren. Nach einer Stunde Nachtfahrt und Gewöhnung an rücksichtslosen Stadtverkehr will mein Navi in einen Parkplatz abbiegen. Während ich überlege, kommt ein Helfer angelaufen und meint, er könne mich zum Hostel führen. Der Parkplatz hier ist zu teuer (100 MAD pro Tag), er weiß einen kostenfreien Platz, näher am Hotel. Aber auch von hier aus müssen wir noch ein Stück durch die Medina laufen. Ich eile hinterher und verliere komplett die Orientierung. Das Navi funktioniert hier auch nicht mit ausreichender Genauigkeit. Mein Führer findet das Hotel auch erst auf Nachfrage und möchte dann natürlich entlohnt werden. Ich habe leider kein Kleingeld (20 MAD) und er zieht Euro vor. Leider habe ich nur einen Fünfer und herausgeben mag er nicht. Der Check-in im Hostel funktioniert nicht, meine Buchung scheint dort nicht angekommen zu sein, obwohl ich eine Bestätigung habe. Wenn ich das gewußt hätte, hätte ich leicht eine Unterkunft näher am Hafen nehmen können! Ok, in der Nähe gibt es noch ein Hostel - das Mädel von der Rezeption führt mich hin. Jetzt bin ich völlig verloren, keine Ahnung, wo die Lisl steht. Im Hostel "Banana" ist wieder mal warten angesagt - ein Bett muss erst gemacht werden, ein Helfer für's Gepäck und Lotse zum Motorrad kostet extra 20 MAD - kein Problem. Aber irgendwie hat er keine Zeit oder vergißt mich, jeden falls dauert es ewig bis 21 Uhr. Dann große Diskussion, Khalid meint, der Platz sei eben nicht sicher. Aber er kennt einen anderen günstigen Parkplatz, allerdings noch ein Stück weiter weg. Er holt seinen Roller und wir bringen die Lisl zu einem verdreckten, bewachten Innenhof für 20 (statt 50) MAD pro Nacht. Gerade als wir den Gratisparkplatz verlassen, rollt eine Truppe belgischer Adventurebikes an, da hätte die Lisl gute Gesellschaft gehabt. Irgendwie ist mir schon lange nicht mehr wohl, ob das alles mit rechten Dingen zu geht. Na ja, jetzt geht's erstmal auf dem Roller und mit der erforderlichen Gepäckrolle zurück, der Rest bleibt bei der Lisl. Erschöpft, verschwitzt, durstig bin ich jetzt im Hostel. Schnell nochmal vor die Tür und ich finde einen Saftladen sowie eine Bude, die mir eine Burger mit Pommes verkauft. 23 Uhr - fertig.

Jetzt noch Blog schreiben und ab in's Bett!

Donnerstag, 26. Dezember 2024

Traumstrand

In der Nacht kam bereits Wind auf. Mein Zelt steht in einer windgeschützten Kuhle, aber dennoch knattert die Zeltplane, dafür bleibt sie heute trocken. Gegen 11 Uhr kann ich aufbrechen. Die Batterie ist gut geladen, Öl und Luft an der Lisl muss heute noch kontrolliert werden. Ein anderes Problem taucht auf, mein gut 30 Jahre alter Benzinkocher faucht mich nicht mehr an. Die Pumpe zum Druckaufbau funktioniert nicht mehr. Vielleicht läßt sich das mit einer neuen Dichtung beheben, aber nicht jetzt - ich schiebe es noch etwas auf die lange Bank. Wasser auffüllen, Gartenstuhl und Kabel zurückbringen, bei Andi bedanken und verabschieden. Meine Drone darf ich einige Zeit bei ihm lassen - Dronen sind in Marokko verboten.


