Samstag, 28. Juni 2025

Sturm

Eigentlich bin ich schon eine Zeit lang wach, mag aber nicht aufstehen. Die Ausrede ist das nasse Zelt. Aber in Wirklichkeit ist es draußen einfach nur kalt und ungemütlich, die Wolken hängen noch sehr tief. Ich habe Lust auf Kaffee und werde mich auf die Suche machen. Um halb neun stehe ich auf, der ganze Körper ist von den Mikroben-Mücken vorgestern verstochen und juckt. Meine Morgengymnastik kommt wieder mal zu kurz, dafür sind wir noch vor halb zehn unterwegs.
Schon bald erspähen wir eine passende Tankstelle, bei der wir kostenlos heiße Getränke bekommen - wenn sie denn geöffnet wäre! Das bemerke ich leider erst, nachdem alles ausgepackt ist. Ich muss nämlich auch das Laptop laden und habe gestern abend vergessen, den Blog hochzuladen.

Es geht hinauf auf die Hardangervidda, entlang eines Flusses, der sich wasserreich über ausgewaschene, riesige Felsplatten und zwischen glattgeschliffenen Felsbrocken ergießt. Über 1000 m liegen die Wolken unter uns - Ein herrlicher Ausblick. Es gibt allerdings noch ein paar weitere Wolken zwischen uns und einer strahlenden Sonne, aber teilweiser Sonnenschein ist auch nett. Auf 1200 m liegt der Sønstevann, wo schon ein kræftiger Wind bläst. Von hier aus schlängeln wir uns ins Uvdal hinunter, an einigen Stabkirchen vorbei und sind leider auf einer Hauptstraße zwischen lauter Wohnwagengespannen und Wohnmobilen gefangen. Serpentinenreich dürfen wir nach vielen Kilometern dann wieder auf einer freien Nebenstraße auf 800 m aufsteigen. Hier ist es kurvig, kalt und windig. Typisch norwegisch sind die vielen Hütten, die sich einzeln oder in Gruppen unauffällig in die Landschaft integrieren. Ab, in's nächste Tal, das Hallingdal. Immer wieder Berg und Tal, dann ist es höchste Zeit für eine Mittagspause in Nesbyen. Bislang ist keine einzige Kaffee-Tankstelle aufgetaucht und auch in diesem Ort ist keine auffindbar. Also kaufe ich im Supermarkt ein wenig ein und setze mich dann in der Sonne zu ein paar Radlern an den Tisch. Von meinem Smalltalk-Partner erfahre ich, daß Nesbyen angeblich Norwegens wärmster Ort ist. Bei den 25 Grad kann ich das sogar fast glauben. Die Pause fällt lange aus und ich tanke Wärme auf Vorrat.

Im Anschluss geht es leider wieder auf Hauptstraßen den Hallingsdalelva entlang nach Gol, einem Ski- und Touristenort. Nix für uns! Die nächste Nebenstraße führt uns das Golfjell entlang, eine nicht besonders spannende Hochebene mit Wald und vielen Steinen. Der Wind nimmt nun immer mehr zu und wird böiger. Er fährt unter den Sonnenschild meines Helms und beutelt heftig meinen Kopf. Die Fahrerei ist total anstrengend. Ob hier die Riesen aus Jotunheimen (Heim der Riesen) schnarchen und diese Böen verursachen? Tunnels versprechen etwas Entspannung, aber leider keine Wärme. Angeblich wird auch gerade die "Jotunheimen Rundfahrt" - ein Radrennen - durchgeführt, aber davon ist nichts zu sehen. Ob die Radler schon alle vom Winde verweht sind? Bis zu 55 km/h werden die Böen stark und kurz vor wir ins Årdal hinunterkommen, geraten wir in eiskalte Regenwolken. Ich kann kaum die Regenhose anziehen, so klamm werden meine Finger vomm eisigen Sturm. Auf 7 Grad ist die Temperatur gefallen, mein Wärmevorrat ist schon lange aufgebraucht. Ich will nur noch weg hier. Langsam und vorsichtig kämpfen wir uns durch den Eisregen Richtung Westen.

