Nach langem und gutem Schlaf in einem sehr komfortablen Bett brechen ich um halb zehn Uhr auf. Die Sonne scheint! Es ist ziemlich warm, die Regenhose verschwindet im Gepäck. Die Jacke muss ich allerdings an lassen und auch zuknöpfen, denn die Luft ist doch noch ziemlich kühl.
Hier unten im Süden wirkt es fast wie die deutsche Heimat: das Straßennetz ist deutlich dichter und besser ausgebaut. Es gibt nette Nebenströßchen und dicke Hauptstraßen. Wälder und Felder strahlen in herrlich frischem Grün, alles blüht farbenprächtig. Heute am Samstag scheint das ganze Volk mit Gartenarbeit beschäftigt zu sein, man räumt, putzt, pflanzt. Wären die Häuser hier nicht typisch schwedisch und rot, könnte man glatt meinen, in Süddeutschland zu sein.
Auf einer der langen, geraden, abgelegenen Strecken lauscht ein kleiner Elch mit seinen großen Ohren unserem Kommen. Als wir in Sichtweite kommen, trollt er sich gemütlich in seiner eleganten, schwingenden, hochbeinigen Gangart. Ein verspäteter Osterhase hüpft davon und ein Füchslein trollt sich.
Irgendwie landen wir dann doch auf einer Schnellstraße - nicht unbedingt unser Lieblingsort. Hägar gibt sein Bestes, um kein Verkehrshindernis zu sein- er macht sich ganz ordentlich. Entlang der Nord- und Ost-Seite des Vänern (größter schwedischer See) gen Süden. Leider ist vom See nicht viel zu sehen, denn die Straße verläuft im großen Abstand zum Ufer. Lediglich ein kurzer Abstecher auf einem Erdweg führt durch eine Wochenendsiedlung direkt am See. Auch hier scheint die ganze Küste zugebaut zu sein - schön für die Hauseigentümer.
Die Mittagspause mit Käsebrot und Cocktail-Tomätchen verbringe ich auf einer langen Holzbank im Hafen. Hier gibt es eine Zapfsäule für Hägar, viele Boote und einige Kräne zum herausheben der Boote. Ich glaube, hier war ich vor Jahren schon mal und hab einen Kran in Aktion gesehen. Ein Motorbootchen läuft ein, der Besitzer geht an mir vorbei und meint, ich hätte hier ein wunderbares Picknickplätzchen - wie wahr! Ein herrliches Wetter heute!
Tankstellen sind hier zwar immer rechtzeitig vorhanden, oft müssen wir dazu aber Hinweisschildern folgen und sie bestehen dann nur aus einer Zapfsäule mit Kartenautomat. Keine Versorgungs- oder Toilettenmöglichkeit. Das kann problematisch werden....
Nach langer Fahrt, zum Schluss auf herrlichen, kurvenreichen Nebensträßchen, kommen wir gegen halb sieben bei Klaus an. Er ist ein Mitbläser aus meinem ehemaligen Posaunenchor, der vor über 20 Jahren nach Schweden ausgewandert ist. Sein Wohnort liegt immer in der Nähe meiner Strecke, wenn ich über Schweden fahre, darum sehen wir uns alle paar Jahre gelegentlich. Frau und Tochter sind heut auf einem Konzert, die übrigen, fast erwachsenen Kinder verstecken sich in ihren Zimmern. Wie immer gibt es bei Klaus ein sehr leckeres Essen (auch wenn er vergessen hat, daß ich vorbeikomme): heute Wildgans mit Reis. Er ist Jäger und Angler, d.h. es gibt immer etwas selbst erlegtes oder gefangenes. Bei Wein und Geschichten vergeht der Abend wie im Flug - müde sinke ich im Jagdzimmer in's Bett.