Nach dem doch etwas chaotischen Tag gestern ist heute Erholung angesagt, ich möchte nur ein wenig die Altstadt, in der ich ja mittendrin wohne, erkunden.
Mein Hostel liegt am Ende einer engen, blau gestrichenen Sackgasse, Tür an Tür mit anderen Hostels oder Wohnhäusern. Ebenerding finden sich 3 "Bäder", d.h. je eine Toilette, Dusche und Waschbecken, die sehr platzsparend angeordnet sind. Meist steht der Boden unter Wasser und die Armaturen hängen in der Luft. Aber warmes Wasser gibt es immerhin! Außerdem findet sich hinter einem Vorhang noch ein Stockwerkbett und hinter einer weiteren Tür nochmal ein oder 2 Betten. Eine steile Treppe mit sehr hohen Stufen führt in den ersten Stock mit 2 Schlafsäle mit je 8 Betten; zwei Stockwerkbetten an den Längsseiten und je ein weiteres an den schmalen Seiten, so dass die Türe nur einen Spalt weit aufgeht. Die Treppe führt weiter auf die überdachte Dachterrasse, auf der sich praktisch das Leben abspielt. Es ist kalt dort oben, aber Büro (Rezeption), Küche, Waschmaschine und Couchecke befinden sich dort. Strom findet sich an manchen Stellen gut versteckt an den Steckdosen mehrerer Verlängerungskabel. Das Sprachgewirr geht von arabisch über französisch, deutsch, schwizerisch bis indisch - und natürlich englisch als verbindende Sprache.Nach einer erfrischenden Dusche, die die gestrige Sandkruste entfernen konnte, packe ich gegen 11 Uhr meinen Rucksack und gehe forschen - als erstes nach Lisls Parkplatz. Ich brauche noch ein Ladekabel, das habe ich gestern vergessen. Tatsächlich finde ich den Ort alleine und ziemlich zielsicher. Der Besitzer erkennt mich auch sofort und weist mir den Weg. Ganz an der Wand steht die Lisl mittlerweile, gut versteckt zwischen einigen Wracks. Die Jungs haben sie trotz abgeschlossenem Lenkradschloss ein Stück versetzt, damit die Durchfahrt frei wird. Ansonsten ist alles ok.Nun geht's weiter den Berg hinauf, um die Kasbah herum und hinein in die Marktgassen. Man muss das schon lieben...aber das ist halt so in Afrika. Was man hier nicht alles kaufen kann! Jede Menge Andenken, Kunstgegenstände, Teppiche, Textilien, Lederwaren über "normale" Lebensmittel wie Obst und Gemüse, Fleisch, lebendige Hühner, Backwaren bis hin zu Tagesbedarf wie Schuhe, Schlüssel, Putzmittel oder was weiß ich noch alles! Datteln - unbedingt! Die Augen quellen über und können gar nicht alles erfassen.
Dann lasse ich mich gerne in ein Straßencafe an einem belebten Platz entführen (man wird direkt auf der Straße aufdringlich dazu genötigt), um dort zu frühstücken: ein langweilig schmeckender Pfannkuchen und ein Glas sehr süßer Tee mit allem was darin rumschwimmt. Laut Karte sollte es 18 MAD kosten, der Mann zeigt mir auf dem Handy einen Preis von 20 MAD an. Ich bestehe auf 18, die Karte will er nicht herzeigen. Schließlich verlangt er 15 - na gut. Vor meiner Nase halten immer wieder türkisblaue Taxis um ihre Fahrgäste auszuspucken. Entspannte Polizisten auf kleinen Geländemaschinen treiben im Verkehr vorbei, Touristenpolizisten stehen an einigen Ecken zur Verfügung.Noch ein wenig höher liegt ein kleiner Park, der gerade neu gestaltet wird und dessen Wege neu verlegt werden. Über allem schwebt ein Duft von Hühnerkacke. Wieder zurück in die engen Gassen der Kasbah und an einem anderen Ausgang Richtung Meer. Ich komme am Fischereihafen vorbei - dort liegen jede Menge Boote auf dem Trockenen oder im kaum erkennbaren Wasser. Fischernetze werden ausgebreitet und repariert.Noch ein wenig weiter mache ich ein Päuschen auf der Küstenmauer, unter mir wird fleißig geangelt. Meine Füße schmerzen, darum suche ich den kürzesten Weg zum Hostel. Auf der Dachterrasse dürfen sich die Füße erholen, ebenso das Laptop und die Handies, die jetzt alle geladen werden. Bis der Hunger kommt...dann treibt's mich wieder zu den Futterplätzen Richtung Promendade. Unterwegs schnappe ich mir noch etwas Gebäck für den Nachtisch, auf einem großen Platz lasse ich mir einen Grillteller mit Salat und Pommes zusammenstellen - und natürlich ein Glas Tee. Ein kleiner Abstecher entlang der Promenade in die andere Richtung eröffnet mir Ticketbüros für die Fähre zurück nach Tarifa. Es gibt anscheinend eine Menge mehr Möglichkeiten und günstigere Preise, als im Internet zu finden sind - wird für die Rückreise in den Hinterkopf gesteckt. Auf dem Nachhauseweg kommt mir eine große Reiseenduro mit Münchner Kennzeichen entgegen - ob der auch einen Parkplatz oder ein Hostel sucht? Ich frage, ob ich helfen kann und so kommen wir schon wieder ins Benzingespräch. Mark ist auf dem Weg nach Kapstadt in mehreren Etappen - gute Reise und bleib immer aufrecht!
Mein Rundgang und der "Marokko-Plan"
