Samstag, 11. Januar 2025

Vom Winde verweht

Um halb acht, als ich mit Kopfschmerzen und Übelkeit unruhig werde,  ist es noch stockdunkel. Ich habe keine Sekunde geschlafen. Die ganze Nacht hat es gestürmt und in unregelmäßigen Abständen von 5-10 min hat eine Bö die Zeltwände zum knattern gebracht und meiner Koje einen kräftigen Schubs gegeben. Als ich dann aufstehen will, treffen Scharen von Wanderern ein, die alle an meiner Koje vorbei müssen - ziemlich unangenehm für die Morgentoilette. Die Koje hängt noch und ich nestle ein wenig an der Lisl herum, da patroulliert die Polizei, wendet am Tor und schleicht mit einem freundlichen Grinsen an mir vorbei. Entweder freuen sie sich, daß ich schon packe oder sie haben die Koje gar nicht gesehen.

Um 10 Uhr sind wir unterwegs, erst auf der welligen Erdpiste, dann auf der kurvenreichen Bergstraße, die größtenteils feucht ist. Es hat also heute Nacht hier geregnet. Erstes Ziel ist Marbella, dort möchte ich den gestrigen Blog hochladen. Die Lisl bekommt Sprit und Luft (die kostet 1 € für 5 min!). Allerdings nutze ich die Restzeit meines Vorgängers, der mir sogar noch hilft. Endlich finde ich ein Stückchen Strandpromenade. Tatsächlich ist dort bereits ein Cafe geöffnet, aber das ist so proppenvoll, dass ich keinen Platz bekomme. Also erledige ich die Internetsachen auf einer Bank. Es ist so heiß, daß ich schnell wieder verschwinde.

Richtung Malaga müssen wir leider ein Stück Autobahn fahren, bevor wir in's Landesinnere abbiegen können. Eine große Tafel warnt die Verkehrsteilnehmer "Achtung Bergstraße" - wir sagen "juhu Bergstraße"! Frisch betankt und belüftet zieht die Lisl durch die herrlichen Kurven. Ich muss mich ein bisschen konzentrieren, darum bekomme ich leider vom wunderschönen Ausblick nicht allzuviel mit. In den Bergen hier, gibt es nur Nobelquartiere und Ferienwohnungs-Bunker. Aber auch Bauruinen, von denen lediglich die Betonböden und Treppen vorhanden sind.

In den Berggipfeln hängen dicke, schnellziehende Wolken. Von dort bläst den ganzen Tag ein starker, böiger Wind, der die Fahrerei ganz schön anstrengend macht. Die Lisl muss den Lenker und ich den Kopf gut festhalten, wir fahren oft nur Schritttempo. Fotografieren ist nur sehr schwer möglich, da ich die Lisl im Stand kaum aufrecht halten kann. Auf einem kurzen Abschnitt nach Süden, lerne ich den Rückenwind sehr zu schätzen! Es ist heute ein ständiger Kampf mit dem Wind!
Schließlich geraten wir auf ein schmales, sehr schlaglochreiches Sträßchen, das eine Mischung aus Asphalt und Erdpiste besteht. Nach einigen Kilometern soll uns eine Barriere und ein Einbahnstraßenschhild stoppen, aber da es keine Alternative gibt, fahren wir erstmal weiter. Eine weitere Barriere nach vielen Kilometern, eine abgerutschte Straße und ein Felsblock auf dem Straßenrest sind für uns aber kein Hindernis und so passieren wir problemlos diesen Abschnitt. Kurz darauf schon wieder eine Sperrwarnung, die wir wieder ignorieren. Im weiteren Verlauf gibt es keinerlei Hiindernisse. Ab und zu türmen sich dunkle Wolken über uns auf und kurz erwischen wir sogar ein paar Nieselregentropfen.


In Alfarnate, einem kleinen, abseits liegenden Städtchen, zeigt mir die App einen Wohnmobilstellplatz, den wir kurzerhand ansteuern. Wenige WoMos stehen hinter einer Turnhalle, daneben schließt sich der Stadtpark an. Da finden sich ein paar Bäume. Der Wind hat leider nicht nachgelassen - ich hoffe, diese Nacht wird ruhiger!

