Donnerstag, 16. Januar 2025

No risk and no fun

So (Bild) etwa sieht es aus, wenn wir geradeaus gehen oder fahren wollen.....Bei schnellen Augen- oder Kopfbewegungen läuft das Bild immer noch ein Stück hinterher und mein Geradeasuslauf ist schlangenlinienförmig.
Um 9 Uhr, als die Sonne über die Berggipfel rutscht, zeigt das Thermometer eisige 2,5 Grad an. Bis wir nach Morgentoilette, Frühstück, Packen und Gymnastik nach 11 Uhr losfahren, werden uns bereits warme 15 Grad gemeldet. Dennoch sind Lenkerstulpen und Regenjacke nicht verkehrt. Wir verlassen die Küstenregion und wenden uns den Bergen zu. Durch besiedeltes Gebiet, das eine Herausforderung für "Kopf-ruhig-halten" ist, geht es zum Glück ziemlich gerade. Dann lockt uns das Navi eigentlich hinein ins Vergnügen, auf gut asphaltierte, schmale, sehr kurvenreiche aber wenig befahrene Bergsträßchen, bis hinauf über 600 m. Lisls abgefahrener Vorderreifen und mein dussliger Kopf sind ein gutes Gespann um keinen Spaß daran zu haben. Mühsam quälen wir uns durch jede Kurve und sind froh, daß uns niemand begegnet. Heute wird der Kurvenspaß zur Qual. Mein Blick bleibt konzentriert auf der Straße, die Umgebung kann ich kaum wahrnehmen. So eiern wir mit 30-40 km/h durch die eigentlich wunderschönen Kurven einer herrlichen Motorradstrecke. Sehr schade.

In Cuevas del Almanzora führt eine Brücke über den breiten "Fluß", dessen Bett von Betonwänden gesäumt ist und das so ausgetrocknet ist, daß hier sogar ein Fußballplatz mit Toren angelegt ist. Am frühen Nachmittag scheint sich mein Kopf etwas an das Fahren gewöhnt zu haben, die Kurven werden etwas flüssiger und gelegentlich kann ich sogar einen Blick auf die Landschaft werfen.

An einem Kreisel ist unsere Ausfahrt gesperrt, eine Umleitung ist ausgeschildert. Allerdings nur noch an einer Folgestelle, danach müssen wir einfach der Straße und dem Gefühl folgen. Bis wir an einem großen Firmenparkplatz enden, hinter dem eine Lehmpiste weiterführt. Und jetzt? Ich versuche, jemanden zu fragen, aber nur auf spanisch ist das sehr schwer. Letztendlich nehmen wir doch die Piste, eine Unterführung, die auf der Karte gar nicht vorhanden ist und landen nach einer ziemlich langen Schleife wieder auf Kurs.

Heute morgen habe ich einen Tipp bekommen, in Canada de Gallego gäbe es einen wunderschönen, freien Platz für WoMos und Zelte. Es wird schon spät und ich bin erschöpft, als der Ortsname angeschrieben ist - nur 10 km. Mein eigentliches Ziel liegt noch 30 km entfernt. Also biegen wir hier ab. Hinter der Ortschaft führt die Straße durch unschöne Gemüseanlagen Richtung Küste, die letzten Meter sind ein wilder, steiniger Erdweg. Und dann stehen da hunderte von Wohnmobilen, alle mit deutschem Kennzeichen! Klein-Deutschland! Während wir uns umschauen werden wir von allen Seiten interessiert beobachtet. Als ich die Lisl direkt an der Küstenkante an einem flachen Plätzchen parke, spricht mich Rainer an (ist mit dem WoMo da, fährt aber auch BMW): hier vorn ist campen verboten - "Küstenschutz", aber dort hinten ist ein lauschiges, ebenes Plätzchen abseits der Blechlawine. Auch direkt an der Wasserkante, wo die tosende See sich bricht. Das gefällt uns. Rainer hilft auch dabei, die Lisl in die richtige Position zu bringen, ich bin seit dem Absteigen wieder sehr unsicher auf den Beinen. Mit einem großzügigen Hilfsangebot läßt er mich dann zurück. Kurz darauf taucht sein Nachbar Dirk auf (Harley-Fahrer), der ebenfalls jede Hilfe anbietet, wenn ich etwas brauche. Na, dann kann mir ja nichts mehr passieren. Meine Lebensmittel sind in der Tat dürftig, ich habe heute nicht eingekauft und der Weg zurück in den Ort zu einem Restaurant ist mir zu weit. Aber ich habe ja Notrationen: Tütensuppe und Tubenkäse. Ein Rest Brot, Zwiebel und Paprika sind noch da und zu trinken gibt's ein Zitronenwasser aus der herrlich gelben, voem Baum geklauten Zitrone. Heute Nacht wird's windig...