Als die Lisl Hunger bekommt, taucht tatsächlich eine Tankstelle auf, an der wir auch wieder gratis Kaffee tanken dürften - wenn ein shop dabei wäre. Hier steht aber nur eine einsame Zapfsäule und ein teures Hotel. Wieder nix mit Kaffee! Kein Wunder, ich bin schon wieder ziemlich müde. Romantisch ist unser heutiger Schlafplatz in Øvre Årdal sicher nicht, aber hoffentlich wind- und wettergeschützt. Für heute Nacht und Morgen ist wieder heftiger Regen angesagt und der Wind scheint nicht hierher zu kommen. Wir haben ein paar niedrige Fichten zwischen Straße / Fußweg und einer Fabrik gefunden (morgen ist Sonntag, da sollte es ruhig sein). Der Boden ist mit Nadeln bedeckt und die Bäumchen schützen uns (hoffentlich) vor Regen und unerwünschten Blicken. Immerhin haben wir hier unten auf Meereshöhe schon wieder 18 Grad.






Freitag, 27. Juni 2025

Kann es schönere Tage geben?

Das ist schwer möglich!

Nach einer heißen Dusche habe ich die letzte Nacht super geschlafen, das Frühstück mit Roy genossen und meinen zweiten Kaffee-Versuch erfolgreich gestartet (ok, hab den Kaffee versüßt und vermilcht). Ich lerne noch etwas über die norwegischen Lebensmittelpreise: sämtliche Supermarktketten werden von lediglich 2 bis 3 Familien kontrolliert, die alle Ansiedlungsversuche anderer Anbieter (z.B. Lidl) zu verhindern wissen. Roy kündigt erneut Regen an, bislang ist zum Glück nichts zu sehen als wir uns kurz nach neun auf die Piste begeben. Die Luft ist klar, der Himmel blau, die Sonne scheint, nur im Schatten ist es noch etwas feucht.


Bereits nach 20 km zweigen wir auf ein niedliches Bandwurmsträßchen ab und schlängeln uns durch gesunde, grüne Mischwälder. Um die Mittagszeit kommt etwas Wind auf, der vor uns liegende See trägt weiße Schaumkrönchen. Der erste Pass führt uns auf 800 m, wo wir eine ganz Zeitlang dahinreisen. Klare, braun gefärbte, weitläufige Seen, Moore, sprudelnde Bäche und Wasserfälle. Schafe auf der Straße - ja klar, wir sind in Norwegen!

Bei einem kurzen Fotostop bemerke ich dunkle Wolken hinter uns, ein paar Sprühregentropfen haben wir ebenfalls schon abbekommen. Schnell weiter - lauf, Lisl, lauf!  Man kann gar nicht so viel fotografieren, wie man gerne möchte! Ich kann nur alle Bilder in mich aufsaugen und sie hoffentlich konservieren. Als wir im nächsten Tal ankommen, haben wir uns einen kleinen Vorsprung verschafft. Rund um Amot liegt Lisls Trainingslager: langezogene, übersichtliche, endlose Kurven auf breiten, wenig befahrenen Straßen bieten beste Gymnastikmöglichkeiten. Trotz ihres Alters scheint sie kein bischen eingerostet zu sein...sie fällt so gemütlich weich in jede Kurve - es ist ein Traum!

Am Ostrand der Hardangervidda klettern wir alsbald wieder über 1000 m hoch. Frische 15 Grad herrschen hier, aber die Sonne ist ja da! Auf dem hochgelegenen Møsvatn gibt es anscheinend eine Fähre nach Mogen am Ende des langgestreckten Sees. Straßen gibt es dort nicht mehr. Eigentlich ist unser Tagesziel schon erreicht, aber hier ist es mir zu kalt und außerdem ist es noch früh. Kurz darauf steigen wir die Maristigen in ein warmes Tal unterhalb des Gaustatoppen (1883 m) ab. Die Aussicht ist phantastisch, aber ich kann leider kein Foto machen, denn hier wird gebaut und wir werden durch die,im Tunnel stockdunkle, Baustelle gelotst.




An einem kleinen Nebensträßchen am Tinnsjø finden wir einen fein geschotterten Parkplatz am Bach (mit Toilettenhäuschen). Über große, flache Felsen plätschert ein klarer Bach, gelegentlich durch Wasserfälle unterbrochen. Die weitläufigen Steinplatten sind von der Sonne herrlich aufgewärmt und so kann ich auch nach Sonnenuntergang noch etwas sitzen bleiben.

