Sonntag, 17. November 2024

Krank

Die Nacht war schrecklich! Nein es lag nicht am Hotel, das ist sauber, freundlich, das Zimmer geräumig, lediglich das Duschwasser wird erst nach 30 min warm. Nein, ich habe gefroren, obwohl die Klimaanlage toll heizte, hatte eiskalte Füße und höllische Bauchkrämpfe. Ich habe die ganze Nacht kein Auge zu gemacht, erst am Morgen habe ich noch 2-3 Stunden geschlafen. Ich überlege tatsächlich, noch einen Tag "krank" im Bett zu bleiben, aber am späten Vormittag hält es mich dann nicht mehr im Bett. Dem freundlichen Wirt, der mich fragt, wie ich geschlafen habe, sage ich die Wahrheit. Er bietet mir einen Tee an, den ich ausschlage, aber er läßt sich nicht beirren und bringt mir eine Tasse. Und einen Schokoriegel für später. Schön, wie ich hier umsorgt werde. Der Tee tut tatsächlich gut! Nein, essen mag ich sicher nichts, danke.

Meine Handies und der Bordcomputer haben jetzt wieder unterschiedliche Zeiten....laut Bordcomputer brechen wir um 12 Uhr auf. Dichter Nebel versperrt die Sicht, zwingt uns zum Schritttempo auf der unbekannten Straße, ich muss die Motorradbrille herausziehen. Die Regenhose habe ich gestern nicht abgekoppelt, also habe ich sie an. Nach 10 min allerdings schon, hat uns das Navi in höhere, nebelfreie Gebiete geführt und nun haben wir strahlende Sonne und blauen Himmel auf 1100 m. Im Magen rumort es immer noch, ich bin etwas wacklig auf den Beinen, also ist die Freude nicht ganz grenzenlos.

Wunderschöne Lagerplätze ziehen an uns vorbei, die goldglänzenden Ahornbäume liefern sich einen Schönheitswettbewerb mit den Weinbergen, deren Farbspektrum von hellgrün über gelb und orange bis burgungrot in der Sonne strahlt. Das Navi führt uns wieder herrliche, kurvenreiche Straßen und Wege durch Schluchten, über Berge und durch Weinberge. Kleine Pickups sind hier die beliebtesten Fahrzeuge. Auf einer einsamen, desolaten Straße meistern wir im Handumdrehen 300 Höhenmeter - später wird die Tour als "Portweinroute" ausgewiesen.

Die Regenhose ist mir schon lange zu warm, aber ich habe heute nicht die Energie, sie auszuziehen und zu verstauen. Im Lauf des Tages wird es aber immer wärmer und mir geht es besser, so daß die Hose dann doch irgendwann ins Gepäck wandert.

Der ursprüngliche Plan war, heute das Duorotal bis Porto zu fahren. Aufgrund der Umstände beschließe ich aber schon am Beginn des Tals in Peso de Régua für heute Schluss zu machen. Die Ortschaft ist voll der Touristenort, da muss ich mir wegen Schlafplatz etwas einfallen lassen. Zuvor bekommt aber die Lisl noch Saft und im angrenzenden Supermarkt finde auch ich in der Bäckerei etwas Passendes. Ich glaube, hier unten im Tal, werde ich kein geeignetes Plätzchen finden, also fahren wir einfach auf der abgelegenen Talseite mal den Berg hinauf, in der Hoffnung, auf Kiefernwald zu treffen. Hier ist jedoch auch alles dicht besiedelt zwischen den Weinbergen. 


Neben einer stärker befahrenen Straße findet sich ein Parkplatz mit toller Aussicht auf das Tal. Direkt am Abhang stehen auch ein paar geeignete Bäume - das ist für heute gut genug. Vom Tal schallt Festmusik herauf, in der Ortschaft unterhalb findet ein Grillfest statt. Und die Kirchturmglocken spielen jede volle Stunde ein langes Lied.