Der triefnasse Nebel ist wieder mal eine Ausrede zum länger liegen bleiben. In der Nacht habe ich, einfach aus Intuition für Dienstag abend ein günstiges Hotel gebucht. Der Wetterbericht zeigt prompt, daß genau dorthin Regenwolken ziehen. Bei Google war die Entfernung (600 km) für 3 Tage genau richtig, mein Navi macht aber jetzt 900 km daraus!? Das ist nicht zu schaffen! Also stelle ich auf "schnell ohne Schnellstraßen" und schon sind es nur knapp 700 km. Das ist machbar aber stramm. Und das, wo wir heute erst nach 11 Uhr unterwegs sind! Mittlerweile haben sich 3 Fahrzeuge vor unserem Schuppen versammelt, heute ist Hasenjagd angesagt. Übrigens anscheinend überall wie sich später zeigen wird.
Zum Aufwachen dürfen wir erstmal 2 km unbefestigten und schlechten Feldweg meistern. Die Lisl hoppelt und ruckelt durch die ausgefahrenen Schlaglöcher. Das Ruckeln hört aber kurz darauf auf der Asphaltstraße nicht auf. Zuerst ignoriere ich das, aber es wird doch auffällig, daß etwas nicht stimmt. Schreckliche Gedanken kommen mir in den Sinn: die Kardanwelle? Nein - die darf es nicht sein! Oder wieder die Zündspule? Nein, das kann nicht sein, ich hab doch eine nicht-originale super Spule eingebaut. Das Hirn beobachtet und analysiert - zuerst an die einfachen Dinge denken: hat sie etwas Falsche gegessen, Wasser oder Schmutz im Vergaser? Gut, das kann ich heute abend prüfen. So lange mußt Du durchhalten, Lisl!
Obwohl die Route auf "schnell" gestellt ist, finden wir uns auf moderat befahrenen Nebenstraßen mit einigen lockeren Kurven wieder. Schön zu fahren! Bordeaux umfahren wir im weiten Bogen. Statt der wie üblich erwarteten Sonne wird es am frühen Nachmittag dunkler, grau in grau, fängt an zu nieseln. Es ist doch nur ein lokaler Schauer, bestimme ich und fahre weiter. Aber der Regen nimmt zu und zwingt mich, die Regenhose und den Überzug für den Tankrucksack auszupacken. Unter einer Brücke im Trockenen gebe ich nach. Widerwillig packe ich die Regenkluft aus - ach, da könnte ich ja schnell wenigstens in einen Vergaser reinschauen? Mit dem Taschenmesser ist der Schwimmerkammerdeckel schnell abgenommen; kein Bordeaux und kein Cognac darin zu finden, auch sonst nichts Ungewöhnluiches - alles Bestens! Hm... Oh, ein Gaszug scheint nicht mehr sauber in seiner Führung zu liegen? Na das ist schnell behoben. Die Weiterfahrt zeigt - die Lisl ist wieder gesund! Das ging ja einfach! Wozu so ein Regenguß doch gut sein kann.Und schon ist der Guß vorbei, die Straße wird trocken. Aber zu früh gefreut, wir werden noch 2 mal geduscht. In Mont de Marsan gelangen wir auf eine gerade, vierspurige Straße, die etwa alle 2 km von einem Kreisel unterbrochen wird. Es gibt leider keine guten Alternativen, also machen wir das Beste daraus. Hier darf die Lisl zeigen, was sie wieder drauf hat. Lauf, Lisl, lauf! So machen wir gute Strecke und kommen in Summe heute sogar auf 300 km! Gut gemacht, Lisl!
Ab 16 Uhr ist wieder Lagerplatzsuche angesagt. Augen offen halten, aber so schnell kommt natürlich nichts. Auf der Karte suche ich wieder nach Parkplätzen aber auf der Fahrt dorthin gibt es ein paar vielversprechende Abstecher - leider erfolglos. Der erste ausgewählte Platz bleibt gleich unser Lagerplatz. Hinter einem Lagergebäude, vielleicht Feherwehrhaus oder Ähnliches liegt ein großer, leerer, beleuchteter Parkplatz mit angrenzendem, aufgeweichtem Grünstreifen und ein paar Bäumen. Da diese jedoch knapp 10 m auseinander liegen, muss ich meine Gurte auf beiden Seiten verlängern. Das bedeutet: die Koje hängt tief, vermutlich bis zum Boden, wenn ich reinliege. Also muss die Zeltunterlage darunter.
Gegen sieben Uhr fängt es an zu nieseln und geht bald in Dauer-und Starkregen über. Für heute hatte ich das noch nicht erwartet - ich hoffe, das Tarp hält diesmal dicht und auch sonst habe ich nichts draußen vergessen.