Samstag, 12. Oktober 2024

Zimmersuche

Es ist ungemütlich draußen, gerne bleibe ich noch ein bisschen liegen. Fernab von den Verführungen des Internets zieht sich das jedoch nicht so in die Länge. Es ist bewölkt, kalt aber trocken (wichtig für den dresscode). Nach und nach klart es jedoch auf und zwischen den Wolken lugt immer häufiger die Sonne durch. Wir haben den nördlichen Teil des Stausees umrundet, nun folgt der südliche Teil. Es folgen noch 2mehere weitere Staumauern, die auf der Karte nicht ersichtlich waren. Ich halte Ausschau nach Übernachtungsmöglichkeiten, um festzustellen, dass ich wohl die beste (oder einzige?) Wahl getroffen habe. Der Stausee (oder die Staustufen) sind ziemlich leer - haben die nichts abbekommen von den heftigen Regenfällen weiter südlich? Fast am Ende der Runde liegt ein großer Parkplatz mit hübschem Rasen, Sitzgarnituren und hängemattengeeigneten Bäumen! Aber vielen Besuchern, also auch nicht wirklich gut zu campieren. 

 
In Rhayader, der nächsten Ortschaft,ist endlich wieder Empfang. Auf einem Mäuerchen vor dem Feuerwehrhaus kann ich bei eisigem Wind endlich den Blog hochladen und mich nach meiner nächsten Übernachtung umsehen. Ich hatte eine Frau angeschrieben, die ein interessantes Angebot bei "Bunk a biker" eingestellt hat, aber von ihr gibt es keine Nachricht. Also - Alternative suchen. Diese liegt zwar leider nicht auf meinem geplanten Weg, aber so fix ist ja meine Route bei Weitem nicht. Ich schreibe Tony&Carol an, ich möche eigentlich gerne 2 Nächte bleiben, da ich am Sonntag einen längeren Videocall habe. Oder 3 Nächte? Am Montag scheint nämlich ein großes Regengebiet durchzuziehen, da bleibe ich lieber im Trockenen.

Bäckereien ziehen mich immer magisch an, wenn ich sie sehe oder rieche. Und hier ist eine! Nix wir rein. Insbesondere, da heiße Pies rufen - ein Muss bei der Kälte. Natürlich gibt's auch noch einen Nachtisch dazu. Die alte Dame hinter'm Tresen ist sehr freundlich und hilfsbereit - wir scherzen ein wenig. Auf einer Bank in der Sonne, wärme ich mich dann innerlich und äußerlich etwas auf. Ach ist das Leben schön!

Hier unten, vor allem zwischen den dichten Hecken und Mauern dieser schmale Sträßchen ist es windstill, aber win den Baumwipfeln scheint ein kräftiger Wind zu blasen. Zweige und Blätter lösen sich, drehen sich im Wind wie die Rotorblätter eines Hubschraubers und segeln langsam zu Boden. Es dauert nicht mehr lange bis wir durch das nächste große Regengebiet durchtauchen müssen - nicht schön. Zum Glück kommt danach das vormittägliche Sonnenwetter zurück. Allerdings hat der Regen auch Spuren hinterlassen, die Straßen sind teilweise sehr schlammig und die Lisl rutscht gelegentlich aus. Also ist Schneckentempo angesagt. Steil bergab, unübersichtlich, dunkel und rutschig zockeln wir dahin, als eine Gruppe Mädchen mit 2 nervösen Pferden auftaucht. Die Pferde haben wohl noch nie ein Motorrad gehört oder gesehen, sie sind sehr ängstlich. Also muss die Lisl jetzt ruhig sein, ich stelle den Motor ab, lasse die Gruppe vorbeiziehen und warte, bis sie einen sicheren Abstand haben. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie gefährlich nervöse Pferde sein können.
Immer wieder schaue ich, ob es nicht Nachricht von Tony und Carol gibt, wir haben auf jeden Fall die Richtung zu ihnen eingeschlagen. Falls keine Nachricht kommt, bin ich ziemlich aufgeschmissen. Nochmal erwischt uns ein nasser Herbststurm und wir kehren bei McDonalds ein, denn dort ist es trocken, warm und hat Netz. Ich checke nochmal auf Nachrichten - ja! Ich werde eingeladen, wann ich denn zu erwarten wäre? Wir sind schon im Nachbarort...die Antwort lautet: "Hervorragend, das Essen ist in 30 min fertig!" Mann, geht's mir gut!
Die Beiden erweisen sich als ein sehr nettes älteres Ehepaar, die Wellenlänge passt, ich bekomme ein tolles Zimmer, ein leckeres einheimisches Abendessen und wir übertrumpfen uns mit Geschichten und Anekdoten. Morgen ist ja auch noch ein Tag...