Als ich mich auf die Socken mache, ein Cafe zu finden, stelle ich fest, daß die Zeltunterlage mit den darin eingewickelten Ölflaschen fehlt. Aber die habe ich vermutlich schon gestern verloren, oder noch vorher. So unaufmerksam bin ich. Der Verlust ist verschmerzbar. Ins Dorf sind es gut 5 min zu Fuß. Nach mehreren Versuchen finde ich schließlich eine Bar, die geöffnet hat und auch einen Tee anbietet. Allerdings herrscht sehr lautes Getöse und Selbstbedienung. Leider gibt's auch keine Steckdose für meine Gerätschaften.

Freitag, 10. Januar 2025

Road-meeting

Sehr gemütlich verläuft der Morgen mit diversen Erledigungen und Verabschiedungen, so daß wir erst um halb zwölf losrollen. Dabei werden wir sogar noch von einigen WoMo-Bewohnern gefilmt. Blauer Himmel, Sonnenschein, nicht allzu kalt - so macht das Fahren Spaß! Holzfeuer in den Olivenhainen verbreiten einen feinen Geruch, den Rauch inhaliere ich sehr gerne. Kegelige Berge und schroffe Felsen zeichnen sich scharf gegen den strahlend blauen Himmel ab. Ein tolles, kurviges Sträßchen führt uns nach Olivera, wo sich Freunde heute eine Wohnung anschauen. Ich schaue mir das nette Städtchen kurz an: es ist schon faszinierend, wie die Häuser an den steilen Felsen kleben und zwischendrin Gäßchen freigeben, die bestimmt 50% Steigung haben und so schmal sind, daß ein "normales" Auto gerade mal ohne einklappen der Außenspeiegel durchpaßt. Anhalten darf bzw. kann man hier nicht.... Hinunter geht's in ein enges Tal, wo ein dichter alter Olivenwald ein schmales Rinnsal säumt.


Kurz vor Setinel verzweigt die Straße, wir nehmen die schönere Route unten im Tal. Bis zum Ortseingang, denn ab hier dürfen wohl nur "Berechtigte" weiterfahren. Das sind wir doch sicher!? Sehr enge Gäßchen und Kurven führen uns zu einem kleinen Platz. Von rechts will ein Auto durchfahren, aber wir sind im Weg, also rollen wir etwas zur Seite. Das Auto ist die Polizei - Mist. Verständnislos schaut der Polizist aus dem Fenster und zuckt mit den Schultern. Ein Passant weist mich auch die vielen Einbahnstraßenschilder hin - hier geht nichts mehr weiter. Also flüchten wir eben wieder zurück und nehmen die die Bergroute. Hat sich trotzdem gelohnt.

Cuevas del Beccero klingt nach faszinierenden Höhlen, darum fahren wir einfach mal in den abseits liegenden Ort hinein. Am Ortsende führt ein schmaler asphaltierter Feldweg weiter, bin gespannt, ob und wann hier Höhlen kommen? Fehlalarm - schade. Hunger! Am Straßenrand mitten in der Landschaft halte ich an - hier kommt sicher sehr selten jemand vorbei. Ich genieße die Reste vom gestrigen Grillteller auf einer Semmel. Als ich zusammenpacke, kommen mir zwei Enduristen entgegen. Sie fragen auf englich, ob alles in Ordnung ist - aber ja. Woher kommt wer? Letztendlich sprechen alle Deutsch, das macht die Sache einfach. Die Jungs nehmen die Helme ab und sie kommen ins Gespräch mit der motorradfahrenden Oma. Da jetzt doch ein Bauer vorbei will, schieben die Beiden ihre Maschinen auf die Seite und wir quatschen weiter. Sehr hilfreiche und nützliche Informationen für beide Seiten können wir austauschen, dann zieht jeder mit guten Wünschen wieder seiner Wege. Das war ein sehr lustiges Treffen!

Das Sträßchen endet zwar nicht, geht aber nach einiger Zeit doch in einen roten Erdweg über. Für uns kein Problem. Es gibt nur zwei Stellen, die uns etwas fordern: einmal müssen wir zwischen tiefen Spurrillen bergab balancieren, dann bremst uns eine sehr schlammige Kurve. Aber im Oma-Tempo schaffen wir das - hat Spaß gemacht.

