Sonntag, 22. Dezember 2024

Algodonales

Ich entwickle mich zum Langschläfer - erst gegen 10 Uhr krabble ich aus dem Zelt. Heut Nacht war es gar nicht so kalt und vor allem seeeehr trocken - kein Tröpfchen Tau oder Kondenswasser ist zu sehen. Extrem aufdringliche Bienen stören meine Morgenroutine und verärgern mich ordentlich. Bereits um diese Zeit donnern immer wieder mal Tourenmotorräder hier vorbei - scheint eine beliebte Strecke zu sein. Oh, das ist verständlich: die Morgengymnastik übernimmt heute die Lisl - ihr Hüftschwung wird immer weicher. Je mehr wir uns der Stadt Aznacollar nähern, umso häufiger begegnen uns Motorräder, dann Rennradfahrer, Jogger, sogar Bungeejumper von einer Brücke zum Stausee hinunter. Und Gelegentlich ein Auto - die glauben allerdings, die schmale Straße gehöre ihnen alleine. Da wirds manchmal schon ganz schön eng!

Als nächstes müssen wir eine große Ebene durchqueren, aus und vorbei mit Kurven. Breite gerade Straßen durch langweilige Landschaft. Überall nur schwarze fruchtbare Erde auf den gepflügten Äckern. Lediglich Carmona bietet ein wenig Abwechslung; es besitzt eine schöne Altstadt mit Festungsmauern ringsum. Irgendwie sind wir zufällig dorthinein geraten. Die Lisl darf außerhalb der Mauern parken, ich schauen mich drin etwas um und bleibe am Marktplatz in einem Restaurant hängen.
Am Horizont tauchen endlich wieder Berge auf, da halten wir gerne darauf zu.

Claudia hatte mir vor einiger Zeit die Koordinaten des Wohnmobilstellplatzes geschickt, wo sie normalerweise stehen. Wir finden den Platz fast leer vor, das einzige Fahrzeug ist das von Claudia und Volker. Die Beiden sonnen sich auf einer Bank. Große Überraschung! Warum? Weil der Platz eigentlich gesperrt ist bis zum 7.Januar und die Beiden nur zum Wasserholen gekommen sind. Na, da haben wir ja ein gutes Timing gehabt. Jetzt geht allerdings die Überlegerei los, wo ich übernachten kann, denn an dem Platz, wo die Beiden stehen ist zelten nicht erlaubt. Es gibt einige wilde Zeltmöglichkeiten in größerer Entfernung, aber das ist ungeeignet, wenn ich ein paar Tage bleiben will. Schließlich hat Voker die zündende Idee - sie haben einen Bekannten mit einer Finka und einem großen Olivenhain hier. Ob ich da bleiben könnte? Der Überfall gilt Andi, einem Deutschen, der sich dafür breitschlaagen läßt. Das ist sehr nett! 

Kurz vor Sonnenuntergang begebe ich mich mit der Lisl auf die Suche nach einem geeigneten Plätzchen - gar nicht so einfach. Denn unter dem Unkraut ist der Boden nicht nur uneben sondern auch extrem lehmig-rutschig. So schnell kann ich gar nicht gucken, wie das Hinterrad wegrutscht und die Lisl auf der Seite landet! Mist! Volker ist schnell zur Hand und hilft der Lisl wieder in die Senkrechte. Nix passiert, nur stinkt die Lisl jetzt nach ausgelaufenem Benzin.  Daraufhin schiebe ich sie zurück auf den Weg mit festem Untergrund und nehme mit einem Plätzchen direkt unterhalb am Zaun vorlieb. Ein kleines Plätzchen, reicht aber genau für das Zelt und bietet einen herrlichen Ausblick über das Tal - solange es hell ist.

Für 8 Uhr sind wir zum Abendessen verabredet - das Lokal ist nicht ganz 3 km entfernt aber Google spricht von 10 min Fahrzeit. Klar - der Weg zur Finka ist sehr schlecht, sandig, lehmig...ich bin gespannt, wie wir das bei Dunkelheit managen. Im Schritttempo gelingt uns die Fahrt ganz gut, obwohl ich ziemlich wackelige Knie habe. Meine Freunde lotsen mich in ein gut besuchtes Restaurant mit großer Auswahl und super leckerem Essen - endlich Tappas! Es wird spät....