Donnerstag, 26. Juni 2025

zurück in Norwegen

Ich hab so gut geschlafen...bis 8 Uhr! Eigentlich wollte ich früh los, aber nun wird es doch wieder 9 Uhr. Das bedeutet, daß ich die Fähre um 12 Uhr nicht erwischen werde (war sowieso unrealistisch), aber die 16-Uhr-Fähre schon, wenn ich mich spute. Das Zelt ist noch naß - innen - von Kondenswasser. Keine Zeit zum Trocknen lassen.
Dänemark ist einfach nur flach; darum gibt's auch nichts zu erleben oder zu erzählen. Kerzengerade führen die meisten Straßen durch das Land, zum Glück herrtscht nur wenig Verkehr und es bieten sich oft Überholmöglichkeiten. Im Supermarkt machen wir eine kurze Fresspause, die Lisl bekommt erst kurz vor Hirtshals Nachschub. Um 14 Uhr sind wir im Hafen und jetzt kaufe ich auch erst das Ticket. An Bord müssen wir diesmal die Mopeds selbst vertäuen und zur Abfahrtszeit wird von "technischen Schwierigkeiten" gesprochen. Das klingt nicht besonders gut. Auch der Wetterbericht macht keine Freude - ab Kristiansand ist bis Mitternacht heftiger Regen angesagt. Willkommen in Norwegen.

Die Überfahrt ist mit 2,5 Stunden eingeplant, momentan haben wir bereits 1 h Verspätung. Wir bekommen keine Info über weitere mögliche Verspätungen. Die Zeit nutze ich, um eine Übernachtungsmöglichkeit bei "bunk a biker" in Kristiansand klar zu machen. So bleibe ich hoffentlich einigermaßen trocken. 
Die Regenhose ziehe ich trotzdem an, es herrscht übliches norwegisches Regenwetter. Bis zu Roy ist es nicht weit und eine Teilstrecke führt durch einen Tunnel. Das Haus ist etwas schwierig zu finden. In der Garage herrscht Platzmangel - dort stehen mindestens 4 Motorräder und ein alter Rallye-Fiat. Ein weiterer Oldtimer blockiert, aufgebockt, den Hof. Im Keller bekomme ich ein geräumiges Zimmer mit eigenem Bad. Roy und ich sitzen in der Küche bei Rhabarbersaft zusammen, im Laufe der Zeit kommen die beiden erwachsenen Kinder und zu guter Letzt auch die Frau vorbei. Es ist sooo spannend zu hören, was die verschiedenen Menschen für Leben geführt haben! Irgendwie scheint meines dagegen langweilig gewesen zu sein....nein, das stimmt auch nicht.

Mittwoch, 25. Juni 2025

Kontraste

Als ich um 8 Uhr morgens das Zelt öffne radelt gerade eine Frau vorbei und ruft mir ein lautes, fröhliches "guten Morgen" zu. Das Zelt ist fast trocken und es ist warm, ja schwül. 9 Uhr ist eine gute Zeit für den Aufbruch, ini ca. 1 Stunde können wir dann meine Freundin Karin in Lübeck besuchen. Ich werde ihr noch frische Erdbeeren mitbringen. Entlang des Schaalsees führt eine schmale Allee durch winzige Dörfer mit Pflasterstraßen.
Schon nach kurzer Zeit steuern wir auf eine rabenschwarze Wolkenwand zu. "Hoffen" bringt da leider nichts, Petrus sorgt für unsere Sauberkeit und ergießt einen Wolkenbruch über uns. In Sekundenschnelle verwandeln sich die Straßen in Sturzbäche.

Karin freut sich sehr über meinen Überraschungsbesuch! Nach 3 Stunden zieht es uns allerdings weiter, mein Plansoll bis Hirtshals wird aber heute sicher nicht erfüllt. Dann halt einen Tag später. Lübeck ist verkehrstechnisch schrecklich - 1/2 Stunde brauchen wir, bis wir wieder freie Fahrt haben. Immer noch hängen schwarze Wolken über uns, aber es bleibt den Rest des Tages glücklicherweise trocken. Und kühl.

