Um halb acht, als ich mit Kopfschmerzen und Übelkeit unruhig werde, ist es noch stockdunkel. Ich habe keine Sekunde geschlafen. Die ganze Nacht hat es gestürmt und in unregelmäßigen Abständen von 5-10 min hat eine Bö die Zeltwände zum knattern gebracht und meiner Koje einen kräftigen Schubs gegeben. Als ich dann aufstehen will, treffen Scharen von Wanderern ein, die alle an meiner Koje vorbei müssen - ziemlich unangenehm für die Morgentoilette. Die Koje hängt noch und ich nestle ein wenig an der Lisl herum, da patroulliert die Polizei, wendet am Tor und schleicht mit einem freundlichen Grinsen an mir vorbei. Entweder freuen sie sich, daß ich schon packe oder sie haben die Koje gar nicht gesehen.
Um 10 Uhr sind wir unterwegs, erst auf der welligen Erdpiste, dann auf der kurvenreichen Bergstraße, die größtenteils feucht ist. Es hat also heute Nacht hier geregnet. Erstes Ziel ist Marbella, dort möchte ich den gestrigen Blog hochladen. Die Lisl bekommt Sprit und Luft (die kostet 1 € für 5 min!). Allerdings nutze ich die Restzeit meines Vorgängers, der mir sogar noch hilft. Endlich finde ich ein Stückchen Strandpromenade. Tatsächlich ist dort bereits ein Cafe geöffnet, aber das ist so proppenvoll, dass ich keinen Platz bekomme. Also erledige ich die Internetsachen auf einer Bank. Es ist so heiß, daß ich schnell wieder verschwinde.
Richtung Malaga müssen wir leider ein Stück Autobahn fahren, bevor wir in's Landesinnere abbiegen können. Eine große Tafel warnt die Verkehrsteilnehmer "Achtung Bergstraße" - wir sagen "juhu Bergstraße"! Frisch betankt und belüftet zieht die Lisl durch die herrlichen Kurven. Ich muss mich ein bisschen konzentrieren, darum bekomme ich leider vom wunderschönen Ausblick nicht allzuviel mit. In den Bergen hier, gibt es nur Nobelquartiere und Ferienwohnungs-Bunker. Aber auch Bauruinen, von denen lediglich die Betonböden und Treppen vorhanden sind.
In den Berggipfeln hängen dicke, schnellziehende Wolken. Von dort bläst den ganzen Tag ein starker, böiger Wind, der die Fahrerei ganz schön anstrengend macht. Die Lisl muss den Lenker und ich den Kopf gut festhalten, wir fahren oft nur Schritttempo. Fotografieren ist nur sehr schwer möglich, da ich die Lisl im Stand kaum aufrecht halten kann. Auf einem kurzen Abschnitt nach Süden, lerne ich den Rückenwind sehr zu schätzen! Es ist heute ein ständiger Kampf mit dem Wind!
Schließlich geraten wir auf ein schmales, sehr schlaglochreiches Sträßchen, das eine Mischung aus Asphalt und Erdpiste besteht. Nach einigen Kilometern soll uns eine Barriere und ein Einbahnstraßenschhild stoppen, aber da es keine Alternative gibt, fahren wir erstmal weiter. Eine weitere Barriere nach vielen Kilometern, eine abgerutschte Straße und ein Felsblock auf dem Straßenrest sind für uns aber kein Hindernis und so passieren wir problemlos diesen Abschnitt. Kurz darauf schon wieder eine Sperrwarnung, die wir wieder ignorieren. Im weiteren Verlauf gibt es keinerlei Hiindernisse. Ab und zu türmen sich dunkle Wolken über uns auf und kurz erwischen wir sogar ein paar Nieselregentropfen.
In Alfarnate, einem kleinen, abseits liegenden Städtchen, zeigt mir die App einen Wohnmobilstellplatz, den wir kurzerhand ansteuern. Wenige WoMos stehen hinter einer Turnhalle, daneben schließt sich der Stadtpark an. Da finden sich ein paar Bäume. Der Wind hat leider nicht nachgelassen - ich hoffe, diese Nacht wird ruhiger!
Als ich mich auf die Socken mache, ein Cafe zu finden, stelle ich fest, daß die Zeltunterlage mit den darin eingewickelten Ölflaschen fehlt. Aber die habe ich vermutlich schon gestern verloren, oder noch vorher. So unaufmerksam bin ich. Der Verlust ist verschmerzbar. Ins Dorf sind es gut 5 min zu Fuß. Nach mehreren Versuchen finde ich schließlich eine Bar, die geöffnet hat und auch einen Tee anbietet. Allerdings herrscht sehr lautes Getöse und Selbstbedienung. Leider gibt's auch keine Steckdose für meine Gerätschaften.