Wir sind noch in den Bergen, daher gibt's auch heute wieder massenhaft "Sträßle". Mein Navi funktioniert heute wieder vernünftig, gestern hatte es öfter mal Wegpunkte ausgelassen oder sogar die ganze Route vergessen bzw. ausgetauscht. Richtung Süden ändert sich die Landschaft, sie erinnert mich an deutsche Mittelgebirge oder das Voralpenland. Grüne Wiesen mit vielen Kühen, manchmal Ziegen. Gut, die Pflanzen sind natürlich andere und die Berge sind deutlich kantiger. Auf der Karte ist ein langer halbkreisförmiger Gebirgszug zu sehen, der mich reizt. Im Süden führt ein Sträßchen entlang, das allerdings für uns einen deutlichen Umweg bedeutet  maht nichts. An der ersten Abzweigung wird vor einer Bergstraße in desolatem Zustand gewarnt...darunter verstehen wir allerdings etwas anderes. Der Asphaltbelag weist manchmal Risse oder Kanten auf, dafür haben wir die kleinen Kurven ganz für uns alleine  herrlich. Der Wind hat sich verstärkt zum Sturm. Mit ca.65 km/h und stark böig sind wir zar im Wald einigermaßen geschützt, aber außerhalb beutelt es uns ganz ordentlich. Bei Fotostopps kann ich die Lisl mit den Füßen kaum in Balance halten.

Kurz vor Tarifa beginne ich mit der Suche nach einem Übernachtungsplatz. Auf der Karte ist eine kleine Straße Richtung Küste zu sehen und dort sind auch Parkplätze verzeichnet, das schauen wir uns an. Die Straße führt tatsächlich zum Strand und einem großen Parkplatz. Die Wohnmobile stehen am Straßenrand vor dem Parkplatz, denn dort sind sie verboten. Genauso wie Campen. War ja klar...
Auch hier bläst ein starker Ostwind, die Straße von Gibraltar wirkt wie eine Düse und das wird die nächsten paar Tage so bleiben. Für Wind- und Kitesurfer optimal. Die kreuzen mit einer Affengeschwindigkeit über weiße Schaumkrönchen. Endlos erstreckt sich weißer, unberührter Sandstrand nach Ost und West. In voller Montur gehe ich bis zur Wasserkante, dann ein Stück daran entlang und bestaune eine ganze Zeitlang die Surfer. Ein kleiner Pril erstreckt sich zwischen Küste und Meer, darin übt sich ein Nachwuchssurfer der etwa 5 Jahre alt sein dürfte.

In den Dünen ist Naturschutzgebiet, also werde ich mich da nicht verstecken können. Am Ende des Parkplatzes führt ein Fußweg weiter zur Surfschule, die aber jetzt geschlossen zu sein scheint. Etwas versteckt biegt 200 m zurückliegend ein Sandweg dorthin ab, da führe ich die Lisl hin. Dann warten wir noch, bis alle Menschen verschwunden sind bevor ich heute endlich mal wieder die Hängematte zwischen einer Palme und einem Pfosten aufhängen kann. Hinter uns schützt eine Hecke etwas vor dem Wind, dennoch geraten wir bei stärkeren Böen ins Schaukeln. Ein wenig beunruhigt bin ich schon... Gerade will ich die Lisl in Sichtweite auf den Hof schieben, da patroulliert die Polizei vorbei. Vielleicht glauben sie, daß ich gerade wegfahren will? Ob sie die Hängematte nicht gesehen haben? Auf jeden Fall wollen sie nichts von mir und verdünnisieren sich weider. Im Süden werden mit der Dunkelheit die Lichter von Marokko sichtbar.

