Mein Pack- und Zusammenräumtempo ist sehr langsam, allmählich läßt der Schwindel nach. Kurz vor 12 Uhr bin ich dann soweit und fühle mich fahrbereit, ebenso wie die Lisl. Ich beiße in den "sauren Apfel" und buche mir ein Hostel in Jaén und dann gehen wir die Tour im Oma-Tempo an. Nach der gestriegen Erfahrung habe ich heute die Regenjacke übergezogen - es regnet zwar nicht, aber sie hilft ebenfalls gut gegen Kälte und Wind - perfekt für heute.
Wir treiben uns die meiste Zeit auf ca. 1000 m Höhe herum. In Alcalá la Real führt der Weg erst zur Burg hinauf und dann durch die enge Altstadt so steile Sträßchen hinunter, daß ich die Lisl ordentlich würgen muss - 1. Gang und beide Bremsen. Ich fühle mich mittlerweile wieder wohl auf meiner treuen Lisl. In der nächsten Ortschaft verpassen wir die richtige Abzweigung zuerst, denn sie ist praktisch unsichtbar zwischen all den schmalen Fußwegen und verwinkelten Gäßchen. Als wir sie gefunden haben, treffen wir auf ein kleines, ziemlich löchriges Sträßchen, das uns alleine gehört. Hier darf die Lisl auf 1212 m hoch kraxeln und einen Olivenbauern bei der Ernte stören, der sein Netz über der Straße ausgebreitet hat. Noch ein Pass: 1326 m und 15 Grad, die sich allerdings einiges kälter anfühlen. Wieder mal herrliche Berglandschaft!
Den Fahrtag heute habe ich genossen, jedoch nicht zu lange gehalten. Nach ca. 150 km erreichen wir unser Hostel. Hier geht alles ohne Personal: Anmeldung über online-Registrierung, die Haustüre öffnet sich angeblich auf Basis einer Chatnachricht, die Wohnungstür wird mit einem Code geöffnet und in der Wohnung liegen die Zimmerschlüssel in einem Tresor mit Geheimnummer. Ich scheitere bereits an der Haustür - auf eine Chatnachricht geschieht gar nichts. Es gibt eine Telefonnummer - die Dame spricht jedoch ausschließlich spanisch und nach langer Wartezeit und sehr kurzem Kontakt fliege ich aus der Leitung. Mehrere weitere Anrufe hänge ich erfolglos in der Warteschleife. Nach ca. 10 min verläßt jemand das Haus und gibt mir damit die Möglichkeit, ins Haus zu kommen. Es gibt zwar noch weiter Disfunktionalitäten, aber immerhin komme ich rein und raus, habe ein Bett, eine Heizung und ein Gemeinschaftsbad - was will man mehr?
PS: der Schwindel hat sich heute nicht mehr gemeldet.