Sonntag, 8. September 2024

Lauter nette Leute

Kleiner Nachtrag zu gestern: Punkt 20 Uhr erfolgt der Angriff der Stechmücken, da ziehe ich mich lieber zurück hinter das Moskitonetz. Draußen dürfen sie gerne surren, nur muss ich lernen, dass ich nicht um mich schlagen muss, da die Viecher ja nur draußen Terror machen.

Morgenchaos - bis alle Aktivitäten parallel und bruchstückweise abgeschlossen sind und tatsächlich alles wieder verstaut ist. Nix vergessen - ein letzter Blick. Der Wetterbericht versrpicht nicht ganz so warme Temperaturen, darum wird wieder auf die Dauenjacke zurückgegriffen. Auf der guten Schotterstraße geht es am Seeufer entlang weiter. Gallejaur scheint ein Museumsdorf zu sein. Auf jeden Fall stehen hier einige sehr alte Blockhäuser und -scheunen, das Heu ist traditionell über Trockengestellen aufgehängt und an der Einfahrt neben dem Schafsgehege steht eine große Milchkanne abholbereit. Ich bezweifle, ob die tatsächlich gefüllt ist. Kurz dahinter finden sich noch 1 oder 2 Häuser neueren Datums und ein Schild, dass hier die öffentliche Straße endet. Ein Holzstoß verbreitet den Duft von frisch geschlagenem Holz - ach, liebe ich diesen Geruch so sehr! Wir fahren einfach weiter auf dem Privatweg, der nach ca. 5 km wieder auf die Hauptstraße trifft. Die etwas rauhere Gangart auf diesem Abschnitt ist gut zum wachwerden, sowohl für die Lisl als auch für mich.

Nun sind wir wieder auf einer der gut ausgebauten schwedischen Asphaltstraßen mit wenig Verkehr. Der Wald hat uns wieder! Zumindest dort, wo er nicht großflächig durch Brand oder Rodung zunichte gemacht wurde. Norsjövallen - hier ist ein Capingplatz ausgeschrieben und (ich weiß nicht warum) ich beschließe, meinen Wasservorrat dort aufzufüllen. Auch wenn ich dafür ca. 1 km von der Route abzweigen muss. Es hat sich gelohnt! Ein herrliches Plätzchen mit Sitzgarnituren zwischen lichten Kiefern auf einer Insel...aber nein, das ist nur der örtliche Park. Der Campingplatz kommt gleich im Anschluss. Vorsichtshalber will ich mal fragen, bevor ich mich einfach irgendwo bediene. Eine Frau spricht mich auf englisch an, ob sie helfen könnte - ja, sie arabeitet hier. Sie ist sher freundlich und hilfsbereit und natürlich darf ich meinen Kanister hier auffüllen. Es entwickelt sich ein nettes Gespräch über den Betrieb von Campingplätzen, Tourismus und Einkommmen. Sie lädt mich ein, noch eine Rundtour über den Campingplatz zu fahren, was wir gerne annehmen. Ein fröhliches Winken zum Abschied.

Plötzlich ein Wetterphänomen: strahlend blauer Himmel, keine Wolke weit und breit und Regentropfen treffen mich im Gesicht?? Wie kann das sein? Erst ca. 60 km später wird es grau und leichter Nieselregen setzt ein. Eigentlich habe ich keine Lust auf Regenklamotten, aber viele kleine Tropfen machen eben auch nass, also verpacke ich mich und Lisls Tankrucksack. Es bleibt zum Glück bei "erhöhter Luftfeuchtigkeit" und artet nicht in stärkeren Regen aus.

Eigentlich wollte ich irgendwo freies WiFi erwischen, um ein bisschen zu studieren und nach der Fähre nach Lettland zu schauen. Also kehre ich in Junsele bei der nächsten Tankstelle mit angegliedertem Laden ein. Sieht gut aus, haben auch Sitzplätze und Steckdosen und leckere Mandelschnecken. Aber leider (noch) kein Internet - das kommt erst in einem halben Jahr. Ok, dann sehen wir uns in 6 Monaten wieder. Die Verkäuferin lacht und schickt mich zum Supermarkt, die hätten freies Gästeninternet. Nur etwa 100 m weiter ist der Laden mit einer Sitzgarnitur vor der Tür - perfekt. Kaum hab ich das Laptop ausgepackt, parkt ein Auto mit deutschem Kennzeichen neben mir ein. Der junge Mann mit kleiner Tochter kommt direkt auf mich zu - er ordnet die Nationalität sofort richtig zu. Aus einem "hallo" wird ein längeres Gespräch mit Einladung zum Kaffee. Während die beiden einkaufen, überlege ich und sage dann gerne zu. Aus dem Kaffee wird ein Tee, aus dem jungen Mann wird Chris, aus der Tochter Mailin und dann gibt es noch die nette Mama Julie und den kleinen Bruder Finn. Und ein paar Hunde. Und viele Geschichten aus jedem Leben. Die Einladung dehnt sich auf ein Abendessen aus und ich lade mich dann zum übernachten in das Gästehaus ein. Bei einbrechender Dunkelheit zünden Chris und Mailin ein kleines Lagerfeuer an und wir sitzen alle unter dem romantischen Sternenhimmel, während Mailin ihre sportlichen Künste vorführt. Eine sehr nette Familie mit spannenden Lebenserfahrungen und -träumen.

Streckendatei hochladen? Geht heute überhaupt nicht! Zumindest nicht am Spätnachmittag. In der Nacht funktioniert es dann doch noch und auch die missglückte Streckendatei von gestern funktioniert jetzt endlich. Und der Sekundenkleber musste heute zeigen, was er kann: die Halterung für die Lenkerflasche wird geklebt und auch die Flasche selbst, die jetzt nach gut 30 Jahren bereits nach und nach brüchig und undicht wird....mal schauen, wie lange das gut geht.