Mittwoch, 25. Dezember 2024

Tagestour

Für heute ist eine Tagestour mit ca. 150 km geplant - es gibt zwei interessante Orte in der Nähe: Ronda und Setinel. Ich packe nur den Tagesbedarf ein und will los. Schock am Morgen...leider spielt die Lisl nicht mit - keinen Mucks gibt sie von sich. Ihre Batterie ist sotal leer! Wie kann das sein? Ich habe ja nur ein Handy geladen... Die wenigen Meter bergab reichen leider nicht zum anschieben, dann stehen wir im Schotter. Andis Kabel reicht nicht bis hierher, um das Ladegerät anzuschließen. Zum Glück hat er noch Nachschub. Stromanschluss alleine genügt der Lisl allerdings leider nicht, so muss ich eine ganze Zeit warten, bis sie genug gefuttert hat, um den Anlasser durchzudrehen.
Um 12 Uhr kommen wir dann letzlich los, ich kontrolliere nun ob die Lichtmaschine auch gut lädt und stelle den Motor beim fotografieren erstmal nicht ab.

Über Zahara nach Grazalema führt eine herrliche, kurvige, motorradfreundliche Paßstraße auf 1300 m hinauf! Abkühlung bringt die Höhe allerdings nicht, die Fahrtemeperatur von 22 Grad ist super angenehm. Serpentinen, 3/4-Takt-Kurven und phantastische Ausblicke belohnen den Ausflug. So schön wie der Aufstieg ist auch der Abstieg in diesem Naturpark mit senkrechten Felswänden, an denen die Geier kreisen.


Ronda wollte ich anschauen - es hat eine lange Historie und soll sehr schön sein. Am ersten Weihnachtsfeiertag ist jedoch ein Besuch dort keine gute Idee. In der Innenstadt herrscht Jahrmarkt, auf der berühmten Brücke stehen die Menschen Schlange und an der Stierkampfarena passt die Polizei auf, daß niemand parkt. Bleibt mir nur übrig, mit den Augen aufzusaugen, was wir passieren. Es gibt zum Glück noch ein paar abgelegenere Sehenswürdigkeiten - und die gefallen mir persönlich sowieso viel besser. Zuerst fahren wir auf der Westseite in die Schlucht hinunter - eine Pflasterstraße mit sehr grobem rundköpfigen Pflaster führt steil hinunter. Vor uns fahren leider zwei Schnecken - die würde man zu Fuß drei mal überholen. Da der Weg einspurig ist, kommen wir aber nicht an den Blechkisten vorbei. Es gibt ein paar schöne Aussichtspunkte auf die über den Felsen trohnende Stadt und die berühmte Brücke, dann sind wir am Fuß der Schlucht angekommen. Die letzten 20 m sparen wir uns, denn die sind Sackgasse und ich bin nicht sicher, ob da unten genug Wendeplatz für die Lisl vorhanden wäre. Wir wenden an einer steilen Abzweigung und freuen uns über den ungehinderten Aufstieg auf der rauhen Straße.
Dann umrunden wir die Stadt auf der Ostseite, auch im Tal. Ein ganz schmaler, mit großen Steinplatten belegter Weg führt hier entlang. Manchmal scheint es fast ein Fußweg zu sein, aber dann findet sich wieder ein geparktes Auto. Wo Autos hinkommen, schaffen wir das auch. Schließlich erreichen wir die alten Brücken - eine können wir überqueren (ansonsten nur Fußgänger), die ander, etwas höher liegende ist gesperrt, aber wir können sie von unten bewundern. Die Stadt hat sich doch noch gelohnt!

Setenil wollte ich noch sehen, denn da sind die Häuser in den Fels integriert bzw. unter die Felsen gebaut. Das finde ich total spannend. Es stellt sich heraus, daß dieses Phänomen eigentlich nur entlang des schmalen Flusses zu sehen ist und sich die Häuserreihe in eine Einkaufs- und Fressmeile entwickelt hat. Dennoch hat sich auch dieser Abstecher gelohnt. Die Lisl hat inzwischen Besuch von 2 heimatlichen Genossinen bekommen - aus dem Landkreis Pfaffenhofen.

Ab nach Hause, oder besser gesagt, nochmal zu den Paraglidern und meinen Freunden. Die Sonne ist schon untergegangen, es ist kalt, daher verabschiede ich mich dann auch bald. Auf Wiedersehen in Norwegen...

