In der Nachbarschaft gibt es einen Kindergarten und ein Konservatorium - spannende Geräusche dringen durchs Fenster. Mit im 4er-Schlafsaal war heute Nacht eine Unkrainerin, von der kaum was zu sehen oder hören war und ein deutsches Mädel, das vor Studienbeginn noch eine große Reise unternehmen wollte. Wir ratschen ziemlich lange übers Reisen und Abenteuer. Danach habe ich sehr gut geschlafen, die Lisl steht drunten auf einem Parkplatz. Ich "glaube", der ist gebührenpflichtig, darum hoffe ich, daß sie jetzt noch dort steht und nicht mit einem Strafzettel verziert ist. Nein, ist sie nicht; alles Bestens! Da es nicht viel zu packen gibt, startet die Reise heute schon um 9:20 Uhr!
Der Bauch hat sich ziemlich gut erholt nur der Kreislauf hinkt noch ein bisschen hinterher, das wird sicher auch bald wieder. Die Route führt duch einen sehr breiten Sanddünengürtel und dann an der Küste entlang. Die Dünen sind mit dichtem Gestrüpp und jungen Kiefern bewachsen, aber an den vielen Langholzbeigen erahnt man, wieviel hier in letzter Zeit abgeholzt worden sein mußte. Gelegentlich stehen tatsächlich noch ein paar alte Kiefernwälder. Die Straße ist meist kerzengerade und in gutem Zustand, so können wir etwas Strecke machen. Die Lisl ist zufrieden und läuft und läuft. Am Horizont über dem Atlantik strahlt blauer Himmel, aber da führt unser Weg leider nicht hin. Ab und zu gelangen wir bis an den Strand oder eine Uferpromenade - ja, hier sind sie, die unendlich weiten, langen Sandstrände! Und gischtende Wellen. Schön!
Ein Intermezzo mit meiner norwegischen Bank - die App wurde aktualisiert und nun muss man sich erneut identifizieren. Das geht aber nur mit der App, die einen ja nicht weiter läßt! Schöne digitale Welt, die Katze beißt sich in den Schwanz. Meine Bankberaterin kann mir leider auch nur vor Ort helfen, also bin ich jetzt lange von meinem Konto abgeschnitten....
Bald biegen wir aus der Küstenregion wieder Richtung etwas bergigerem Landesinnerem ab. Gelegentlich durchlugende Sonnenstrahlen lichten auch die Laune, aber sofort brauen sich wieder schwarze Wolken zusammen. Örtliche Schauer sind angesagt. Wir bekommen aber zum Glück nur ganz wenige Tropfen ab, sehen aber an der nassen Straße, daß wir dem Regen hinterherfahren. Die Regenklamotten bleiben eingepackt, aber der dünne Pullover unter der Meshjacke ist zu kühl, also wird er durch eine Steppjacke ersetzt. So paßt's. In den einsamen Bergdörfern ist das einzige Cafè am Ort mit meist alten Männern besiedelt, die schweigend oder heftig diskutierend beisammensitzen. Wir erregen Aufmerksamkeit und ernten Blicke wie ein rosaroter Elefant. Sehr viel Fremde scheinen sich nicht hierher zu verirren.
Zurück auf einer geraden Hauptsraße (Alternativen gibt es hier nicht), wundere ich mich über seltsame kuppelartige, niedrige Gebäude, die sich bei näherem Hinsehen als Holzkohlemeiler herausstellen. Sowas habe ich noch nie gesehen - sehr spannend!Heute gibt es weit und breit kein Bett, aber es ist ja "gutes" Wetter und außerdem muss das Zelt wieder gelüftet / getrocknet werden. Überall stehen Olivenbäumen, da wird sich doch sicher was finden lassen? Das ist leider ein Trugschluss - alle Olivenhaine sind abgezäunt! Alles privat, alle Einfahrten verriegelt. Da haben wir zwar malerische Landschaft aber ohne Schlafplatz. Es wird spät. Immerhin sind wir heute weit gekommen - 250 km! Auf der Karte ist ein kleines Wäldchen zu sehen, das MUSS jetzt funktionieren. Tatsächlich ist direkt am Rand des Olivenwaldes ein nicht verriegeltes Tor und es führt ein sandiger, nasser Feldweg hinein. Der Waldboden ist leider extrem uneben, gleicht eher einer Baustelle. Letztendlich hänge ich die Koje diagonal über einen Wegabzweig, muss aber die Gurte mehrfach verlängern. Ganz glücklich bin ich mit der Wahl nicht, aber immerhin haben wir doch etwas gefunden! Noch während des Aufbaus donnert ein Crossfahrer mit seinem Motorrad daher, er setzt schon zur Kurve auf unseren Weg an, als er die Lisl bemerkt. Daumen hoch und geradeaus. Im Vorbeifahren bemerkt er die Koje und gibt nocheinmal Daumen hoch. Klasse!
Zum Abendessen gibt es heute eine interessante Mischung: Mais, Chorizo, Zwiebeln, Couscous - schmeckt lecker!