Seit der Ankunft in meiner norwegischen Heimat ist 1 Monat vergangen. Aber die Lisl steht ja noch in Deutschland rum und will auch hierher. Für sie ist die Reise noch nicht beendet. Jetzt ist die Zeit auch für sie gekommen, wieder in den Norden aufzubrechen - ich werde sie abholen. Hägar, mein 7-jähriges Quad, darf in Deutschland seinen Dienst quittieren, er wird ja von Odin abgelöst.
Odin und meine kleine Trulla (ein fetziges E-Bike) haben mir und meinem lieben Besuch die letzten 2 Wochen sehr viel Freude und Spaß bereitet, selbst wenn Trulla mich gestern in Sand und Schlamm 2 mal abgeworfen hat. Mein kleines Biest! Spät genießen wir noch einen Ausritt zur Mitternachtssonne.Wayne, mein Besucher, fliegt heute zurück nach Schottland. Um halb sechs bringe ich ihn zum Flughafen. Leider haben die Wecker versagt, darum ist der Aufbruch ziemlich überstürzt. Ich bringe Odin wieder zurück, räume noch ein wenig auf und lege Odin, Trulla und die Hütte für die nächsten Wochen schlafen. Hab ich nichts vergessen? Dann breche ich mit Hägar auf - er darf den großen Hänger samt seinen Ersatzrädern nach Deutschland zurückschleppen. An den Steigungen kommt er damit ordentlich in's Schnaufen, aber im Allgemeinen läuft er richtig schön und schnurrt vor sich hin. Viel mehr als 70 km/h sind aus dem kleinen Motörchen allerdings nicht rauszuholen, Ich habe mich wieder für die "Schwedenroute" entschieden, anstelle der schönen, norwegischen Küstenroute. Die Route ist kürzer, wenig befahren, gut ausgebaut und damit sicher entspannter. Außerdem möchte ich im Anschluss über Polen fahren. Die schöne Route werde ich auf der Rückfahrt mit Lisl nehmen.
In Bjerkvik tanken wir an der letzten Tankstelle in Norwegen. Bis Kiruna gibt es keine weitere Gelegenheit. Ein "range extender" (Reservekanister) ist somit unumgänglich. Schon die erste Etappe fordert ihn heraus - 14 km vor Kiruna verdurstet Hägar. Und ich bemerke jetzt, was ich vergessen habe: die norwegische SIM-Karte für das Navigationshandy. Doof, aber kein Weltuntergang.
Beim Start weint der Himmel, lichtet sich aber langsam gegen Mittag zu. Ein kleiner Schauer erwischt uns unterwegs noch, ab und zu gibt es noch einzelne Regentropfen. Es ist lausig kalt, auch wenn die Sonnen inzwischen strahlt - und Hägars Griffheizung funktioniert nicht mehr. Über die Berge "Bjørnfjell" liegt noch dick der Schnee in der Landschaft, die Seen sind noch dick zugefroren. Ich bin sehr müde und hoffe, daß mein Hägar weiß, wie man auf der Straße bleibt. So trollen wir uns die E10 entlang, müssen dann aber wegen Tankbedarf auf die E45 abzweigen. Eigentlich wollte ich sowieso diese Strecke - den Inlandsvägen - nehmen. Paßt also.
Die Mittagspause in Kiruna zieht sich über 2 Stunden hin, bis ich wieder ein bisschen warm bin. Zum Wachwerden hat sie leider nicht beigetragen. Einen Schlafplatz suchen wir dann hinter Jokkmokk gegen 19 Uhr. Zum Schluss sind aus den täglich geplanten ca. 200 km doch über 400 km geworden - also doppelt so viel wie geplant. Da bin ich ja viel zu schnell...?