Dienstag, 24. Dezember 2024

Heilig Abend

Es ist fast Mitternacht, sternklar, als ich "heimkomme" zu meinem bereits feuchten Zelt. Ich habe mich ja einfach bei meinen Freunden mit eingeklinkt - im Clubhaus der Gleitschirmflieger ist gemeinsamer Weihnachtsabend angesagt.

Am Morgen hängen noch Nebelschwaden in den Tälern - gut, daß ich am Berg wohne. Sobald die Sonne höher wandert wird es zuerst angenehm warm, dann sogar heiß - ich muss etwas Halbschatten suchen. Ich lerne und über ein klein wenig, ansonsten bin ich faul. Dann packe ich etwas um und breche am Nachmittag zu den Gleitschirfliegern auf. Meine Freunde sind noch unterwegs, aber die Dusche auf dem Platz ist gerade frei und das nutze ich natürlich schamlos aus. Den Hintergedanken hatte ich schon. Frisch gewaschen mögen mich auch die Freunde wieder und so genießen wir die Sonne zusammen. Als es dunkel wird, warten wir nicht bis zum vereinbarten Zeitpunkt für das Buffet sondern gehen schon mal runter zur Bar. 
Zwei große gusseiserne Bulleröfen stehen dort und werden gerade mit Olivenholz angefeuert - wunderbar, denn es ist schlagartig kalt. Nach und nach sammeln sich mehr und mehr Leute, das Buffet füllt sich mit allerlei Köstlichkeiten - ich schlemme, schlemme, schlemme! All die vielen Fremden sind plötzlich keine Fremden mehr, auch wenn ihre Leidenschaft eine andere ist als meine. Wir verstehen uns alle gut und es gibt natürlich die unterschiedlichsten Geschichten. Zwischen den 2 Öfen wird es zwischenzeitlich so heiß, daß man Angst um die Kunststoffjacken haben muss. Eigentlich mag ich nicht aufbrechen, aber die Vernunft ruft.

Montag, 23. Dezember 2024

Weihnachtsfeiertage

Ich habe mich ganz frech bei meinen Freunden zum Weihnachtsessen am Heiligabend und zum heutigen Einkauf in Ronda eingeladen. Ich werde der Lisl also "schon wieder" ein paar Tage Urlaub gönnen. Ich beginne heute damit, morgens ein bisschen im Zelt zu sitzen und zu lernen. 
Etwas verspätet treffe ich mich dann am frühen Nachmittag mit meinen Freunden, die sich hier im Ort nach Wohnmöglichkeiten umgeschaut haben. Sie sind ein wenig erschöpft und außerdem gibt es wohl im Praglider-Club ein gemeinsames Weihnachtsessen, darum wird schnell mal umgeplant. Wir machen heute keine Stadtbesichtigung mehr sondern fahren nur zum einkaufen. Etwas für's gemeinsame Buffet und etwas als Dankeschön für Andi muss auch mit. Dann gibt's noch einen Aufenthalt im Club bzw. am Wohnmobilstellplatz, etwas Sonne genießen, ratschen und als die Sonne verschwindet werde ich nach Hause gebracht. 
Am Gegenhang strahlt Zahara - in der Dunkelheit sieht der Ort fast wie ein Weihnachtsbaum aus. Mein persönlicher Weihnachtsbaum....
Gute Nacht.

