Billy meinte mit Blick aus dem Fenster "Die Sonne scheint", was mich veranlasst, die ungeliebte Regenhose ins Gepäck zu verbannen. Ich glaube, solange keine Tropfen vom Himmel fallen, nennt man das hier "Sonnenschein"! Seiner Empfehlung folgend fahren wir wieder einige Kilometer zurück auf die Küstentraße. Bereits auf dem schön gewundenen Weg dorthin gibt es wieder wunderschöne Landschaften zu genießen. Die Touristenstraße verläuft nun direkt an der Küste mit schönen Ortschaften, Häfen und Aussichtspunkten. Von einem Punkt aus kann man im Tal eine Hängebrücke von den Klippen zu einer kleinen Felsinsel sehen, das fesselt mich natürlich. Etwas später ist dann die Einfahrt dorthin ausgeschildert. Ein langer Fußweg führt zur Brücke, für die man jedoch zahlen muss, wenn man sie überqueren will. Nach einer Viertel Stunde steigt der Weg nocheinmal steil an, um dann´in die Tiefe zu führen. Hier kehre ich um, unter der Motorradkleidung bin ich verschwitzt, Laufen ist nicht meine Stärke und hinabzuklettern um dann einen Blick auf die schwankende Brücke zu werfen, die ich sowieso nicht überqueren will, lohnt sich nicht. Dennoch habe ich auf dem Weg hierher herrliche An- und Ausblicke genießen dürfen. Es hat sich also auf jeden Fall gelohnt.
Giants causeway - den Fußweg der Riesen - habe ich noch nicht gesehen und der war mir wichtig. Die Einfahrt zum kostenpflichtigen Parkplatz ist total versopft, Busse und Autos stauen sich weit zurück auf die Zufahrtsstraßen. Wir schauen uns um und finden neben eine Bushaltestelle eine Weideneinfahrt, bei der das Tor offen steht. Das wird unser Parkplatz! Riesiger Touristenauflauf, Besucherzentrum, Führungen usw. sind nicht ganz mein Ding, aber die Steine will ich trotzdem sehen. Eine kleine Straße führt ca. 2 km weit dorthin, ich bin schon verschwitzt und mag nicht mehr so weit laufen. Da steht doch tatsächlich ein Shuttlebus direkt vor mir! Für 2 Pfund wird man hinaus- und später wieder zurücktransportiert. Das gefällt mir. In einer langezogenen, von senkrechten Klippen umsäumten Bucht finden sich die sagenhaften Stufen der Riesen Es handelt sich um Unmengen an sechseckigen oder mehr oder weniger runden Basaltsäulen, die entweder die Klippen selbst bilden oder etwas niedriger jede Menge Stufen ergeben. Man kann sie wie Treppen benutzen und auf eine Anhöhe klettern. Kaum oben, rollt das Regengebiet an - eine heftige Bö erwischt mich und wirft mich um. Nix passiert. Aber der einsetzende Regen macht die Stufen total glitschig, so daß ich auf allen Vieren vorsichtig absteige.
Der Bus fährt mir gerade vor der Nase weg. Bis der nächste kommt, gießt es in Strömen, meine Hose und der Kopf sind klatschnass bis ich schließlich die Lisl erreiche. Im strömenden Regen krame ich die Regenhose heraus und versuche im mageren Schutz des Bushäuschens alle Klamottenteile zusammen zu bekommen. Eklig. So kann es einem ergehen, wenn man sehr wohl über das zu erwartende Wetter Bescheid weiß, aber keinen vernünftigen Plan hat.....meine Methode "einfach ignorieren" hat diesmal leider nicht funktioniert.
Jetzt endlich wasserdicht verpackt fahren wir eine Tankstelle an, nicht ohne iun der Ortschaft vorher 3 mal um den gleichen Häuserblock gefahren zu sein, bis wir die richtige Ausfahrt erwischt haben. Kerosin wird hier angeboten! Nein, die Lisl soll nicht fliegen - unser Rentnertempo ist gut genug. Ich selbst bekomme etwas trockene Wärme, einen großen Kakao und ein paar leider nutzlose Recherchen zur weiteren Planung. Na dann - werfen wir uns wieder in den Regen und folgen einfach der Route: der Weg ist das Ziel!
Im Moment sitze ich in einer sesselförmigen Felskuhle unter dem Tarp und schreibe. Die Schlafposition ist noch offen, aber es dämmert schon. Bishops view ist ein Felshügel oben auf den Klippen, von dem aus man einen herrlichen Blick über Land und Meer hat. Morgen werde ich dort unten eine Fähre auf die nächste Halbinsel nehmen. Ganz oben auf dem Hügel und ringsherum bläst ein ständiger und kräftiger Wind, aber wir verstecken uns auf der windabgewandten Seite. Darum prasseln die Regentropfen zwar auf unser Dach, aber es bläst nichts herein - ich denke, so kann man es aushalten. Die Sitzgarnituren sind aus Holz und aufgrund der ständigen Nässe vollgesaugt und veralgt, also nicht wirklich zum Sitzen ohne weiteren Schutz geeignet. Heute war leider nirgends ein Bett zu bekommen, auch in keinem Hostel oder Hotel unter 100t Pfund. Bin gespannt auf die Nacht - ich werde berichten. Für morgen finde ich gerade noch einen Gastgeber. Es regnet wieder so heftig dass das Tarp die Nässe nicht abhalten kann - Mist! Dann ändert der Wind seine Richtung und eine Bö zerstört meinen ganzen schönen Aufbau. Häring Nummer 3 und 4 "ade". In der Nacht alles umbauen? Guter Rat ist teuer....
Nun ist es dunkel, auf einmal höre ich Böllerschüsse und sehe in der Ferne Feuerwerk - ja, die Ortschaften waren heute schon beflaggt. Scheint ein Feiertag zu sein.