Mittwoch, 2. Juli 2025

N17 - Helgelandskyste

In der Nacht habe ich wegen der Kälte nur wenig geschlafen, dafür erst am Morgen. So wird es spät, bis ich aus den Federn komme. Die Kriebelmücken sind leider auch schon wach und das Packen wird zur Tortur. So ein ständig wedelnder Pferdeschwanz, ein Vollbart oder lange Haare vor dem Gesicht wären jetzt toll. Ausgerechnet heute mag auch die Lisl so gar nicht anspringen. Der Batteriezustand macht mir schon Sorgen, als sie dann doch mühsam in die Hufe kommt. Wir hätten sonst ganz schön blöd dagetsanden, den gnzen Morgen sind lediglich 2 Autos vorbeigekommen. Das Rätsel löst sich bald, als wir uns unvermittelt auf einer breiten, frisch gesplitteten Erdstraße wiederfinden. 25 km ist dieser Abschnitt lang, die Schafe fühlen sich hier heimisch und die Lisl paßt ihre Geschwindigkeit der Ruhe an. Wieder auf Asphalt angekommen, tingeln wir genüßlich ein liebliches Sträßchen den Beitstadfjord entlang.

Nach einer längeren Frühstückspause treffen wir Punkt 12 Uhr bei Steinkjer die Nationalstraße 17, die uns sehr lange an der schönen Helgelandküste entlang führen wird. Über uns türmen sich die unterschiedlichsten Wolken, als ob sie sich nicht richtig entscheiden könnten. Ab und zu bekommen wir auch ein Tröpfchen Wasser ab, jedoch ist es eigentlich trocken und manchmal sogar etwas sonnig. Die bekannte Straße ist viel befahren, Überholmöglichkeiten sind begrenzt. Umso mehr freut mich der Dampf, den meine betagte Lisl bei den Gelegenheiten immer noch an den Tag legt! Da Navi scheint die Nr 17 nur als Orientierung zu sehen und bietet uns immer wieder feine, abgelegene Alternativen an, die wir gerne annehmen; allerdings nur, wenn sie nicht allzu grob geschottert sind.

Überraschend und unüberlegt hält ein entgegenkommendes Wohnmobil mitten auf der Straße an, das folgende Auto zieht auf die Gegenspur, erkennt uns im letzten Moment und schert wieder ein. Das war knapp! Kurz darauf zwingt mich ein dringendes Bedürfnis an den Straßenrand - auch das war knapp (ha ha). Um 15 Uhr erreichen wir Nordland, meinen Heimat-Regierungsbezirk. Bis zum nördlichen Ende, wo meine Hütte liegt, sind es allerdings noch etwa 900 km! Ja, Nordland ist sehr lang! Wir werden also noch ca. 3 Tage brauchen.
Bei einem Fotostop schnauft ein radreisendes Pärchen mittleren Alters den Berg herauf. Der Mann erkennt sofort Lisls Marke und Modell und beginnt auf deutsch mit mir zu fachsimpeln.

Es ist noch nicht einmal 4 Uhr nachmittags, aber wir haben bereits genug Kilometer abgespult, als ich ein herrliches Plätzchen erspähe, das noch nicht besetzt ist. Es liegt zwar direkt zwischen Straße und Fjordkante, ist aber schwer einsehbar. Man kann die vorbeifahrenden Fahrzeug hören, aber sie stören kaum. Das Zelt steht etwas versteckt zwischen Büschen, die Wellen plätschern auf die flachen Felsen unter uns, die Sonne durchdringt immer wieder die Woken und gelegentlich spüre ich eine leichte Brise. Hier kann man es super aushalten! Die erste Fähre des Helgeland-kysteveien legt nur wenige hundert Meter von uns ab, da haben wir morgen gleich einen interessanten Start. Entspannung...