Ich weiß gar nicht, wo die Straßenbauer hierzulande im Flachen die ganzen Kürvchen finden, die sie in die kleinen Sträßchen eingebaut haben. Den kurvigen Teil der Navigation durften wir schon genießen, jetzt kommt der schnelle Teil dran. Wir landen auf einer 4-spurigen Schnellstraße. Unvermittelt ist sie nach einiger Zeit gesperrt, die ausgeschilderte Umleitung führt uns nur bis zum nächsten Ort, dann läßt sie uns im Stich, Keine Hinweisschilder weit und breit. Mein Navi findet einen Weg, der uns zur nächsten Auffahrt bringt, die aber auch gesperrt ist. So landen wir letztendlich auf - immerhiin asphaltierten - Feldwegen. Weiter geht's immer. Zum Beispiel auf eine 2-spurige, sehr stark befahrene Bundesstraße. Hinter Traktoren oder dicken LKWs hängen wir nun fest, überholen ist nicht, denn auch die entgegenkommende Schlnage ist endlos. Erst nach der Grenze dünnt der Verkehr aus, allerdings sind wir hier auch wieder - im Zick-zack - auf ziemlich kleinen Nebenstraßen unterwegs. So weit abseits, daß wir sogar streckenweise geschotterte Feldwege unter die Räder nehmen. Das ist heute ein Kontrastprogramm!

Einen netten Schlafplatz finden wir auf dem Gelände der örtlichen Pfadfindergruppen. Außer mir steht nur noch 1 Zelt auf dem riesigen, kostenfreien Platz. Das wird wieder schön ruhig und einsam. Bis auf die Myriaden von winzigen, bissigen Mücken. Schnell - ab in's Zelt! Gute Nacht.




Dienstag, 24. Juni 2025

Mittelgebirge

Die Übernachtung in der Schutzhütte war ok - nicht sehr romantisch, dafür aber praktisch. Bereits um 7:15 Uhr rollen die Räder! Wir haben uns heute viel vorgenommen - zu viel, wie sich herausstellen wird. Bis Lübeck sind es ca. 580 km und alles auf Landstraßen, ohne Autobahn!

Zum Aufwachen gibt es gleich ein Schmankerl. Kleine, teils einspurige und sehr enge, dafür aber umso kurvenreichere Sträßchen führen uns an plätschernden Bächen entlang durch den Wald. Am Vormittag ist der Magen aufgewacht, dafür sind die Augen müde. Der Wind und Staub gestern hat ihnen nicht gut getan, sie sind entzündet und haben in der Nacht gewässert. Darum trage ich heute ausnahmsweise mal die Motorradbrille. Gegen die Müdigkeit unternehme ich ein Experiment namens "Kaffee"! Mein ganzes Leben lang habe ich Kaffee vermieden, ich mag ihn nicht. Nun beschließe ich, einmal alle Vorurteile außer Kraft zu setzen und Kaffee zu probieren. Zusammen mit einem Croissant und zur Versöhnung ein süßes Gebäckstückchen. Mmm, muß ich wohl noch ein paar mal wiederholen, um mich daran zu gewöhnen.

Das Navi ist auf "schnell und kurvig" eingestellt. Dummerweise weiß es nicht, daß die "schnellen" Abschnitte - eigentlich mehrspurige Schnellstraßen - noch im Bau sind und wir darum im Schneckentempo durch die Baustellen gelotst werden oder auf langen Umwegen durch enge Dörfer, in denen die dicken LKWs oft stecken bleiben. Nach dem Frühstück dürfen wir auf Nebenstrecken wechseln, aber das Navi weiß auch hier nicht, daß sehr viel Schwerlastverkehr unterwegs ist, der sich mit 40 km/h durch die herrlichen Kurven die Berge hinaufkämpft. Haben wir mal freie Fahrt, dann ist die Strecke frisch gesplittet. Das alles kostet Zeit und Nerven!

Ein kurzes Transferstück auf einer netten, kleinen, erstaunlich kurvenreichen Nebenstrecke, schwups sind wir in den Kasseler Bergen und nahtlos im Harz. Dort, am Brocken, begegnet uns ein leuchtend ferrariroter, alter Traktor. Sehr schön restauriert, Kleidung und Käppi des Fahrers in der gleichen Farbe. Die Geschwindigkeit paßt zur Farbe, aber der Clou ist der angehängte Wohnwagen! Einen herzlichen Gruß an Euch! Kurz darauf dampft die touristische Brockenbahn vorbei.

