Donnerstag, 14. November 2024

Dankbarkeit

Um im 4-Bett-Zimmer zu schlafen, habe ich 4 € mehr investiert - das ist letztendlich ein Einzelzimmer wert! Denn ich hatte das Zimmer ganz alleine. Beim Frühstück herrschte ein wildes Gewusel in der Küche, man konnte aus den vorhandenen einfachen Dingen sein Frühstück selbst zusammenstellen. Gefrühstückt habe ich auf der Terrasse, obwohl es ziemlich bewölkt ist. Dort habe ich mich mit Kerstin (ca. mein Alter) unterhalten, die für eine Woche aus Deutschland in die Sonne geflüchtet ist. Dann ist kurz nach zehn Aufbruch. Die Lisl hat wohl heute Nacht gefroren, sie möchte gerne mit dem Choke geweckt werden. Dafür wird sie von einem Passanten mit Daumen hoch gelobt, er möchte sogar gerne ein Foto von ihr machen. Na klar. Er hat selbst eine alte BMW von 1955 und zeigt mir stolz ein Bild - Biker eben....

Unsere Fahrt beginnt entlang der Strandpromenade, bis wir in die Stadt abbiegen müssen. Dort verfahren wir uns ein wenig in den engen Gässchen, das Navi gibt mir sonderbare Abbiegehinweise, die überhaupt nicht mit der angezeigten Route übereinstimmen. Viele bunte Läden säumen große und kleine Straßen. Ich amüsiere mich über das hektische Gewusel der Menschen, die sicher alle mit unterschiedlichen Zielen irgendwo hin eilen - bin ich froh, daß ich hier nicht wohnen muß! Um ein Stück voran zu kommen, soll das Navi eine schnelle Route ohne Autobahn aussuchen. Diese führt uns grob entlang der Küstenlinie, ohne jedoch Sichtkontakt zu haben. Nach einer Stunde durch Städte, Ortschaften und Industriegebiete sind wir auch erst ca. 30 km weit gekommen - gleiche Geschwindigkeit wie gestern aber mit Null Spaßfaktor! Staub und von dem vor mir fahrenden LKW aufgewirbelter Schmutz machen meinen Augen zu schaffen.

Erst nach etwa zwei Stunden beginnt die Fahrt, Freude zu machen. Die Straße schlängelt sich kurvenreich um die Autobahn herum, die meist hoch über uns thront und auf teils alten gemauerten Brücken die Schluchten überquert, die wir ausfahren dürfen. Ein Fahrradfahrer strampelt sein Surfbrett auf dem Anhänger den Berg hinauf. Abgebrochene Äste kragen gelegentlich aus dem Urwald über die Fahrbahn. Schlechte Laune? Warum? Ich könnte doch ein bisschen dankbar sein! Zum Beispiel dafür, daß wir gerade so wunderschöne Kurven fahren durften. Oder dafür, daß es nicht regnet und die Überhose im Gepäck mitreist. Schwups - schon sind die Mundwinkel oben! Und - was soll ich sagen - blauer Himmel lacht zurück, genau aus unserer Zielrichtung! Es hat funktioniert! Ab sofort gondeln wir bei strahlendem Sonnenschein eine Schlucht entlang, breite bequeme Straße, unendlich viele lange und kurze Kurven, Ausblick auf den tief unten liegenden Stausee! Aus unerfindlichem Grund zieht mich ein Parkplatz auf der Höhe an. Es ist noch viel zu früh (15 Uhr und erst 170 km) zum Übernachten, aber es gibt eine soooo wunderschöne Anlage! Wiese, Sitzgarnituren, Grills, locker verstreute Bäume und ein Schwimmbad! Ein Schwimmbad? Das Gebäude sieht eher wie eine alte Burg in gutem Zustand aus. Ringsum vergittert und verschlossen, aber ich kann einen Blick zwischen den Zinnen auf ein randvoll gefülltes rundes Becken werfen. Schade, es gibt wirklich keine Möglichkeit (illegal) hinein zu gelangen. Na gut, dann suche ich mir einen guten Platz für die Koje und zum Sitzen aus. Ganz oben auf einem Hügel paßt es mir - ich lasse mir die warme Nachmittagssonne auf den Pelz brennen. Die Lisl muß leider draußen bleiben - ich habe sie unterhalb des Hügels geparkt. In dem Hügel versteckt sich ein Restaurant, das jetzt sogar noch geöffnet hat, aber angeblich um 16 Uhr schließt. Der Wirt treibt sich allerdings bis ca. 18 Uhr herum und ich mag die Lisl erst abpacken und die Koje aufhängen, wenn ich alleine bin.

Die Internetverbindung ist sehr wechselhaft....