Die Überschrift ist unser heutiges Highlight! Aber der Reihe nach...
Nach dem gestrigen "Ruhetag" im Zeltgefängnis kann ich heute schon früh aufstehen, so daß berreits kurz nach 8 Uhr Aufbruch ist. Knapp 400 km liegen vor uns, ein strammes Programm. Der Wetterbericht hat zwar hier für heute Trockenheit angekündigt, nicht aber weiter nördlich. Darum habe ich gestern in Kristiansund noch eine Übernachtungsmöglichkeit klar gemacht. Zeltboden und Unterlage sind leider immer noch nicht ganz trocken, dicke Wolken hängen noch tief zwischen den Bergen, aber Wind und Regen sind verschwunden. Die Regenhose bleibt im Gepäck, dafür kommt die lange Unterhose heute zum Einsatz. Der Dresscode erweist sich im Laufe des Tages als perfekt.
Den ersten Kaffee gibt es tatsächlich schon in der Ortschaft. 17 Serpentinen (ich habe mitgezählt!) und ein paar weitere Kurven führen uns sofort auf 450 m Höhe hinauf; mit weiteren 4 Serpentinen und noch mehr Kurven erklimmen wir die 1300 m Marke. Genau hier beginnt die Wolkendecke, die Luftfeuchtigkeit ist "sehr hoch", was bedeutet, daß einige Regentropfen fallen. Zuviel zum trocken bleiben, zu wenig, um die Regenhose anzuziehen. Bei 6 Grad trollen wir uns über das mit vielen dicken Schneefeldern bedeckte und mit vereisten Seen und Pfützen gespickte Sognefjell und schlängeln uns zwischen dichtem Touristenverkehr hindurch. Busweise werden die Menschen hier hochgekarrt. Der höchste Berg Norwegens und ein Nationalsymbol, der Galdhøpiggen (2469 m), liegt am Wege ist aber leider nicht zu sehen.
Die Hänge werden flacher, das Tal weiter, wir haben Spaß auf der breiteren Straße mit langgezogenen Kurven und machen dabei auch noch "Strecke" als wir uns Lom nähern. Hier unten ist es kuschelige 15 Grad warm! In Lom steht eine der bekannten Stabkirchen, die aber momentan eingerüstet ist.
Geiranger! Berühmt! Das merkt man auch am Verkehr und den unzähligen Bussen, die Touristen auf die höherliegenden Aussichtsplätze transportieren. Für uns Motorradfahrer ist das ein Alptraum, denn sie zockeln mit 10 km/h durch die Serpentinen und blockieren oft den gesamten Verkehr. Die Lisl wird zum Frechdachs und sprintet an unmöglichen Stellen an den fetten Fahrzeugen vorbei. Und schon geht es wieder bergauf, über die nächste Hochebene zum Norddalsfjord, wo wir ein wenig schippern werden. Wie üblich wird Lisls Kennzeichen fotografiert, aber anscheinend erkennt das Programm nicht alle Buchstaben und kann somit unser Fahrgeld nicht automatisch und vergünstigt abbuchen. Zum Glück kann ich Licht ins Dunkel bringen, flugs dürfen wir noch auf das schon daliegende Boot.
Bislang hatten wir Glück mit Wasser von oben, aber kurz vor Molde beginnt es jetzt zu nieseln. Genau wie heute vormittag auf dem Sognefjell verweigere ich die Regenhose. Bis zu meiner Unterkunft ist es vielleicht noch 1 Stunde, und wenn die Hosen wirklich nass sind, können sie ja dort über Nacht trocknen. Kurz vor Kristiansund liegt der berühmte Atlanterhavsveien, den wir schon ein paar mal gefahren sind. Er ist aber immer wieder spektakulär anzusehen, auch wenn die Fahrt entlang der Straße nichts Besonderes ist.
Nach 10 Stunden ist es jetzt Zeit, die heutige Etappe zu beenden. Mein Körper gibt mir deutliche Signale, eine halbe Stunde muss er noch durchhalten. Dann kommen wir in Kristiansund bei Vibeke und Olaf an. Das große und elegante Haus liegt gut versteckt am Ende eines Wohngebiets, die geräumige Garage steht voll mit Schmankerln von Motorrädern. Ein geräumiges Zimmer und ein eigenes Bad bieten absolutes Kontrastprogramm zum gestrigen Zeltaufenthalt. Eine Dusche erfrischt herrlich und Vibekes Omelette aus eigenen Eiern und mit eigenem Salat bringt auch Energie zurück. Natürlich unterhalte ich mich mit Vibeke auf norwegisch - muss ja schließlich wieder üben!
Es ist sehr schwer, heute die "besten" Bilder auszusuchen, es sind einfach viel zu viele!