Sonntag, 22. Dezember 2024

Algodonales

Ich entwickle mich zum Langschläfer - erst gegen 10 Uhr krabble ich aus dem Zelt. Heut Nacht war es gar nicht so kalt und vor allem seeeehr trocken - kein Tröpfchen Tau oder Kondenswasser ist zu sehen. Extrem aufdringliche Bienen stören meine Morgenroutine und verärgern mich ordentlich. Bereits um diese Zeit donnern immer wieder mal Tourenmotorräder hier vorbei - scheint eine beliebte Strecke zu sein. Oh, das ist verständlich: die Morgengymnastik übernimmt heute die Lisl - ihr Hüftschwung wird immer weicher. Je mehr wir uns der Stadt Aznacollar nähern, umso häufiger begegnen uns Motorräder, dann Rennradfahrer, Jogger, sogar Bungeejumper von einer Brücke zum Stausee hinunter. Und Gelegentlich ein Auto - die glauben allerdings, die schmale Straße gehöre ihnen alleine. Da wirds manchmal schon ganz schön eng!

Als nächstes müssen wir eine große Ebene durchqueren, aus und vorbei mit Kurven. Breite gerade Straßen durch langweilige Landschaft. Überall nur schwarze fruchtbare Erde auf den gepflügten Äckern. Lediglich Carmona bietet ein wenig Abwechslung; es besitzt eine schöne Altstadt mit Festungsmauern ringsum. Irgendwie sind wir zufällig dorthinein geraten. Die Lisl darf außerhalb der Mauern parken, ich schauen mich drin etwas um und bleibe am Marktplatz in einem Restaurant hängen.
Am Horizont tauchen endlich wieder Berge auf, da halten wir gerne darauf zu.

Claudia hatte mir vor einiger Zeit die Koordinaten des Wohnmobilstellplatzes geschickt, wo sie normalerweise stehen. Wir finden den Platz fast leer vor, das einzige Fahrzeug ist das von Claudia und Volker. Die Beiden sonnen sich auf einer Bank. Große Überraschung! Warum? Weil der Platz eigentlich gesperrt ist bis zum 7.Januar und die Beiden nur zum Wasserholen gekommen sind. Na, da haben wir ja ein gutes Timing gehabt. Jetzt geht allerdings die Überlegerei los, wo ich übernachten kann, denn an dem Platz, wo die Beiden stehen ist zelten nicht erlaubt. Es gibt einige wilde Zeltmöglichkeiten in größerer Entfernung, aber das ist ungeeignet, wenn ich ein paar Tage bleiben will. Schließlich hat Voker die zündende Idee - sie haben einen Bekannten mit einer Finka und einem großen Olivenhain hier. Ob ich da bleiben könnte? Der Überfall gilt Andi, einem Deutschen, der sich dafür breitschlaagen läßt. Das ist sehr nett! 

Kurz vor Sonnenuntergang begebe ich mich mit der Lisl auf die Suche nach einem geeigneten Plätzchen - gar nicht so einfach. Denn unter dem Unkraut ist der Boden nicht nur uneben sondern auch extrem lehmig-rutschig. So schnell kann ich gar nicht gucken, wie das Hinterrad wegrutscht und die Lisl auf der Seite landet! Mist! Volker ist schnell zur Hand und hilft der Lisl wieder in die Senkrechte. Nix passiert, nur stinkt die Lisl jetzt nach ausgelaufenem Benzin.  Daraufhin schiebe ich sie zurück auf den Weg mit festem Untergrund und nehme mit einem Plätzchen direkt unterhalb am Zaun vorlieb. Ein kleines Plätzchen, reicht aber genau für das Zelt und bietet einen herrlichen Ausblick über das Tal - solange es hell ist.

Für 8 Uhr sind wir zum Abendessen verabredet - das Lokal ist nicht ganz 3 km entfernt aber Google spricht von 10 min Fahrzeit. Klar - der Weg zur Finka ist sehr schlecht, sandig, lehmig...ich bin gespannt, wie wir das bei Dunkelheit managen. Im Schritttempo gelingt uns die Fahrt ganz gut, obwohl ich ziemlich wackelige Knie habe. Meine Freunde lotsen mich in ein gut besuchtes Restaurant mit großer Auswahl und super leckerem Essen - endlich Tappas! Es wird spät....