Freitag, 24. Januar 2025

Aus der Römerzeit

Die Sonne knallt vom Himmel, es ist richtig warm. Der Pullover wandert ins Gepäck als wir um 11 Uhr losfahren. Bereits nach 15 km jedoch stottert die Lisl ordentlich, es riecht nach Benzin. Sofort halten wir an - am rechten Vergaser läuft Sprit aus wie aus einem Brunnen. Ein paar Streicheleinheiten für den Schwimmer können das Problem zum Glück sehr schnell lösen.

Über rissige, löchrige, manchmal miserabel geflickte und von Müll gesäumte Straßen quälen wir uns im Tal durch endlose Industriegebiete in Richtung Berge. Während die 2000-jährigen Prachtbauen in Rom sehr gut gepflegt sind, wirken diese Straßen schon eher wie Überbleibsel aus der Römerzeit. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit landen wir hinter einem schwarz rußenden LKW oder Lieferwagen. Auch die Italiener scheinen Kreisverkehr zu lieben, denn Kreisel gibt es alle paar Kilometer, auch wenn es gar nichts zu kreiseln gibt - auch eine Art der Verkehrsberuhigung. Schöne Kurven und einsam Sträßchen bleiben uns vorerst leider verwehrt. Endlich lockt mich eine Pizzeria, das ausgefallen Frühstück zu kompensieren - aber sie ist geschlossen. Irgendwie ist heut der Wurm drin. Auch die nächste Trattoria nach einigen Kilomentern bietet nichts zu essen an. Immerhin ist der Geist nun gestärkt, denn wir dürfen herrliche Kurven und Serpentinen genießen. Manchmal ist dabei nicht klar, welche der Asphaltstreifen in die Irre führen und welche unserer Route entsprechen. Auf diese Weise landen wir einmal ganz oben auf dem Gipfel bei einem Funkturm. Vor uns tauchen schneebedeckte Berge auf. Dann gibt es doch an einem Kreisel eine Bar, die eine Kleinigkeit zu essen anbietet.

Den heute Morgen ausgewählten Nachtplatz finde ich leider nicht. Wir folgen darum der Ausschilderung zu einer Höhle, da gibt es sicher einen Parkplatz. Stimmt. Aber davor ist ein Gittertor, das nachts geschlossen wird. Mist. Also wieder zurück in den letzten Ort. Ein schmaler Zufahrtsweg führt hinunter zu einem Gutshaus - das Torportal ist verschlosssen und mit einer Kette gesichert. Sieht so aus, als ob da heute keiner mehr rein will. Ganz frech stelle ich also das Zelt in einer Mauerecke vor dem Tor auf. Um halb sechs kommt dann doch ein Auto angefahren. Der Mann spricht englisch, die Frau dient als Telefonkontakt zum Besitzer des Anwesens. Bevor die Beiden etwas sagen können, frage ich, ob ich nur eine Nacht hier bleiben könne. "Nein." Aber es ist schon spät, ich habe überall gesucht und nichts gefunden, es dauert lange, wieder alles zu packen und in der Nacht findet man nichts - jammere ich. Rückruf beim Besitzer - ja gut, ich kann bleiben. Sie ziehen wieder ab, kommen aber gleich wieder. Der Mann erklärt mir, dass der Besitzer die Alarmanlage anschalten wird (was nicht funktioniert hat), die anspringt, wenn ich das Tor berühre oder gar drüber steige. Und die Anwohner passen auf! Aber ja, wir stören ja hoffentlich niemanden in unserer Ecke und ich werde sicher nicht einbrechen! Wenn die Sonne da ist, werden wir verschwinden. Ok. Das ist das erste mal auf dieser Tour, dass mich jemand loswerden wollte. Heut Nacht wird es wieder kalt werden.

Für morgen nehmen wir uns ein größeres Stück vor - ich muss wieder etwas aufholen, damit der Zeitplan mit Catania passt. Außerdem möchte ich ungern wieder mit Schwerlastverkehr kämpfen müssen und Neapel gerne "weitläufig" umfahren, soweit das überhaupt geht.