Weiter geht's Richtung Marbella auf kurvigen Strecken durch herrliche Berglandschaft. Dann lockt uns ein Hinweisschild zu einem Refugio, dort ist ein Parkplatz eingezeichnet. Ein schmales Sträßchen führt uns durch Wald und zwischen steilen Bergen hindurch, zu guter letzt wird es noch ein Stückchen Erdweg, dann ist an einem Tor Schluss. Von hier aus führt ein Wanderweg zu einem Aussichtspunkt über Marbella. Die Entfernung wird mit gut 1 km angegeben - na, das schaffe ich doch. Habe mich leider verschätzt: in voller Montur stiefle ich los, dann nehme ich eine "falsche" Abzweigung und gelange über einen rauhen, steilen Waldweg auf eine kleine Plattform. Ja, man hat hier schon einen schönen Blick, aber das war nicht das angegebene Ziel. Dorthin habe ich aber jetzt schon die Hälfte, also geht's weiter...und weiter...und weiter. Schließlich erreiche ich am Ende eines breiten Erdweges die erwünschte Plattform, genieße kurz den Ausblick und eile dann wieder zurück, denn die Sonne schwindet schon. Jetzt bin ich sicher gut eine Stunde gelaufen! 


Ein Mann hat mir gesagt, man dürfe hier nicht zelten, die Polizei würde das sehr teuer bestrafen. Aber schlafen darf man schon, nur eben kein Zelt aufstellen. Aber die Hängematte? Ja, die sollte erlaubt sein. Ich finde zwei passende Bäumde am Straßenrand über einem steilen Abhang, wo ich meine Koje aufhänge. Dann setzt ein heftiger Wind ein, der die Hängematte weit über den Abgrung hinausbläst, da wird mir mulmig. Das möchte ich nicht erleben, wenn ich drin liege. Also ziehe ich um. Einzige "vernünftige" Chance ist das geschlossene Tor und ein dahinter stehendes Hinweisschild - warum nicht? Auch hier bläst der Wind und rüttelt unangenehm am Bett, aber immerhin ist der Abgrund ein bisschen weiter weg.

Hier im Wald zwischen den Bergen ist das Internet unterirdisch, darum werde ich den Post erst morgen veröffentlichen oder mit Bildern bestücken.


Donnerstag, 9. Januar 2025

Päuschen

Keine Fotos und kaum bericht heute, denn ich bin in Algodonales unterm Zeltdach geblieben, das mich gut trocken und warm gehalten hat. Regen und Sturm hören zwar am späten Vormittag auf, aber meine Ausrede ist, dass noch alles naß ist. Stattdessen kümmere ich mich ein wenig um die administrativen Dinge, das Studium und Rechnungen bezahlen. Das ist gar nicht so einfach, denn die Handyapp meiner norwegischen Bank funktioniert nicht mehr. Mit einigem Aufwand und Hilfe gelingt der Zugriff aber nach einer Stunde.

Am Nachmittag werde ich von WoMo-Nachbarn zum Tee mit restlichen Weihnachtslebkuchen und quatschen eingeladen, am Abend versuche ich nochmal ein Abendessen in dem gestern vergeblich angelaufenen Restaurant.

Mittwoch, 8. Januar 2025

Kurvenspaß

Im "Wild House", dem wirklich sehr gemütlichen Hostel, hatten wir gestern noch einen fröhlichen Abend. Mit der Italienerin Sarah hatte ich eine ruhige Zimmergenossin, während im Nachbarzimmer anscheinend eine ziemlich unruhige Nacht stattfand. Da unser Rolladen geschlossen ist, geht der Tagesanbruch an mir vorbei und ich stehe erst um halb zehn auf. Mit packen bin ich bald fertig, aber eine Holländerin möchte noch unbedingt ein Foto machen - gerne. Etwas ungern wacht die Lisl heute auf, dann weckt sie mit zwei heftigen Fehlzündungen alle auf, die jetzt noch schlafen und qualmt diejenigen mit einer dicken Ölwolke ein, die bereits im Badezimmer sind. Dann geht's nochmal zurück nach Tarifa - ein Päckchen bei DHL und eine Postkarte bei der Post abschicken. DHL ist fast unsichtbar in einem Eisenwarenladen versteckt, auf der Post muss ich wieder eine Nummer ziehen und 10 min warten, bis alle ausgeschnattert haben. Dann geht's ab auf die Piste.


