Dienstag, 15. Oktober 2024

Liverpool



Ich habe nicht viel geschlafen in dieser Nacht, das Balancieren auf dem Dünengipfel hat mich davon abgehalten. Am Morgen ist es ungemütlich bewölkt, darum zieht sich der Aufbruch auch wieder hin. Zuerst braucht die Lisl wieder festen Boden unter den Füßen, dann kann ich sie bepacken. Überall stehen Schilder, dass hier Hunde verboten sind - Campingverbote gibt es nicht. Darum sieht man auch niemanden hier übernachten, aber alle Menschen ihre Hunde Gassi führen. Ha ha...

Kaum gestartet, fängt es auch schon an zu nieseln. Nein, die Regenhose packe ich jetzt nicht aus, nur die Motorradbrille. Eine halbe Stunde später muss ich dann doch nachgeben und die Hose anziehen. Durch den herbstfarbenen uralten Wald windet sich das schmale Sträßchen entlang eines gischtenden Wildbaches den Berg hinauf zum Pen y pass auf gut 400 m. Dort gibt es kostenpflichtige Parkplätze, Cafes und Andenkenläden - ein Aufriss wie auf den 1000 m höheren Alpenpässen. Das schenken wir uns. Der Abstieg ist ebenso schön und bietet auch wieder herrliche Ausblicke.

Mittagspause: die Lisl säuft wie ein Loch! Na ja, bei einem Durchschnittstempo von 30 km/h kommt man mit dem Sprit halt nicht so weit.
Die Burg "Caernaforn" soll sehenswert sein. Eine beeindruckend dicke und gut erhaltene Mauer umgibt einen ganzen Stadtteil dicht gedrängrer Reihenhäuser. Einmal innerhalb der Mauer gefangen, finden wir kaum mehr heraus - Einbahnstraßen (meist in der falschen Richtung) und Sackgassen. Mitten drin, direkt am Hafen findet sich die eigentliche Burg. Sie ist ebenfalls perfekt erhalten und sehr trutzig. Den Eintritt von 15 Pfund schenke ich mir, es wird ja aussehen wie in den meisten Burgen oder Schlössern. Es ist warm geworden. Ich bin schon am Überlegen, ob ich eine Lage Klamotten los werden soll, da nähern wir uns wieder den eklig feuchtkalten Bergen. 

Wir werden heute in Liverpool in einer Jugendherberge einkehren und 2 Nächte dort bleiben, da für morgen wieder mal heftiger Regen angesagt ist. Die Zeit rinnt dahin auf den kleinen Sträßchen und wir haben noch einen weiten Weg vor uns, darum muss das Navi jetzt die schnelle Version anzeigen. Und schhon sind wir auf einer Autobahn. Einerseits ist das angenehm, denn ich bin müde und es geht gleichmäßig flott dahin, andererseits ist es stressig bei dem dichten Verkehr. Insbesondere bei den vielen Kreiseln und Stadtdurchquerungen. Wir kommen jetzt in den Moloch rund um Liverpool. 

Gegen 18 Uhr erreichen wir die Herberge ohne viele Umwege. Sie hat einen abgesperrten Parkplatz und die Lisl soll zusätzlich abgeschlossen werden. Dafür gibt es eine extra starke Kette mit Vorhängeschloss und Pfosten direkt vor dem Eingang. Hier scheinen Motorräder viel und oft gestohlen zu werden. Angeblich kommen die Diebe mit dem LKW und laden die Zweiräder komplett auf. Eine ganz ungewohnte Aufbewahrung für die Lisl. Aber auch für mich:ich werde zwar nicht angekettet, aber bekomme ein Bett im 6-Bett-Schlafsaal. Im Aufenthaltsraum tobt je eine deutsche und eine französische Schulklasse - sie übertrumpfen sich an Lautstärke. Als ich in einen anderen Raum umziehe, wechseln auch sie den Standort - nach weiteren 2 Wechseln habe ich ein ruhigeres Eckchen gefunden. Dafür geht jetzt der Steckdosenadapter kaputt (chinesisches Produkt). Immerhin hat die JuHe solche Dinge vorrätig. Gut. Gute Nacht.