Montag, 18. November 2024

Endlich warm!

Die Koje war auf der Straßenseite geschlossen, auf der Talseite als Dach geöffnet und bot mir einen herrlichen Blick über das Tal und die erleuchteten Dörfer. Es war warm und ich habe sehr gut geschlafen. Darum bin ich auch morgens frühzeitig wach, das Zelt ist trocken und nur im Tal unten hängt ein wenig Nebel. Das gesamte Regengeraffel inklusive Lenkerstulpen wandert ins Gepäck, bin gespannt, ob ich die Entscheidung bereue.

Der Tag beginnt um halb zehn mit einem winzigen Pflastersträßchen am Steilhang. Durch den Ort wird es so eng, daß ich mit unseren deutschen Autos sicher nicht durchgekommen wäre. Reife Orangen zieren die Bäume in den Gärten. Wir fahren auf der Nordseite des Duorotals entlang - ich denke, für Motorradfahrer ist es sehr viel schöner bei gleichbleibender Höhe mit freier Fahrt auf guter Straße jede Schlucht und jede Bergnase kurvenreich zu umrunden und ab und zu einen Blick auf den Fluß zu erhaschen, als auf der anderen Seite im Tal auf gerader Straße im Verkehr mitzuschwimmen. Über einen der Staudämme leitet uns das Navi dann auf die Südseite des Tals, aber dort auch gleich hinauf in die kurvenreichen Berge. Die Sonnenterrasse eines kleinen Cafes lädt zur Pause ein. Das Tal führt nach Porto, aber große Städte meiden wir gerne, darum biegen wir wieder nach Süden ab und kreuzen den Fluß erneut. Ein Stück Plasterstraße nehmen wir unter die Räder. Ich möchte heute gerne zum Strand, bei 35 Grad ist mir selbst mein aktuelles Outfit schon fast zu warm. Wir nähern uns der Küste, das Land wird flacher und dichter besiedelt. Wir stecken im Verkehr, das Navi tut sein Bestes, Alternativen zu finden.

Mittels Google habe ich mir ein Plätzchen am Strand ausgesucht. Die letzten Meter dorthin führen durch ein Armenviertel, der anvisierte Campingplatz ist kahl und mit Wohnwagen zugestellt. Es gibt nicht wirklich einen Strand sondern eher eine Küste mit starken Wellen und einer gemauerten Promenade. Als Rückfalllösung hatte ich an einen naheliegenden lichten Wald gedacht, aber der gleicht eher einer Müllhalde. Hier gefällt es mir nicht! Hostel suchen? In 33 km Entfernung lockt ein günstiges und ansprechendes. Also auf in's Hinterland. In einem versteckt liegenden kleinen Dorf zirkeln wir durch die eng zusammengebauten Häuser und landen schließlich auf einem Erdweg. Dieser endet an einem Schild "Autos stopp!". Ab hier geht es steil bergab auf einem kaum begehbaren Weg, die Lisl bleibt natürlich oben stehen. Weit unten in einer Schlucht, ganz an den Berg gedrückt erscheint das Dach eines kleinen Häuschens, das wird wohl das Hostel sein. Nein, ich habe noch nicht gebucht, denn am Parkplatz gibt es einen lichten Kiefernwald, der sagt mir und meinem Geldbeutel eher zu. Gerade als ich mir ein hübsches Plätzchen ausgesucht habe und die Lisl dorthin fahren will, biegt vor mir ein Pickup in den Wald ein - der Mann zieht eine Motorsense heraus und mäht das Unterholz. Ich baue trotzdem meine Koje auf und ruhe mich ein wenig darin aus. Als ich nocheinmal heraussteige, um Essen zu machen, kommt der Mann herbei und bedeutet mir, ich dürfe gerne hier bleiben - auch über Nacht. Ja, er fährt auch eine BMW (Boxer). Zu mehr reichen unsere Sprachkenntnisse nicht aus. Als die Sonne untergeht, tauchen Myriaden von Schnaken auf, ich fliehe schnell in die Koje und verriegle das Moskitonetz. Essen gibt es drinnen - gar nicht so einfach mit balancieren. Die "unreife" Orange möchte ich gerne als Saft trinken, aber sie schmeckt schon so süß, daß ich sie einfach so essen kann. Während ich am Laptop sitze und schreibe, grunzt es draußen und die Hunde schlagen an - Wildschweine? Vorsichtshalber mache ich ein wenig Radau und wage mich mit der Taschenlampe nach draußen, um das Essen wegzuräumen. Nichts zu sehen - die brauchen auch in der Nacht nicht wieder zu kommen!