Zuerst nach Norden Richtung Algeciras, das wir zum Glück schön umfahren können. Und dann in die Berge! Eine schöne Route hat das Navi da wieder ausgesucht! Fröhlich schlängelt sich nun ein etwas welliges Sträßchen durch die Berge. An einem Abschnitt folgt die Stromleitung der Straße, die Masten stehen in Reih und Glied und auf (wirklich!) jedem Mast thront mindestens EIN Storch mit oder ohne Nest. In den Bergen westlich von Estepona legen wir einen tollen Ritt hin:die perfekte Motorradkurvenstrecke führt uns bis auf 900 Höhenmeter, dann geht's wieder runter. Die Lisl freut sich, ihren Widerstand und die Pendelei hat sie aufgegeben, sie zieht eine saubere Spur durch alle engen und weiten Kurven und läßt sich willig in Schräglage fallen.

Eine kleine Nebenstraße wird von der Straßenbehörde als "in sehr schlechtem Zustand" bezeichnet - hier war Marokko eine gute Erfahrung, denn diese Straße unterscheidet sich von den marokkanischen, üblen Straßen nur dadurch, dass die Löcher geflickt sind und wir gut darüber hoppeln können.


Bei Andi in Algodonales möchte ich meine Drohne abholen, aber er ist nicht zu Hause. Ich warte ein wenig auf seiner Terrasse, irgendwann wird er ja kommen. Jetzt kommt allerdings starker Wind auf, der dunkle Wolken vor sich her treibt. Für die Nacht ist Regen angesagt, aber es sieht jetzt schon danach aus. Darum suche ich mir erstmal ein trockenes Plätzchen, die Drohne kann ich ja später noch abholen. Der Wohnmobilstellplatz ist jetzt wieder freigegeben und ziemlich voll gestellt. Es gibt dort einen großen überdachten Platz - dort möchte ich mein Zelt aufschlagen und bleibe hoffentlich trocken. Direkt daneben entdecke ich Claudia und Volker mit Saskia. Schön, Euch schon wieder zu sehen. Heute Abend planen wir, lecker Essen zu gehen. Aber wie so oft, kommt es anders. Während ich bei Andi die Drohne in Empfang nehme, wollen meine Freunde Sakias Auto aus der Werkstatt holen. Leider war die Reparatur erfolglos, so dass sie jetzt am Abend noch zu einer anderen Werkstatt aufbrechen müssen. Dann gehe ich halt alleine essen...nur, heute ist das Restaurant geschlossen. Zum Glück finde ich noch ein anderes, auch sehr gutes Lokal wo ich es mir schmecken lassen kann.

Dienstag, 7. Januar 2025

Tarifa

In dem fensterlosen Zimmer bekommt man ja nichts zu Tageszeit oder Wetter mit. Ich bin zwar früh wach, lasse mir aber bis 9 Uhr Zeit, um aufzustehen. Ich habe nur wenig Gepäck mitgenommen, meine Klamotten sind immer noch nicht trocken. Auf dem Parkplatz bei der Lisl packe ich dann um für die Reise. Außerdem hab ich ein paar Dinge für die Familie gekauft, die ich noch verstauen muss. Dann geht's zum Hafen. Hier bin ich falsch, erklärt mit ein müder Aufpasser - ich muss zur nächsten Schranke. Auch da sind wir falsch, aber an der dritten Schranke ist viel Betrieb, da sind wir richtig. Natürlich dauert es lange: Voucher gegen Ticket tauschen, dann Passkontrolle, Zoll, Passkontrolle, Ticketkontrolle und Drogentest. Der ist "lustig": man fährt auf eine lange Rampe und wenn die voll ist fährt ein LKW mit einer Art Brücke über den Autos an der Rampe entlang. Nach einigen Minuten geht's weiter bis zur Laderampe. Nochmal Ticketkontrolle - der junge Mann unterhält sich sehr gerne mit mir und poitisiert sogar... Die Spuren nebenan sind voll belegt von Fußgänger(innen), alle mit unwahrscheinlich viel Gepäck auf diesen Gepäckwagen und einigen Kindern. Wo die wohl alle hin wollen? 
Boarding beginnt mit einer halben Stunde Verspätung und es dauert, bis alle Damen ihre Wagen an Bord geschoben haben (nicht ohne manches Unglück). Dort werden sie wie vor dem Supermarkt gesammelt. Wir sind das einzige Motorrad. Meinen Hunger kann ich hier leider nicht stillen, denn das Bordrestaurant verkauft nur Kaffee oder Wasser - sie haben irgendein Problem. Immerhin sind wir mit über 50 km/h sehr rasant unterwegs.
Ich habe beschlossen, heute mal langsam zu machen und werde heute in einem Hostel übernachten. Morgen  muss ich ein Postamt finden, um ein paar Dinge nach Deutschland zu schicken. Das Hostel ist etwas abgelegen, aber ziemlich cool. Als erstes bekomme ich etwas "zu rauchen" angeboten... Es gibt jede Menge Tierchen: Hühner, Esel...nette Plätzchen im Grünen, separate Wohnnischen im Außenbereicht und verschiedene Sitzecken in der Sonne. Hübsch! Schnell lege ich Schlafsack, Luftmatratze, Handschuhe und alles andere zum trocknen aus, muss noch die Brille reparieren und ein Paket schnüren. 
Ein junger Deutscher hat die Küche belegt, während er sich lautstark von seinem Freund beraten lässt, wie er zu kochen hat. Auch Lebenstipps werden dabei ausgetauscht.
Für heute sag ich tschüß!


