Samstag, 26. April 2025

Inlandsvägen

Heißes Wasser scheint in meinem "Wandererheim" ausgegangen zu sein. Ich bin geduldig und verschwende viel Wasser, bis es nach unendlich langen Minuten doch tatsächlich warm wird! Fast vergesse ich die Bezahlung, denn meist wird diese bereits im Buchungsvorgang eingezogen. Der freundliche Besitzer macht mich darauf aufmerksam - alles gut.
Nach einer leckeren Tasse Kakao machen wir uns um halb zehn auf den Weg - nur noch 1.250 km! Odin hat Frostbeulen auf dem Sitz und an den Lenkerstulpen...war doch gut, ein warmes Zimmer genossen zu haben.
Der lange "Inlandsväg" liegt vor uns, er führt zwischen Ostsee und norwegischer Grenze mitten durch das Land nach Norden. Eine einsame Straße mit wenig Verkehr, meist kerzengerade, durch endlose schwedische Wälder. Bald tauchen die ersten Schneereste auf -ich vermisse meine Griffheizung - brrr. Das Navi findet immer mal wieder eine kurze Alternativstrecke, die kaum länger ist, aber nicht so gerade und langweilig. Auf so einem Abstecher lockt ein Restaurantschild. Das Gebäude ist alt und nicht besonders attraktiv, der Eingang im Hinterhof gut versteckt. Auch drinnen muss ich mich erst orientieren - im Erdgeschoß findet sich ein mit Trödel vollgestopfter Verkaufsraum, das Restaurant ist im Obergeschsoß. Ähnlich wie mein Hotel zeigt auch dieses Haus seine Tradition, nichts ist perfekt aber alles hat Charme. Es geht sehr familiär zu, lustig. Aber das Essen ist wirklich sehr gut und hat einen erstaunlich "normalen" Preis, um es nicht sogar günstig zu nennen. Nach einer Stunde bin ich von außen durchgewärmt und habe einen Kalorienvorrat für die Körperheizung für vielleicht 1/2 Stunde?
An einer Tankstelle wird großmächtig auch Rum angeboten - ob Odin damit wohl besser läuft oder nur noch mehr säuft?

Wir sind so frei und machen früher Schluss. "Nur" knapp 360 km haben wir heute zurückgelegt. Eigentlich wollte ich noch bis Strömsund, aber etwa 70 km vorher bleibt mein Blick an einem kleinen Campingplatzschild hängen. Man kann ja mal fragen, was hier eine Hütte kostet...nur so zum Spaß.
Ein freundlicher Mann mittleren Alters, Niederländer, eilt herbei, wir führen ein nettes Gespräch. Eine einfache kleine Hütte soll 450 SEK kosten - ein stolzer Preis, aber nichts im Vergleich zum letzten Hüttenangebot. Verglichen mit dem Hostel von gestern (491 SEK) allerdings nicht ganz billig. Egal - es gefällt mir hier und billiger wird es sicher nicht, wenn ich nicht im Outback zelten will. Wir bleiben. Martin stellt beim Einbuchen fest, dass er mir einen falschen Preis genannt hat, ab diesem Jahr sollen die Hütten 500 SEK kosten. Ich bekomme natürlich den genannten Preis - das Schwabenherz ist beruhigt.
Die Hütte ist wie erwartet, es dauert ein wenig, bis der kleine Heizkörper den Raum aufgeheizt hat. In dieser Zeit schaue ich mir die Sanitäreinrichtungen an - der Duschraum ist herrlich warm! Anschließend noch einen kurzen Erkundungsgang durch den Wald zum angrenzenden Fluß. Die steifen Knochen und eingerasteten Gelenke sollen mal wieder etwas Bewegung bekommen.

Ich muss mir noch überlegen, ob ich die Route nicht doch ändere - auf der norwegischen Seite sieht es nach viel Schnee aus. Die Planung ist schwierig, da es keine geeignete Übernachtungsmöglichkeit für uns zu geben scheint. Wenn ich die Reststrecke auf 3 Tage aufteile, könnte ich vielleicht etwas finden.