Die ganze Nacht bläst eine ordentliche Brise und rüttelt an meinem Dach. Um 9 Uhr wird es mir zu dumm - aufstehen. Kurz darauf bringt der Campingwart ein frishes Fladenbrot - das ist eine nette Geste! Unser Start gegen 11 Uhr zieht sich noch etwas hin, da eine deutsche Wohnmobilfahrerin Startschwierigkeiten hat. Leider kann ich nicht viel helfen - ich vermute eine leere Batterie.
Auf der Küstenstraße geht es nach Norden, meine App lotst uns jedoch auch mal ein Stück weit in's Landesinnere. Dort schlägt sie dann sogar gelegentlich Pisten vor, die wir aber vermeiden. Es gibt jetzt zwar nicht mehr Kurven und der Straßenbelag ist auch sehr gut, nur ist die Fahrspur deutlich schmaler und es gibt viel weniger große Lastwagen. Dafür wieder in jeder Ortschaft Markt mit dem üblichen Straßenchaos. Ein Hauch von Grün zieht sich hier über das Land - die Tiere stürzen sich gierig darauf. Wo die Erde fruchtbarer ist, werden Äcker angelegt und von Hand bewirtschaftet; Maschinen sieht man selten. Überhaupt wissen die Menschen hier wie man mit den Händen und einfachen Werkzeugen Dinge produziert, bearbeitet und repariert - Fachkräfte eben. In Deutschland fehlen die? Schon, aber Menschen mit diesen Fähigkeiten würden Industrie und Konsum lahmlegen.
Die Eintönigkeit unterbreche ich mittags, um einen Tee in einem kleinen Cafe an einer Tankstelle zu trinken. Der Wirt ist verschwunden...es dauert, bis ich einen Tee bestellen kann. Der junge Mann versteht leider nicht, aber ein Gast erklärt es ihm. Später spricht mich ein alter Mann mit nur 1 Zahn im Unterkiefer auf englisch an - Smalltalk. Ein weiteres Highlight heute ist ein Staudamm mit angrenzendem Wasserwerk zwischen okkerfarbenen Felsen. Eine kleine Oase.
In Mohammedia, nördlich von Casablanca ist für heute Feierabend. Der Campingplatz in Strandnähe ist nicht leicht zu finden - hinter einer Tankstelle an einem vielbefahreren Kreisel zweigt ein schmales Sträßchen ab. Eine hohe, stacheldrahtbewehrte Mauer umschließt das Gelände - nein, es ist kein Gefängnis (hoffentlich). Der Platz ist so, wie sie hier eben sind - staubig mit ein paar Bäumen und dürftige Sanitäranlagen, dafür günstige 5 €. Zwischen 2 Olivenbäumen kann ich mich aufhängen. Der Platz ist groß, ich marschiere Richtung Strand durch Dauercamper-Zelte und feste Hütten mit teilweise teuren Autos im Vorgarten. Dann ist Schluss - hier ist zwar ein Tor, aber das ist im Winter geschlossen. Ich muss den ganzen Weg zurück und dann auf der anderen Mauerseite wieder entlang gehen, um zu einer kleinen Bucht zu gelangen. Nichts Besonderes. Keine IUnfrastruktur. Ein Restaurant und einen Supermarkt finde ich erst wieder an der Hauptstraße nach 15 min Fußmarsch.