Montag, 6. Januar 2025

Tanger

Getrocknet ist gestern überhaupt nichts. Lediglich ein Tee hat mich ein wenig aufgewärmt. Der kostet hier - gnauso wie der Platz - etwa das 2,5-fache wie normal. Im Schlafsack bin ich dann ein wenig warm geworden, die Klamotten können im Zelt natürlich nicht trocknen. Insbesondere nicht, da es die ganze Nacht gewittert und regnet. Am Morgen läßt der Regen etwas nach und es gibt sogar kurze Regenpausen. Die Wohnmobililsten unterhalten sich über diese "schreckliche" Nacht - ich hab kaum was mitbekommen, habe gut geschlafen. Ich habe schon schlimmere Wetter erlebt. Dennoch ist es nicht schön, wenn auch am Morgen alle Klamotten nocht naß und klamm sind. Ich setze mich im Hotel an die Rezeption, lade die Elektronik, trockne die Kleider am Körper und checke dann gegen Mittag aus. Ich habe mir jetzt ein Hostel genommen, zum gleichen Preis. 

Es liegt in der Nähe des Parkplatzes, den ich schon kenne und nahe am Hafen. Den bewachten Parkplatz finde ich sofort, das Hostel zu finden ist eine Herausforderung. Mit dem Navi komme ich grob in die Nähe, aber dann brauche ich doch einen Helfer. Wir stehen am Namensschild der Unterkunft - alles verriegelt. Eine Nachbarin sagt, das Hostel ist schon lange geschlossen... Hä? Da kommt ein Mann hinzu, der meint, das Hostel läge woanders. Er führt mich hin - das finde ich nie wieder! Eine unauffällige Stahltür in einer sehr verstecken Nebengasse. Ich muss die angegebene Telefonnummer anrufen, damit der Gastgeber von irgendwo her kommt. Er gibt mit Haus-, Zimmer-, und WIFI-Schlüssel und ist wieder weg. Ich habe ein fesnterloses, unbeheiztes Doppelzimmer. 

Ich gehe noch ein wenig einkaufen, hole mir ein Fährticket und esse ein letztes mal marokkanisch.

Sonntag, 5. Januar 2025

Kontraste

Um 9 Uhr krabble ich aus der Koje, es ist bewölkt und windig. Darum ziehe ich heute die Daunenjacke statt eiinem Pullover unter die Motorradjacke. Bis Tanger sind es knapp 400 km; dafür sind eigentlich 2 Tage geplant. Aber die Strecke ist so langweilig und gerade, daß ich es in einem Tag versuchen möchte. 7 Stunden sind dafür angesetzt, Frühstück fällt aus. Mein Navi scheint heute ziemlich überfordert zu sein, oder das zugrunde liegende Kartenmaterial ist nicht mehr aktuell. Es zeigt Abzweigungen, die es gar nicht gibt und lockt mich auf eine 6-spurige Autobahn, die allerdings in die falsche Richtung führt. Dann widerum landen wir auf einer alten, fast pistenartigen Nebenstraße entlang der Autobahn.

