Ich war gestern zu müde, um den Blog fertigzustellen...darum wird er erst heute veröffentlicht.
Um 10 Uhr möchte ich frühstücken, aber alle Geschäfte und Cafes sind noch geschlossen. Das Leben findet nachts statt. Allerdings gab es diese Nacht keine besonderen Silvesterfeierlichkeiten, zumindest habe ich nichts gehört oder gesehen. Schließlich finde ich doch einen Bäcker und ein Cafe. Bloggen. Einpacken und die Lisl finden. Am Parkplatz bezahle ich die vereinbarten 50 MAD - und bekomme 30 zurück! Vielleicht sollte ich das immer so machen - später zahlen? Die Stadt erwacht, es ist halb ein Uhr!
Nach etwa 30 km im fließenden Verkehr der Ebene dürfen wir wieder in den Bergen kraxeln. Kurz zuvor habe ich Daunenjacke und Lenkerstulpen abgelegt, da es zu warm wurde. Jetzt klettern wir wieder Kurven und Serpentinen, hinauf auf 1300 m, vorbei an verlassenen, alten Ortschaften, die nur zu Fuß erreichbar und farblich nicht von der Umgebung zu unterscheiden sind. Fahrspaß!!! Auf dem ohne Begrenzung senkrecht abfallenden Plateau des Passes, von dem wir einen grandiosen Ausblick auf das Tal haben, steht Hassans Kaffee-Mobil. Der freundliche, fast zahnlose alte Mann hat das Cafe im Kofferraum seines Kombis eingerichtet.
Zu unserem nächsten Ziel, den berühmten Wasserfällen von Ouzoud führt eine wundervolle, gute Straße mit absolut passenden Kurven. Wenn da nur nicht so viele Fotomotive wären! Zu den Wasserfällen selbst ist ein kleiner Fußmarsch erforderlich, selbstverständlich mit Führer (!), während sein Kumpel für 5 MAD auf die Lisl aufpassen will. Ich lasse mir in miserablem englisch erklären, dass der "gemütliche" Fußweg 5 min dauert und man dort die Fälle von oben betrachten kann. Auf der anderen Flußseite führt ein Naturweg hinunter ins Tal, das mit Restaurants zugeplastert ist - Dauer 1,5 h. Das ist mir definitiv zu lang mit der ganzen Ausrüstung. Na ja, mit den norwegischen Wasserfällen kann man das nicht vergleichen, aber für Afrika ist das hier sicher eine Sensation. Eine Tajine lockt mich - das Hühnschen unter all dem Gemüse schmeckt herrlich!
Oh, schon so spät (15:30 Uhr)? Plötzlich kostet das Parken nur noch 2 MAD. Das Navi sagt noch 3,5 Stunden Fahrt an! Das ist mir eigentlich viel zu spät, aber jetzt ist das Hostel gebucht, dann müssen wir wohl Gas geben. Wieder ein Argument, eine Übernachtung nicht so frähzeitig zu buchen, das bringt nur Zeitnot und Streß. Der erste Tour-Abschnitt ist noch schön kurvig, aber nicht mehr so eng, wie bergauf, d.h. wir sind ein wenig schneller unterwegs. Fotostopps sind ab jetzt verboten - Zeitmangel. Mist, jetzt hängen wir hinter 3 spanischen Wohnmobilen; es dauert lange, bis wir diese überholen können. Nach und nach wird die Straße breiter und gerader, wir kommen aus den Bergen heraus. Lauf, Lisl, lauf!
Ich habe "schnellste Route" eingestellt, aber wir sollen eine längere, kurvige Strecke nehmen? Die wäre schneller? Das kann ich kaum glauben und bleibe einfach auf der Hauptstraße. Eine Zeitlang können wir uns hinter einen Krankenwagen klemmen, der ziemlich rasch unterwegs ist und uns den Weg freiräumt. Als er sein Ziel erreicht hat, müssen wir alleine rücksichtslos überholen, Fußgänger und Quertreiber einfach ignorieren und nur bei Polizeikontrollen die Hand vom Gas nehmen. Die Zeit vergeht, die Sonne sinkt. Immer mehr blendet sie, dazu mischen sich Straßenstaub und Rauch von verkohltem Fleisch in die Luft - eine Herausforderung für die Augen. Horden von unbeleuchteten Zwei- und Dreirädern schwärmen in alle Richtungen...
Pünktlich um 18:30 - die Sonne verschwindet soeben - passieren wir das Ortsschild von Marrakesh; jetzt beginnt die Sucherei im dichten Verkehr. Ein "freundlicher" Guide hält uns an und möchte uns zu einem Parkplatz führen. Ich zeige ihm auf dem Navi die Hoteladresse und er führt mich direkt dorthin, nicht zum Parkplatz. Mitten in die Altstadt, durch die engsten Gässchen und Winkel muss die Lisl sich hinterherquälen - das ist hier sicher auch verboten. Nein, das war leider das falsche Hotel...also gut, dann eben zu einem Parkplatz. 100 MAD will der Wächter im Voraus haben. Ganz schön teuer, dieses Marrakesh! Ich bestehe darauf, morgen zu zahlen, wenn alles in Ordnung ist. Mein Begleiter ruft noch bei meinem Hostel an und bestellt mir von dort einen Abholservice. Ich frage den Guide, ob er Geld möchte und als er antwortet "wenn Du magst" will ich ihm 10 MAD geben - da fängt er an zu schimpfen, Münzen wären nichts wert und sein Sprit wäre so teuer und... Tja, ich habe ihn ja nicht beauftragt. Mit einem Fluch auf den Lippen zieht er von dannen. Bald darauf werde ich von meinem Gastgeber abgeholt - er meint, es gäbe einen näheren und günstigeren Parkplatz (60 MAD) und ich folge ihm durch das Verkehrschaos. Auch hier muss ich im Voraus zahlen, mein Helm kommt in ein Schließfach. Tja, hier scheint eben vieles (auch das Benzin) teurer zu sein.
Nachdem ich mich etwas eingerichtet habe, gehe ich nochmal aus - mal sehen, ob ich den Parkplatz wieder finden würde. Anscheinend bin ich in entgegengesetzter Richtung unterwegs und lande auf einem großen Platz, wo heute gefeiert wird: Trommeln, Gesang und Gefiedel klingen über den Platz, dazu gibt es jede Menge Buden mit Fruchtsäften und Nüssen. Gewürz- und Textilhändler haben einen eigenen Platz oder feste Läden in den Seitengassen. In Grüppchen sitzen Menschen zusammen und scheinen irgendetwas zu spielen, das ich nicht verstehe - aber interessant ist es allemal. Die "fliegenden" Händler mit ihren beleuchteten Wägen sind ganz schön aufdringlich und wollen einen über den Tisch ziehen, aber nicht immer falle ich darauf herein. Am Ende des Platzes führt eine Straße dann um das Viertel herum, am Parkplatz vorbei und wieder zum versteckten Hostel. Ich bekomme ein oberes Bett zugewiesen, normalerweise kein Problem. Aber diese Betten sind wackelig und 1,8 m hoch! Das wird nachts eine lustige Kletterei.