Freitag, 25. Oktober 2024

Schlaflos nach Irland

"Never change a winning team!" Ich vermisse mein bewährtes Zelt und bereue die Entscheidung, nur mit der Hängematte losgefahren zu sein. Experiment schief gegangen.

Das mit dem Tarp muss ich definitv noch üben! Ich habe es als Windschutz vor der Sitzgarnitur aufgestellt. Bis ich gestern den Blog geschrieben hatte, sind mir fast die Finger eingefroren während das Segel unentwegt geknattert hat. Ich hatte mir ja leider nicht überlegt, wo ich schlafen wollte und habe mich dann auf den Tisch gelegt. Zu kurz, zu schmal, die Luftmatratze ist nach allen Seiten übergestanden - das war eine schrecklich wackelige Angelegenheit. Ich lasse Luft ab, wird nicht besser. Ich bin so müde, daß ich nichts mehr zustande bekomme, aber ich kann nicht schlafen, denn ich muss ständig aufpassen, nicht abzustürzen. Dann beschließe ich, mich auf den Boden zu legen - aber das Tarp deckt ja nur die Sitzgarnitur ab und ein bisschen darüber hinaus. Dieses bisschen muss eben reichen. Irgendwann weit nach Mitternacht schlafe ich dann wohl doch ein, denn ich wache auf, als ich Regen im Gesicht spüre. Es ist 5 Uhr morgens, der Regen rinnt an der Zeltplane entlang und tropft in mein Gesicht. Die Innenseite des Tarps tropft überall, der Schlafsack ist mittlerweile komplett naß. Ich versuche, mich so klein wie möglich zu machen und unter das Zeltdach zu rutschen, erfolglos. Um 6 Uhr gebe ich auf und packe in der Dunkelheit zusammen. Hell wird es erst gegen halb acht (ich habe nicht auf dem Schirm, daß die Tage ja jetzt kürzer sind), da ist die Lisl dann auch fertig gepackt. Zum Kai sind es nur wenige hundert Meter. Ein Angestellter tritt aus dem Container am Eingang und meint, "Check in für dieses Schiff???" Ja, ich weiß! Es ist 5 vor 8 und diese Fähre legt um 8 Uhr ab. War auch nicht geplant, ich nehme die nächste um 12 Uhr. Aber es gibt einen warmen Aufenthaltsraum mit heißem Automaten-Kakao. Der Beamte warnt mich noch, daß keinerlei Services vor 10 Uhr verfügbar sind - der Service, auf einer Bank im Warmen zu ruhen genügt mir vollkommen.

Ich muss doch eingeschlafen sein, denn ein anderer Angestellter spricht mich mehrere Male an, daß die Lisl nicht dort stehen kann, wo sie steht. Na klar, ich warte ja nur auf den Checkin. Der hat aber schon begonnen. Immer noch müde bringen wir die Beladung hinter uns. Es wird überraschend streng kontrolliert, Autos werden mit Spiegeln am Unterboden untersucht, Menschen werden abgescannt und Kofferräume kontrolliert. Ich soll meine Küchenkiste öffnen, dann ist es gut. Da Motorräder fast immer als erstes verladen werden, bin ich auch als eine der Ersten in der Lounge und kann mir ein Sofa mit Meerblick sichern. Vom Meer sehe ich allerdings nicht viel, denn jetzt kann ich endlich ein wenig schlafen.

Um 14 Uhr landen wir in Nordirland und treten die kurze Fahrt zur nächsten Unterkunft an. Ich fahre also heute nur gute 40 km und nur die letzten 6 km regnet es etwas. Mein heutiger Gastgeber ist Billy, als ich ankomme ist (noch) niemand zu Hause. Er erscheint jedoch keine 5 min später schon, führt mich in mein Zimmer und zeigt mir, wo ich mich ausbreiten kann. Die Lisl darf heute sogar unter Dach stehen, sie hat in der Scheune einen geräumigen  Platz bekommen. Die gesamte Campingausrüstung breite ich ebenfalls dort aus, hoffentlich wird alles trocken - besonders der Schlafsack!

Billy ist zwar schon Rentner, arbeitet aber immer noch ganz gerne als Projektleiter im Straßenbau - heute muss er noch etwas tun. Er erklärt mir Zeit- und Essensplan und wir tauschen uns ein wenig über unsere Reisen aus. In der Küche wird ein Feuer im Holzofen entzündet. Mir ist zwar nicht kalt, aber der Schlafsack kann hier prima trocknen. Und so ein Holzfeuer ist ja immer was Kuscheliges. Der Zeit- und Essensplan ist etwas aus den Fugen geraten, darum wird es Mitternacht, bis ich ins Bett komme. Gute Nacht!