Angeblich gibt es eine weitere Bar, die die ganze Nacht geöffnet hat, auch dort finde ich eine Sitzbank, die zum Schlafen geeignet ist. Als ich gerade beim Einschlafen bin, werde ich von der Barkeeperin geweckt: in 20 min wird geschlossen, ich kann hier nicht bleiben. Die letzte Möglichkeit sind Sitzbänke in einem Selbstbedienungsrestaurant, bei denen aber jeder Platz mit Armlehnen abgetrennt ist, d.h. nicht zum Liegen geeignet. Letztendlich verstecke ich mich in einer Flurecke hinter 2 Aufstellern auf dem Boden. An schlafen ist kaum zu denken, nennen wir es "Augenpflege". Um 8 Uhr macht die gemütliche Bar wieder auf - 3 min vor 8 trete ich durch die unverschlossene Tür ein und werde von der Bardame schon wieder hinausgeworfen: erst ab 8 Uhr! Die drei Minuten später lasse ich mich dann gemütlich nieder. Kaum lege ich mich jedoch hin, ist sie wieder da: das ist eine Bar, hier wird nicht geschlafen! Auch ein junges Pärchen wird der Bar verwiesen, als sie ihr eigenes Frühstück auspacken. Mann, ist das ein unfreundliches Personal hier! Diese Fähre ist für Deckspassagiere maximal ungeeignet. Mein Dickkopf möchte sich gerne mal wieder durchsetzen, darum suche ich mir später einen Bereich in der Bar, der vom Tresen aus nicht einsehbar ist und dort lege ich mich dann tatsächlich flach - ätsch.
Später gibt es wieder ein paar organisatorische Dinge zu erledigen, die offline vorbereitet werden können. Als wir Korsika / Sardinien passieren gibt es eine Zeitlang Internet, dann bin ich wieder offline. Nun möchte ich noch ein wenig lernen, aber da setzt zuerst Musik vom Band und später live in voller Lautstärke ein - da helfen auch meine Ohrenstöpsel nicht. Ausweichmöglichkeiten gibt es kaum, denn die meisten Bars oder Cafes sind mittlerweile geschlossen und die Menschen werden "zusammengetrieben" - das ist gar nichts für mich!
Ziemlich pünktlich um 19 Uhr erreichen wir Civitaveccia. Bis wir von Bord sind dauert es natürlich wieder ein Weilchen. Es ist schon stockdunkel - kein Mond oder Sterne - die Straße ist naß, der Himmel bedeckt und es windet; die besten Voraussetzungen, um einen Zeltplatz zu suchen. Das Navi führt uns sonderbare, zugewachsene Schlaglochwege aus dem Hafen, dann ein kurzes Stück "vernünftige" Straße, um bald schon auf dem Weg zum vorher über Google streetview ausgewählten Platz zu sein. Dieser endet auf einem großen Erdplatz direkt am Meer, den große Pfützen bedecken. Morgen wird sich bei Licht zeigen, ob wir ein schönes Plätzchen gefunden haben. Zeltaufbau bei Dunkelheit und Wind geht nicht ganz ohne Blessuren beim Einschlagen der Häringe ab. Heute Nacht habe ich hoffentlich Ruhe...