Donnerstag, 12. September 2024

Wetterbedingte Routenanpassung

Ich habe geschlafen wie ein Stein, bis nach halb 10 Uhr! Una mit der Kleinen ist noch im Haus, die Anderen sind schon alle unterwegs. Sie bereitet mir ein gutes Frühstück und wir unterhalten uns noch angeregt. Ich erzähle unter Anderem, wir ich, die weltbeste Rgenmacherin, gerade jedes Regengebiet umgehe, sozusagen antizyklisch zum Regen unterwegs bin. Gepackt ist diesmal schnell, dann breche ich auf. Es ist 10 Uhr - wie kann das sein? Wir hatten doch keine Zeitumstellung? Ah...wir haben die Zeitzone gewechselt. Meine Gedanken brauchen heuge etwas länger, um mit auf die Reise zu gehen. Sie verweilen noch eine Zeitlang bei meinen Gastgebern und natürlich in der Vergangenheit, die wir ausgekramt haben.

Gut gefüttert, frisch geduscht und ausgeschlafen folgen wir Alwins Empfehlung, Riga nördlich vom See zu umfahren. Es gibt viel Verkehr, insbesondere Schwerlast. Dafür ist der Schilderwald nicht mehr so dicht. Eine Zeitlang geht alles gut, wir fahren am nördlichen Ufer der Dina Richtung Osten. Irgendwann kommt mir aber mein Navigationsgerät jedoch seltsam vor: es weist oft in die entgegengesetzte Richtung, heißt uns abzubiegen, wo gar keine Wege sind, will uns 20 m im Kreis über Feldwege locken usw. Ich denke mal, es liegt an den zugrundeliegenden Karten. Außerdem ist es schwierig abzuschätzen, welche Auffahrt auf eine Autobahn man nehemen muss, um in der richtigen Richtung herauszukommen. Die Ortsnamen sind mir so fremd und unlesbar, dass ich sie auch schnell wieder vergesse. Mittlerweile haben wir die Dina überquert und fahren das Südufer entlang. Oft scheint sie gar kein Fluß sonder ein riesiger See zu sein. Weite Buchten, sandige Strände und vor allem breite Schilfgürtel säumen ihre Ufer. Beste Bedingungen zur Mückenzucht, das sehen wir an der Brille und Lisls Scheinwerfer.

Gegen 13 Uhr möchte ich mal absteigen. Ein kleiner Laden lädt zum Einkaufen ein, auch wenn ich gar nichts brauche. Apfelsaft, 1 Pfirsich und ein großer Keks sind immer was Feines. Dahinter ist ein riesiger Platz, eine Schule und Bänke. Die Pause nutze ich, um meine Lebensmittel zu checken - einige sind bereits verdorben und ich muss sie entsorgen. War eben in Norwegen noch zu viel im Kühlschrank. Zum Ende unserer Pause fängt es an zu tröpfeln, darum schließe ich vorsichtshalber alle Luken. Passt - es wird grau und nieselt sich ein, auf der holprigen Straße bilden sich Pfützen. Das Karma schlägt zurück. Auf dem Navi schlägt mir jetzt ständig Google seine Hilfe vor - meine größte Hilfe wäre es, wenn Google einfach die Klappe halten würde! Scheint so, als ob das Regenwasser selbständig mein Handy bedienen würde. Die Großwetterlage sagt, dass das Regengebiet von Südosten herzieht, also lassen wir die Ecke nach Osten aus und drehen mehr nach Süden ab. Die Taktik scheint aufzugehen, nach einiger Zeit wird es heller und etwas weniger nass. Dafür landen wir nun auf einem Lehmweg - na das wird eine Sauerei geben! 30 km insgesamt darf die Lisl im Matsch spielen, dann nähern wir uns Litauen und landen wieder auf Asphalt. Leider war die Trockenzeit nur von kurzer Dauer. Es ist ca. 15 Uhr, wir haben schon weit über 200 km auf dem Tacho, also können wir so langsam das heutige Ende einleiten.

Ich weiß nicht warum, ich fahre nie auf Campingplätze, aber hier folge ich einem Schild dorthin. Vielleicht weil ich hoffe, in der Nähe passende Bäume zu finden? Es kommt viel besser! Ein steiles Sträßchen führt die wenigen Meter hinunter zum See. Ein Fußballplatz, ein Volleyballplatz, ebene Stellplätze und hölzerne Pavillons mit Sitzgarnituren tauchen auf. Alles leer. Scheint geschlossen zu sein. Das Rezeptionshäuschen ist abgesperrt und die Steckdosen und Lampen stromlos. Der Badesee ist natürlich offen! Ebenso eine Feuerstelle vor ein paar schönen Bäumen. Spontan entscheiden wir uns für einen Pavillon, aber leider muss auch hier die Lisl draußen bleiben. Na ja, vielleicht spült ihr der Regen wieder den Lehm von den Zylindern? Auf einem Schild sind die Preise zu lesen: Pavillon, Zelt, Auto je 5€, Person 3€. Hängematten und Motorräder stehen nicht auf der Preisliste, ha ha ha.

Mir fällt auf, dass die Häuser aus sehr unterschiedlichen Materialien gebaut werden. Von einfachen "Bretterbuden" über feste Sandsteinmauern und verputzte Ziegelgebäude bis hin zu häßlichen Betonklötzen oder Wellblechwänden ist fast alles vorhanden.

Tierisch: Heute Morgen, noch ganz in der Nähe von Riga sind uns 3 Rehe über den Weg gesprungen, dann hat am Mittag ein Storch am Wegrand sein Gefieder geputzt, ein paar Hunde haben uns beobachtet oder wollten um die Wette laufen und hier gibt es Enten, Frösche, Muscheln, Seerosen und natürlich Schnaken. Villeicht muss ich die Hängematte doch aufhängen? Nur wegen dem Moskitonetz. Es regnet sich wieder ein und für die Nacht wird "heftiger Regen" angesagt.

Mittlerweile sind auch ein paar kleinere Reparaturen nötig, die aber mit Klebeband oder Sekundenkleber erledigbar sind. Sekundenkleber! Super! Der klebt vor Allem den Deckel auf die Tube! Hm - und jetzt? Vielleicht kann man die Tube von hinten öffnen? Aber auch dort ist der Kleber eingetrocknet. Bei meinen Öffnungsversuchen entseht ein kleines Loch, zu dem jetzt unkontrolliert Kleber ausläuft. Sicher, einiges davon landet an der richtigen Stelle, einiges aber auch an den Händen und leider auch auf der guten Hose.