Dienstag, 24. Juni 2025

Mittelgebirge

Die Übernachtung in der Schutzhütte war ok - nicht sehr romantisch, dafür aber praktisch. Bereits um 7:15 Uhr rollen die Räder! Wir haben uns heute viel vorgenommen - zu viel, wie sich herausstellen wird. Bis Lübeck sind es ca. 580 km und alles auf Landstraßen, ohne Autobahn!

Zum Aufwachen gibt es gleich ein Schmankerl. Kleine, teils einspurige und sehr enge, dafür aber umso kurvenreichere Sträßchen führen uns an plätschernden Bächen entlang durch den Wald. Am Vormittag ist der Magen aufgewacht, dafür sind die Augen müde. Der Wind und Staub gestern hat ihnen nicht gut getan, sie sind entzündet und haben in der Nacht gewässert. Darum trage ich heute ausnahmsweise mal die Motorradbrille. Gegen die Müdigkeit unternehme ich ein Experiment namens "Kaffee"! Mein ganzes Leben lang habe ich Kaffee vermieden, ich mag ihn nicht. Nun beschließe ich, einmal alle Vorurteile außer Kraft zu setzen und Kaffee zu probieren. Zusammen mit einem Croissant und zur Versöhnung ein süßes Gebäckstückchen. Mmm, muß ich wohl noch ein paar mal wiederholen, um mich daran zu gewöhnen.

Das Navi ist auf "schnell und kurvig" eingestellt. Dummerweise weiß es nicht, daß die "schnellen" Abschnitte - eigentlich mehrspurige Schnellstraßen - noch im Bau sind und wir darum im Schneckentempo durch die Baustellen gelotst werden oder auf langen Umwegen durch enge Dörfer, in denen die dicken LKWs oft stecken bleiben. Nach dem Frühstück dürfen wir auf Nebenstrecken wechseln, aber das Navi weiß auch hier nicht, daß sehr viel Schwerlastverkehr unterwegs ist, der sich mit 40 km/h durch die herrlichen Kurven die Berge hinaufkämpft. Haben wir mal freie Fahrt, dann ist die Strecke frisch gesplittet. Das alles kostet Zeit und Nerven!

Ein kurzes Transferstück auf einer netten, kleinen, erstaunlich kurvenreichen Nebenstrecke, schwups sind wir in den Kasseler Bergen und nahtlos im Harz. Dort, am Brocken, begegnet uns ein leuchtend ferrariroter, alter Traktor. Sehr schön restauriert, Kleidung und Käppi des Fahrers in der gleichen Farbe. Die Geschwindigkeit paßt zur Farbe, aber der Clou ist der angehängte Wohnwagen! Einen herzlichen Gruß an Euch! Kurz darauf dampft die touristische Brockenbahn vorbei.

Als wir die Berge verlassen haben und durch endlose Alleen cruisen, fängt es an zu nieseln. Nur ganz wenige Tropfen, zu wenig um die Regenhose auszupacken. Aber stetig. So merke ich erst spät, daß die Klamotten naß sind. Aber dann ist es auch egal, denn der Tag ist vorbei. Um 18:30 Uhr ist für heute Schluß, ich habe noch ein Zoom-meeting. Auf einem gut versteckten Parkplatz im Biotop Schaalsee finden wir ein einsames Plätzchen. Das gelbe Schild mit dem Übernachtungsverbot ist leider außer Sichtweite....es nieselt weiter. Bis Lübeck ist sind es noch ca. 50 Minuten. Immerhin haben wir fast 500 km geschafft - ohne Pausen haben wir dabei doch einen Schnitt von 60 km/h geleistet. Brave Lisl!