In meinem jugendlichen Leichtsinn und meiner Unerfahrenheit habe ich völlig außer Acht gelassen, dass es in der Nacht vielleicht auch regnen könnte. Als es kurz vor dem Einschlafen anfängt zu nieseln, sind die Rolläden, ohne auszusteigen, allerdings schnell herunter gelassen. Das Überzelt hängt nun einfach rechts und links neben dem Moskitonetz herunter. Gute Nacht. Als ich um 3 Uhr morgens aufwache, kann ich jedoch die Bescherung sehen: es regnet mittlerweile heftig, Isomatte und Schlafsack sind schon naß. Die Stiefel? Die habe ich zwischen 2 Packsäcken verstaut und dachte, da sind sie geschützt. Sie haben allerdings das eindringende Wasser wie Trichter aufgefangen... Ich muss etwas unternehmen. Im Nachthemd bei strömendem Regen wird zumindest eine Seite des Überzelts mit Hilfe von Gummistrapsern und den beiden Packsäcken etwas nach außen-unten abgespannt. Zum Glück geht kaum Wind. Die Stiefel kommen mit unter das kleine Vordach und werden jetzt mit dem geleerten Falteimer abgeckt. Mehr kann ich nicht tun. Doch - das klatschnasse Nachthemd innen aufhängen und mich wieder in den Schlafsack kuscheln. Mir graut ein bisschen vor der morgigen Etappe und ich beschließe auf jeden Fall, die kürzteste (nicht die kurvigste) Strecke zu nehmen.
Am Morgen sieht es nicht viel besser aus - es regnet weiterhin und auf dem Platz haben sich riesige Pfützen gebildet. Na ja, zumindest von unten ist das Hängezelt ja gegen Nässe geschützt. In der schaukelnden Hängematte klamme Motorradklamotten anziehen ist absolut nicht einfach. Nichts rutscht: der A...nicht in die Hose, die Füße nicht in die Stiefel und die Hände nicht in die Handschuhe. Und auf dem Zelt kleben die Birkenblätter. Ich muss wohl alles klatschnass einpacken (auch die Haare) - nicht gut. Morgentoilette und Frühstück fallen aus. Zum Glück muss ich nicht den ganzen Erdweg zurückfahren - direkt hier am Bahnhof führt ein ganz schamler Asphaltweg unter der Bahnlinie durch zur Hauptstraße. Ob das vielleicht nur eine Fußgänger-Unterführung ist? Egal, die Lisl passt durch!
Bereits um halb Neun sarten wir den heutigen letzten Abschnitt in Schweden. Inzwischen habe ich bei der Navigationsapp auch die gut versteckte Einstellmöglichkeit für "schnell oder kurvig" gefunden und gelernt, wie ich eine Route planen kann. Leider muss ich dazu die vorgeplante Route komplett löschen, aber man kann sie speichern und später wieder hochladen. Bettwärme und die Bewegung beim Packen halten mich lieder nicht sehr lange warm, die Kälte kriecht mir langsam den Rücken hinunter. Durchhalten. Der heftige Regen hat nachgelassen, manchmal nieselt es und manchmal ist einfach nur die Straße nass. Grau in grau, da wird nur gefahren und nicht geguckt. Landwirschaft breitet sich aus, man sieht und riecht es. Zum Aufwärmen suche ich schon eine ganze Zeit lang eine Tankstelle mit shop. Letztendlich kehre ich gegen Mittag in einem Schnellrestaurant ein, gönne mir warmen Kakao und Pommes. Aufwärmen und etwas ausruhen - wir haben schließlich schon 200 km geschafft! Nur, wie und wo ich meine Klamotten trocken bekomme, ist mir noch schleierhaft. Schließlich wird heute Nacht nichts ausgepackt denn da bin ich auf der Fähre.
Die Lisl nimmt das alles mit stoischer Ruhe - mit gleichmäßiges Brummen rollt sie dahin. Selbst als ein LKW etwas knapp vor uns einbiegt und sogleich ein großes Metallteil vom Führerhaus verliert, bremst sie trotz Nässe zuverlässig und umrundet das Teil. Brave Lisl! Ich bin sehr zufrieden mit ihr.
Am Nachmittag wird es trocken, ein Wind kommt auf und die Sonne traut sich auch wieder hervor. Im Speckgürtel um Stockholm müssen wir durch Södertälje. Im Berufsverkehr. Nicht meine Lieblingssituation, aber es könnte schlimmer sein. Wir sind halt verwöhnt von der großen Freiheit im hohen Norden. In der Plattenbausiedlung eines Vororts, lacht mich eine kleine Wiese mit Sitzgarnitur und großen Steinen an - perfket zum trocknen. Zelt, Schlafsack, Klamotten, Packsäcke, alles wird verteilt. Ich komme kaum hinterher mit allem festhalten, so bläst der Wind. Darum ist auch in Windeseile alles trocken. Super!
Jetzt sind es nur noch knapp 80 km, das Schiff legt um 21:30 Uhr ab, wir haben also massenhaft Zeit. Ich träume davon, in Nynäshamn an einem schönen Platz mit WiFi zu sitzen und schon mal den Blog vorzubereiten. Was daraus wird? Gästeinternet beim Coop und ein streikendes Laptop...schon wieder kein Saft! Oh je, der Miniaturstecker am Ladekabel ist stark verbogen, zerdrückt und eingerissen. Ersatz ist extrem schwer zu bekommen. Ganz in der Nähe ist ein Elektronikladen...einen Versuch ist es ja wert. Sie haben ein Ladegerät mit sogar dem passenden Adapter, aber nur für die Steckdose. Nicht für 12 V. Ich kauf es trotzdem, notfalls muss ich halt an Tankstellen laden gehen.
Vorsichtshalber möchte ich uns jetzt zum Hafen verpflanzen, obwohl wir noch 3 Stunden Zeit haben. Keine schlechte Entscheidung, denn am Hafen angekommen, stelle ich fest, daß wir hier an der falschen Adresse sind. Wo die Stenaline abfährt weiß keiner. Nur Tante Google hat einen Tipp. Noch ca. 5 km dann sind wir am richtigen Kai. Es gibt auch einen Warteraum mit Steckdose, aber schon bald wird der Checkin geöffnet. Danach heißt es vor der Fähre warten, bis wir verladen werden. An den Fähren von Norwegen nach Europa sammeln sich immer Horden von Motorradfahrern, hier ist die Lisl das einzige Zweirad!
Vorsichtshalber möchte ich uns jetzt zum Hafen verpflanzen, obwohl wir noch 3 Stunden Zeit haben. Keine schlechte Entscheidung, denn am Hafen angekommen, stelle ich fest, daß wir hier an der falschen Adresse sind. Wo die Stenaline abfährt weiß keiner. Nur Tante Google hat einen Tipp. Noch ca. 5 km dann sind wir am richtigen Kai. Es gibt auch einen Warteraum mit Steckdose, aber schon bald wird der Checkin geöffnet. Danach heißt es vor der Fähre warten, bis wir verladen werden. An den Fähren von Norwegen nach Europa sammeln sich immer Horden von Motorradfahrern, hier ist die Lisl das einzige Zweirad!
So jetzt sind wir an Bord und unterwegs. Ich hoffe, dass ich hier noch Internet habe, um den Blog hochzuladen, sonst gibt es ihn eben erst morgen. Gute Nacht!