Wie erwartet regnet es nachts heftig. Leider auch am Morgen. So bleibe ich gerne im warmen Schlafsack eingekuschelt und warte auf das nächste Regenfenster. Mir als Nachteule und Lnagschläfer kommt das sehr entgegen. Zelt abtrocknen, packen, leider schon wieder Nieselregen. So ist es schwer, das Zelt einigermaßen trocken verstauen zu können. Dann an der Rezeption bezahlen - die Lisl bekommt noch ein Kompliment "nice bike". Der Hausherr meint, er hätte schon beantragt, hier eine Fähre einzusetzen, leider erfolglos. Na dann erfreuen wir uns eben der mittlerweile durchgebrochenen Sonne auf romantischen Kurvensträßchen gen Osten. Das Herz hüpft wieder.
Der Abschntt nach Lynmouth ist extrem: hinter einem Reisebus, der die komplette Straßenbreite einnimmt, geht es im Schritttempo extrem steil bergab. Alle hundert Meter gibt es eine Ausweichstraße, der fast senkrecht in den Berg verläuft. Dann tut sich in einer Serpentine direkt über der Ortschaft ein malerischer Blick auf! Und schon geht es durch die nächste Schlucht steil bergauf und schwups, sind wir wieder auf 500 m. Hier oben gibt es viele Fasane und vorhin spazierte ein gut genährtes, graues Eichhörnchen über den Weg.
Da ich heute mit Regen rechne, sind wir entsprechend gerüstet. Zum Glück bleibt es bei der Vorsorge (nur ein einziges Mal nieselt es leicht), aber gegen die niedrigen Temperaturen ist es ganz nützlich. Selbst als sich auf den leetzten Metern schwarze Wolken über uns auftürmen haben wir Glück - sie regnen ab, bevor wir davon betroffen sind.
Irgendwie müssen wir an Bristol vorbei oder durch. Eigentlich mögen wir ja gar keine großen Straßen oder Autobahnen, aber um über die Bucht zu kommen und dabei fast eine Tagestour zu sparen, bleibt uns nichts anderes übrig. Die Info muss natürlich an das Navi weitergegeben werden - ok. Einige Kilometer kleben wir absichtlich in gutem Abstand hinter einem LKW, der uns gut führt, dann stehen wir (natürlich) im Stau. An der Brücke wird gebaut. Gefühlte Stundenlang geht's nur im Schritttempo dahin - ob wir in dieser Zeit nicht sogar hätten außenrum fahren können? Auf der anderen Seite geht es Richtung Newport und Cardiff. Abfahrten und Kreisel überfordern mich und das Navi, so drehen wir etliche Ehrenrunden, landen aber immer wieder auf Schnellstraßen im Stau. Oh, ich muss dem Navi ja sagen, dass wir nun wieder kleine Straßen bevorzugen. Ok, dadurch wird angeblich die Zeit wieder länger...das glaube ich allerdings nicht, denn die letzte Stunde standen wir eigentlich nur im Stau.
Zwischen der Straße und der Küste liegen noch eingefriedete Wiesen, darum ist vom Meer nichts zu sehen. Auf der anderen Straßenseite breitet sich Industrie aus, an den Straßenrändern türmt sich der Müll. Es stinkt. Schließlich kommen wir doch bei unseren gut versteckt wohnenden Gastgebern Naomi und Ben westlich von Cardiff an. Morgen dürfen wir hoffentlich wieder Natur und frische Luft genießen. Allerdings gibt es noch keinen Plan über die weitere Route. Ich bin immer noch untentschlossen, ob wir zuerst Irland umrunden und dann nach Schottland sollen, oder andersrum.
Nach einem leckeren Abendessen und vielen Geschichten ziehe ich mich dann zurück.