In einem noblen Gästezimmer mit eigenem Bad habe ich bei meinem ehemaligen Klassenkameraden übernachtet. Er (typischer Professor) und seine Frau sind noch berufstätig, daher beginnt der Tag heute schon früh, um halb neun rollen die Räder. Manfred bietet mir noch Proviant an, aber ich nehme nur ein bisschen "gute Laune" mit - dankeschön. Es ist schön, ehemalige Weggefährten zu treffen und zu erfahren, wie es ihnen ergangen ist. Nocheinmal kurz zurück in die Stadt, damit ich sie auch mal bei Tag sehe, und dann geht es nach Süd-Westen. Hier im Osten fällt das Land sanft ab, es gibt also keine Klippen sondern lange Strände mit den dazugehörigen hübschen Strandpromenaden.
Irgendwdie wird es nicht wärmer im Süden. Die gestern noch warmen 15 Grad fühlen sich heute richtig kalt an.Ein heftiger Wind blläst uns entgegen, so stark, daß ich sogar die Motorradbrille aufsetzen muss, während die Lisl völlig unbeeindruckt bleibt. "Belibt in Schottland!" scheint er uns zuzurufen. Vor uns türmen sich die für Schottland so typischen schwarzen Wolken auf, gelegentlich von einem Stückchen blauem Himmel unterbrohen. Wenn die Sonne manchmal den Durchbruch schafft, taucht sie die bunten Herbstfarben wieder in goldenen Glanz! Erst in den Bergen der Grafschaft Dumfries & Galloway wird der Wind etwas gebremst.Mir fehlt Energie. Ich habe einige Nächte nicht genug geschlafen und bin nun sehr müde. Das Navi kennt den Weg und ist anscheinend gut mit der Lisl vernetzt, denn sie findet ihren Weg alleine. Die Straßenmischung ist heute "schnell und kurvig", läßt sogar Autobahnen zu. Das istein bisschen stressig in der Nähe von Edinburgh, aber meine treue Lisl trägt mich Zuverlässig den langen Weg zum heutigen Ziel, während mein Kopf auf einer ganz anderen Reise ist. Die Gedanken kreisen wie in einer Waschmaschine und purzeln durcheinander. Ich bin sehr gespannt, ob da am Ende auch saubere Gedanken herauskommen. So schön die Natur auch sein mag, ich nehme sie kaum wahr.
Heute bin ich sogar bereit für einen Campingplatz. Alle gechlossen. Direkt am Hafen gibt es einen! Leider ist das nur ein Platz, wo Wohnwagen stehen bzw. vermietet werden. Die Dame an der Rezeption kann mir leider nicht helfen. Allerdings recherchiert sie im Internet und telefoniert zu Campingplätzen und B&B, leider auch immer ohne Erfolg. Dann muss ich halt weitersuchen. Ein öffentlicher Parkplatz mit Sitzgarnituren direkt am Ufer wird unsere Wahl. Es gibt auch ein Toilettenhäuschen. Daes wieder mal keine Möglichkeit gibt, die Koje aufzuhängen, versuche ich mich mit dem Tarp. Damit bin ich total unerfahren, darum muss ich es auch gefühlt fünf mal aufbauen, bis ich halbwegs zufrieden bin. Es flattert und klatscht allerdings im Wind, da dieser immer noch kräftig bläst. Noch ist mir nicht ganz klar, wo oder wie ich später schlafen werde.
In meiner Küche hat sich ein Mitbewohner eingeschlichen - nennen wir ihn "Schimmel". Der hat sich wohl heimlich entwickelt, während ich die Küche nach den vergangenen Regengüssen nicht benützt habe. Der darf gerne hier bleiben.
Ich bin soooo müde....