Als wir die Berge verlassen haben und durch endlose Alleen cruisen, fängt es an zu nieseln. Nur ganz wenige Tropfen, zu wenig um die Regenhose auszupacken. Aber stetig. So merke ich erst spät, daß die Klamotten naß sind. Aber dann ist es auch egal, denn der Tag ist vorbei. Um 18:30 Uhr ist für heute Schluß, ich habe noch ein Zoom-meeting. Auf einem gut versteckten Parkplatz im Biotop Schaalsee finden wir ein einsames Plätzchen. Das gelbe Schild mit dem Übernachtungsverbot ist leider außer Sichtweite....es nieselt weiter. Bis Lübeck ist sind es noch ca. 50 Minuten. Immerhin haben wir fast 500 km geschafft - ohne Pausen haben wir dabei doch einen Schnitt von 60 km/h geleistet. Brave Lisl!

Montag, 23. Juni 2025

Von Zuhause (in Deutschland) nach Hause (in Norwegen)

Abfahrt zum Endspurt - letzte Etappe - ist heute erst gegen 14 Uhr, nach einem letzten Termin beim Osteopathen. Die Lisl muss ja auch noch nach Hause kommen. An ihrem "neuen" Motor hat sie sich noch nicht so ganz gewöhnt, das Anspringen fällt ihr noch schwer und im Schiebebetrieb patscht sie arg. Aber heute mag sie auf den ersten Drücker - sie weiß wohl, wohin es geht? Ihr Durst ist drastisch gesunken - ganze 2 Liter braucht sie weniger. Das macht eine Reichweiten-Erhöhung um ca. 200 km!

Wetter? Ja, das ist sehr wechselhaft: am frühen Morgen hat ein heftiges Gewitter getobt, im Laufe des Tages steigen die Temperaturen auf über 30 Grad. Starker, böiger Wind begleitet uns den ganzen Tag. Die Lisl bleibt stur in der Spur, aber mein Kopf wird ordentlich gebeutelt. Stellenweise finden sich noch große Pfützen im Schatten, in der Sonne ist die Straße jedoch trocken oder dampft gerade ab. Um 16 Uhr treiben die Böen bedrohlich dunkle Regenwolken auf uns zu. Ob uns das Wetter wohl erwischt? Wegen der schlimmen Gewittererfahrungen der letzten Tage, halte ich frühzeitig an um die Regenkombi anzuziehen und alle Schotten dicht zu machen. Das Einzige was jedoch naß wird, ist mein Rücken...vom Schweiß in dem warmen Anzug. Außer ein paar angetäuschten Nieseltropfen bleibt es trocken, auch wenn sich immer wieder dunkle Wolken vor die Sonne schieben.

In Geroldsgrün hat Faber Castell eine Produktionsstätte. Die historischen Gebäude direkt an der Ortsdurchfahrt fallen auf jeden Fall auf, denn sie strahlen in den kräftigen Farben der Faber-Buntstifte. Jedes in einer anderen Farbe! Das ist sehr lustig. Hier ist unser heutiges Tagesziel. Es ist aber noch nicht spät und wir haben noch Lust, ein wenig weiter zu fahren. Gelegentlich taucht ein Rastplatz mit Sitzgeletenheit auf, einmal sogar mit einer offenen Hütte. Weiter geht's noch ein wenig.

Entlang der Frankenwaldhochstraße passieren wir einen kleinen Bahnhof, der auch historische Triebwagen beherbergt. Die Hochstraße windet sich herrlich kurvig durch Täler und über Berge, aber den Wald vermisse ich schmerzlich. Risiege Waldflächen wirden kahlgeschlagen, in großen Teilen haben Stürme heftig gewütet, die letzte Bäume sterben oder sind schon tot. Traurig braun und kahl stehen ihre Gerippe zwischen einzelnen noch grünen Fichten.

Um halb acht Uhr beschließen wir den Tag an einem Platz neben der Straße. Hoch über Dörfern und Wiesen, auf über 600 m, liegt eine kleine offene Hütte mit Sitzgelegenheiten. Dort werde ich schlafen, dann muss ich das Zelt nicht aufbauen.