Donnerstag, 26. Dezember 2024

Traumstrand

In der Nacht kam bereits Wind auf. Mein Zelt steht in einer windgeschützten Kuhle, aber dennoch knattert die Zeltplane, dafür bleibt sie heute trocken. Gegen 11 Uhr kann ich aufbrechen. Die Batterie ist gut geladen, Öl und Luft an der Lisl muss heute noch kontrolliert werden. Ein anderes Problem taucht auf, mein gut 30 Jahre alter Benzinkocher faucht mich nicht mehr an. Die Pumpe zum Druckaufbau funktioniert nicht mehr. Vielleicht läßt sich das mit einer neuen Dichtung beheben, aber nicht jetzt - ich schiebe es noch etwas auf die lange Bank. Wasser auffüllen, Gartenstuhl und Kabel zurückbringen, bei Andi bedanken und verabschieden. Meine Drone darf ich einige Zeit bei ihm lassen - Dronen sind in Marokko verboten.


Wir sind noch in den Bergen, daher gibt's auch heute wieder massenhaft "Sträßle". Mein Navi funktioniert heute wieder vernünftig, gestern hatte es öfter mal Wegpunkte ausgelassen oder sogar die ganze Route vergessen bzw. ausgetauscht. Richtung Süden ändert sich die Landschaft, sie erinnert mich an deutsche Mittelgebirge oder das Voralpenland. Grüne Wiesen mit vielen Kühen, manchmal Ziegen. Gut, die Pflanzen sind natürlich andere und die Berge sind deutlich kantiger. Auf der Karte ist ein langer halbkreisförmiger Gebirgszug zu sehen, der mich reizt. Im Süden führt ein Sträßchen entlang, das allerdings für uns einen deutlichen Umweg bedeutet  maht nichts. An der ersten Abzweigung wird vor einer Bergstraße in desolatem Zustand gewarnt...darunter verstehen wir allerdings etwas anderes. Der Asphaltbelag weist manchmal Risse oder Kanten auf, dafür haben wir die kleinen Kurven ganz für uns alleine  herrlich. Der Wind hat sich verstärkt zum Sturm. Mit ca.65 km/h und stark böig sind wir zar im Wald einigermaßen geschützt, aber außerhalb beutelt es uns ganz ordentlich. Bei Fotostopps kann ich die Lisl mit den Füßen kaum in Balance halten.

Kurz vor Tarifa beginne ich mit der Suche nach einem Übernachtungsplatz. Auf der Karte ist eine kleine Straße Richtung Küste zu sehen und dort sind auch Parkplätze verzeichnet, das schauen wir uns an. Die Straße führt tatsächlich zum Strand und einem großen Parkplatz. Die Wohnmobile stehen am Straßenrand vor dem Parkplatz, denn dort sind sie verboten. Genauso wie Campen. War ja klar...
Auch hier bläst ein starker Ostwind, die Straße von Gibraltar wirkt wie eine Düse und das wird die nächsten paar Tage so bleiben. Für Wind- und Kitesurfer optimal. Die kreuzen mit einer Affengeschwindigkeit über weiße Schaumkrönchen. Endlos erstreckt sich weißer, unberührter Sandstrand nach Ost und West. In voller Montur gehe ich bis zur Wasserkante, dann ein Stück daran entlang und bestaune eine ganze Zeitlang die Surfer. Ein kleiner Pril erstreckt sich zwischen Küste und Meer, darin übt sich ein Nachwuchssurfer der etwa 5 Jahre alt sein dürfte.

In den Dünen ist Naturschutzgebiet, also werde ich mich da nicht verstecken können. Am Ende des Parkplatzes führt ein Fußweg weiter zur Surfschule, die aber jetzt geschlossen zu sein scheint. Etwas versteckt biegt 200 m zurückliegend ein Sandweg dorthin ab, da führe ich die Lisl hin. Dann warten wir noch, bis alle Menschen verschwunden sind bevor ich heute endlich mal wieder die Hängematte zwischen einer Palme und einem Pfosten aufhängen kann. Hinter uns schützt eine Hecke etwas vor dem Wind, dennoch geraten wir bei stärkeren Böen ins Schaukeln. Ein wenig beunruhigt bin ich schon... Gerade will ich die Lisl in Sichtweite auf den Hof schieben, da patroulliert die Polizei vorbei. Vielleicht glauben sie, daß ich gerade wegfahren will? Ob sie die Hängematte nicht gesehen haben? Auf jeden Fall wollen sie nichts von mir und verdünnisieren sich weider. Im Süden werden mit der Dunkelheit die Lichter von Marokko sichtbar.