Um 9 Uhr krabble ich aus der Koje, es ist bewölkt und windig. Darum ziehe ich heute die Daunenjacke statt eiinem Pullover unter die Motorradjacke. Bis Tanger sind es knapp 400 km; dafür sind eigentlich 2 Tage geplant. Aber die Strecke ist so langweilig und gerade, daß ich es in einem Tag versuchen möchte. 7 Stunden sind dafür angesetzt, Frühstück fällt aus. Mein Navi scheint heute ziemlich überfordert zu sein, oder das zugrunde liegende Kartenmaterial ist nicht mehr aktuell. Es zeigt Abzweigungen, die es gar nicht gibt und lockt mich auf eine 6-spurige Autobahn, die allerdings in die falsche Richtung führt. Dann widerum landen wir auf einer alten, fast pistenartigen Nebenstraße entlang der Autobahn.
Irgendwann kommen wir nach Rabat, der Hauptstadt Marokkos. Der neue Mohammed VI Tower ist nicht zu übersehen, er sieht wie eine Rakete aus. Die Innenstadt besuchen wir nicht, sondern jumrunden den Stadttrubel auf Umgehungsstraßen. Alles ist hier piekfein sauber - Scharen von Reinigungspersonal mit Besen und Staubsaugern entfernt nicht nur Müll sondern auch das kleinste Laubblättchen. Schöne grüne Alleen auf orangerot strahlendem Untergrund und gut fließender Verkehr machen gute Laune. Auch außerhalb führt eine super gute, kaum befahrene Straße zur richtige Kiefenwälder! Bis sie abrupt endet. Scheint der Eingang zu einem Nationalpark oder so was Ähnliches zu sein - Mist, ich habe eine Abzweigung verpasst. Also, zurück. Die "richtige" Abzweigung ist ein schmales Sträßchen durch entlegene Ortschaften. Immer ärmer wird die Gegend, die Menschen wohnen in Lehmhütten, während der Müll immer weiter zunimmt. Zu guter Letzt glaube ich uns auf einer Müllhalde, die Asphaltstege zwischen den Schlaglöchern sind nur noch wenige Zentimeter breit. Auf dem Bankett hat sich eine Pferdepiste gebildet und wenige Meter weiter verläuft ein festgefahrener Weg - beide sind deutlich besser befahrbar als die Straße. Arme Lisl! Auf den Verkehr achtet hier keiner mehr, jeder schaut nur, daß er mit möglichst wenig Schäden voran kommt. Eine Stunde Fahrzeit gehen uns auf diesem Abschnitt verloren. Hinzu kommt ein kräftiger Wind, der Sand, Staub und Müll über die Straße treibt und die Augen verkrustet. Zurück im Westen dürfen wir ein Stück weit herrlichen Sandstrand mit schön gischtenden Wellen begleiten. Kite-Surfer tummeln sich hier. Der Wind wird stärker und der Himmel zieht zu - es sieht nach Regen aus. Wir sind bereits in Tanger, als es zu tröpfeln beginnt. Mitten im dichtesten Marktverkehr sind wir gefangen - Minute um Minute vergeht während es sich einregnet. Nur noch 1 km bis zum Campingplatz! Die Straße dort hinauf ist extrem steil, die Straße rutschig. Ein Auto vor mir kommt nicht mehr weiter, die Räder drehen durch. Na Lisl, komm, das schaffst Du. Nur nicht stehen bleiben. 2 Herren winken uns durch ein Tor zum Hotel - ja, das ist auch der Campingplatz. Oh, sehr edel und teuer (150 MAD pro Nacht). Wo ich geparkt habe darf ich natürlich nicht stehen bleiben - für Zelte gibt es separate Plätze. Mittlerweile gießt es in Strömen, die Lisl soll in einer sehr steilen Kurve stehen bleiben und das Zelt soll einige Meter entfernt stehen. Nein. Es gibt zum Glück noch eine Alternative mit ebenem Stellplatz für Lisl und Zelt! Keine Chance für die Hängematte, aber bei dem Regen ist das Zelt vielleicht ohnehin die bessere Wahl. Ich soll später zum Checkin abgeholt werden - was natürlich nicht stattfindet.So pudelnass bin ich auf der ganzen Reise noch nicht geworden, wie ausgerechnet hier in Afrika! Bis auf die Haut ist alles durchweicht, die Regenklamotten liegen unerreichbar draußen in einer Tasche. Nur das Zelt nicht aufmachen, sonst werden wir überflutet. Es hört nicht auf, immer und immer wieder nehmen die Schauer zu. Irgendwann hole ich dann doch die Tasche mit den Regensachen, werfe mir die Jacke über, packe die Elektronik und flitze ins Hotelrestaurant. Jetzt sitze ich im edlen Restaurant des vornehmen Hotels Miramonte und versuche, wenigstens ein bisschen zu trocknen. Stattdessen fange ich nur an zu frieren. Essen mag ich mir hier nicht leisten, nur einen heißen Tee. Von dem phantastischen Aublick sieht man in der Nacht sowieso nichts. Auch für morgen ist noch heftiger Regen angesagt, also werde ich wohl noch einen Tag hierbleiben...grrr.