Irgendwann kommen wir nach Rabat, der Hauptstadt Marokkos. Der neue Mohammed VI Tower ist nicht zu übersehen, er sieht wie eine Rakete aus. Die Innenstadt besuchen wir nicht, sondern jumrunden den Stadttrubel auf Umgehungsstraßen. Alles ist hier piekfein sauber - Scharen von Reinigungspersonal mit Besen und Staubsaugern entfernt nicht nur Müll sondern auch das kleinste Laubblättchen. Schöne grüne Alleen auf orangerot strahlendem Untergrund und gut fließender Verkehr machen gute Laune. Auch außerhalb führt eine super gute, kaum befahrene Straße zur richtige Kiefenwälder! Bis sie abrupt endet. Scheint der Eingang zu einem Nationalpark oder so was Ähnliches zu sein - Mist, ich habe eine Abzweigung verpasst. Also, zurück. Die "richtige" Abzweigung ist ein schmales Sträßchen durch entlegene Ortschaften. Immer ärmer wird die Gegend, die Menschen wohnen in Lehmhütten, während der Müll immer weiter zunimmt. Zu guter Letzt glaube ich uns auf einer Müllhalde, die Asphaltstege zwischen den Schlaglöchern sind nur noch wenige Zentimeter breit. Auf dem Bankett hat sich eine Pferdepiste gebildet und wenige Meter weiter verläuft ein festgefahrener Weg - beide sind deutlich besser befahrbar als die Straße. Arme Lisl! Auf den Verkehr achtet hier keiner mehr, jeder schaut nur, daß er mit möglichst wenig Schäden voran kommt. Eine Stunde Fahrzeit gehen uns auf diesem Abschnitt verloren. Hinzu kommt ein kräftiger Wind, der Sand, Staub und Müll über die Straße treibt und die Augen verkrustet.

Zurück im Westen dürfen wir ein Stück weit herrlichen Sandstrand mit schön gischtenden Wellen begleiten. Kite-Surfer tummeln sich hier. Der Wind wird stärker und der Himmel zieht zu - es sieht nach Regen aus. Wir sind bereits in Tanger, als es zu tröpfeln beginnt. Mitten im dichtesten Marktverkehr sind wir gefangen - Minute um Minute vergeht während es sich einregnet. Nur noch 1 km bis zum Campingplatz! Die Straße dort hinauf ist extrem steil, die Straße rutschig. Ein Auto vor mir kommt nicht mehr weiter, die Räder drehen durch. Na Lisl, komm, das schaffst Du. Nur nicht stehen bleiben. 2 Herren winken uns durch ein Tor zum Hotel - ja, das ist auch der Campingplatz. Oh, sehr edel und teuer (150 MAD pro Nacht). Wo ich geparkt habe darf ich natürlich nicht stehen bleiben - für Zelte gibt es separate Plätze. Mittlerweile gießt es in Strömen, die Lisl soll in einer sehr steilen Kurve stehen bleiben und das Zelt soll einige Meter entfernt stehen. Nein. Es gibt zum Glück noch eine Alternative mit ebenem Stellplatz für Lisl und Zelt! Keine Chance für die Hängematte, aber bei dem Regen ist das Zelt vielleicht ohnehin die bessere Wahl. Ich soll später zum Checkin abgeholt werden - was natürlich nicht stattfindet.

So pudelnass bin ich auf der ganzen Reise noch nicht geworden, wie ausgerechnet hier in Afrika! Bis auf die Haut ist alles durchweicht, die Regenklamotten liegen unerreichbar draußen in einer Tasche. Nur das Zelt nicht aufmachen, sonst werden wir überflutet. Es hört nicht auf, immer und immer wieder nehmen die Schauer zu. Irgendwann hole ich dann doch die Tasche mit den Regensachen, werfe mir die Jacke über, packe die Elektronik und flitze ins Hotelrestaurant. Jetzt sitze ich im edlen Restaurant des vornehmen Hotels Miramonte und versuche, wenigstens ein bisschen zu trocknen. Stattdessen fange ich nur an zu frieren. Essen mag ich mir hier nicht leisten, nur einen heißen Tee. Von dem phantastischen Aublick sieht man in der Nacht sowieso nichts. Auch für morgen ist noch heftiger Regen angesagt, also werde ich wohl noch einen Tag hierbleiben...grrr.