Als ich aufstehe, sind Naomi und Ben bereits fort. Sie haben mir noch einen Zettel und Frühstück dagelassen. Gut, dass ich ein warmes Bett hatte, als wir losfahren herrscht nur 1 Grad. Die Sonne am strahlend blauen Himmel sorgt jedoch schnell für ein angenehmes Fahrgefühl. Etwa eine Stunde brauchen wir, bis ich denke, wir sind dem Großraum der Landeshauptstadt mit den unendlich vielen Kreiseln und Ampeln entflohen. Leider nimmt der Verkehr nur unmerklich ab und irgendwie mag die Natur nicht auftauchen. Endlos ziehen sich die Ortschaften mit ihren Einzimmer-Reihenhäusern dahin. Es sieht so aus, als ob hier jedes schmale Tal entlang der Flüsse dicht zugebaut ist - kein Wunder, daß bei Flut hier alles weggeschwemmt wird. Ich wollte hier nicht wohnen. Auch der Müll außerhalb der Ortschaften ist erschreckend - ein schmales Band an Getränkeverpackungen jeglicher Art zieht sich am Straßenrand entlang.
Aber heute regnet es ja zum Glück nicht! Sobald wir eine herrliche, kleine Serpenmtinenstarße hinaufwedeln, versinken wir in der Oktober-Farbenpracht vor dem wolkenlos blauen Himmel! Ach ist das schön! Der Pass ist aber leider gesperrt - ein Gitter mir Kette und Vorhängeschloss macht ein Weiterkommen unmöglich - der Rückweg ist lang, die Alternative kann nicht so herrlich sein. Auskunft erhalte ich von einem Waldarbeiter, der meint, hier hätte es vor etwa 2 Monaten einen Steinschlag gegeben und die Beseitigung würde bestimmt noch lange dauern. Sehr schade.
Also Devon hat mir defiunitv besser gefallen, hier hüpft man nur von Dorf zu Dorf. Das Studium ist in weite Ferne gerückt...
Am Nachmittag wird es etwas besser: die Landschaft ähnelt deutschen Mittelgebirgen, weniger Wald und natürlich die typisch englischen Weiden. Überraschend tauchen immer wieder mehrere Motorräder auf, ob die wohl einen Herbstauflug machen? Auf jeden Fall sind die Straßen hier sehr motorradgeeignet.
Dann umrunden wir König Charlies Ferienhäuschen - zumindest nehme ich das an. Zu sehen sind natürlich nur dichte Hecken, ein paar Weidetore und dahinter nur Weiden. Keine der Einfahrten wirkt majestätisch! Auf einem grasbewachsenen Weg sind lediglich ein paar Cottages (Yniswyn) angeschrieben.
Das Elantal ist ein wirklich sehr guter Tipp von Ben. Aus taktischen Gründen fahren wir den Kreis allerdings andersherum als geplant. Ich möchte erst die nördliche Hälfte auf brauchbare Schlafplätze überprüfen, bevor wir die markierten Parkplätze anfahren. Direkt an der Staumauer werde ich fündig - es gibt zwar keine Bäume, aber immerhin einen halbhohen Zaunpfosten. Auf der anderen Seite der Koje muß ein Walkingstock herhalten - aber der schafft das leider nicht und verbiegt sich. Dann muss eben die Lisl (Gepäckträger) helfen. So ist die Firstleine zwar stramm, aber die Koje liegt trotzdem wieder auf dem Boden auf. In der Nähe gibt es sogar ein Toilettenhäuschen.
Extrem tief donnert über uns ein großes Flugzeug durch, ich denke, es wird gleich irgendwo landen.
Zwei Monteure vertreiben sich hier ihren wohlverdienten Feierabend und beginnen ein nettes und langandauerndes Gespräch mit mir. Es ist immer wieder faszinierend, wie man Kontakte knüpft. Mit einem "Auf Wiedersehen" verlassen sie uns, ebenso wie die Sonne. Sie wird morgen lange brauchen, bis ihre Strahlen über den Berg zu uns herunter reichen. Dann wird's saukalt. Langsam schleicht sich der Mond hinterm Berg hervor.
Leider gibt es hier keinen Handyempfang, also auch kein Internet und keinen Blog. Der muss bis morgen warten.