Montag, 11. November 2024

Hola Spanien

Relativ früh bin ich wach und zögere heute nicht lange. Das Zelt ist naß aber bei dem Nebelregen wird das wohl nicht besser. Außerdem ist bals Regen angesagt und wir haben heute wieder eine lange Strecke vor uns. So sind wir "schon" um 10.15 Uhr unterwegs. Die ersten 6 km würde ich wie folgt benoten: Sicht 5-6, Landschaft 2-3, Kurvigkeit 1+! Meine gestern nachgestellt Hinterradbremse ist jetzt recht giftig.

Wir nähern uns den Pyrenäen - wirkt irgendwie wie das Alpenvorland. Auch die größeren Straßen werden nun etwas kurviger, aber das folgende Tal ist wirklich geil! Lange schnelle Kurven mit viel Platz laden zu Schräglage ein. Lange dürfen wir diesem herrlichen Tal folgen. Dann - fast hätte ich es verpasst - zweigt ein kleines Sträßchen über die Grenze Richtung Pamplona ab über einen Paß. 30 km sind uns versprochen. Perfekt! Auf etwas über 800 m wechseln wir das Land. Bemerken kann man es lediglich am dortigen Cafe bzw. der Tankstelle - die sind in einer anderen Sprache beschriftet. Noch bis auf 930 m steigt der Pass an, dort oben pausieren 2 Polizisten mit feuerroten Motorrädern. Die morgendlichen 15 Grad sind auf 11 Grad gesunken und es bläst ein frischer Wind. 

Pamplona ist ein Moloch und die Kreisel sind ein Horror. Das Navi lotst uns zwar um die Stadt herum, aber auch auf den Umgehungsstraßen fordern die Kreisel im 200 m-Takt ganze Konzentration. Manchmal ist unklar, ob eine Einfahrt mitgezählt wird oder nicht (Navi sagt, die wievielte Ausfahrt wir nehmen müssen) und auch ob die Richtung geraudeaus oder leicht links oder rechts ist, wird nicht immer klar. So müssen wir ein paar mal wenden und gelangen zu guter Letzt auf eine Autobahn und auch noch in der falschen Richtung! Ich mag keine Städte!


Wir folgen einem weiten Tal, wo die Lisl mal wieder ein bißchen springen darf, bis zum nächsten Pass. Enge Serpentinen winden sich an den snkrechten Felswänden bis auf knapp 900 m hinauf, auf der anderen Seite geht es bewaldete Hänge in ebensolch schönen Serpentinen wieder hinunter. Unten in der Ebene pfeift ein straker Wind, schwarze Regenwolken türmen sich vor uns auf und wir steuern direkt darauf zu. Das ist was das angekündigte Regengebiet, das den Norden des Landes überzieht. Der Tafelmann, die menschliche Ampel an einer Baustelle, ist genauso warm angezogen, wie in der gleichen Jahreszeit die Kollegen in Nordnorwegen, nur daß dort die Temperatur etwas niedriger ist.

Getankt haben wir heute schon, auch einen offenen Supermarkt (es ist Feiertag in Frankreich) hab ich gefunden, nur eine Wasserstelle ist nirgends zu finden. Gerade als ich überlege, wie ich mit dem kleinen Rest am Besten zurechtkomme, taucht in einem Bergdörfchen eine Quelle auf! Wie sich doch alles immer zum Guten wendet....

Heute will sich einfach kein Plätzchen finden, egal wie oft ich anhalte und in den Wald spähe oder wie viele Nebensträßchen ich ausprobiere. Schon schaue ich mal bei booking.com nach einem Hotel in der Nähe, da kündet ein Schild von einem Turm. Attraktion? Na, mal schauen. Einen Turm finden wir nicht, aber noch ein Nebensträßchen zum Nebensträßchen. 3 Häuser und einige Nebengebäude und ein wunderschönes Waldstückchen! Dort hinauf führt zwar ein Weg, aber es sieht sehr privat aus. Sehnsüchtig schaue ich hinauf als ein alter Mann aus der Scheune kommt. Bei näherem Hinsehen dürfte er etwa mein Alter haben (ha ha ha). Mit praktisch Null Spanischkenntnissen entspinnt sich in etwa diese Unterhaltung:
"Ist das hier alles privat?" - "Ja"
"Darf ich hier vielleicht schlafen / campen?" - "Ja"
"Vielen vielen Dank"! - "Eine Nacht!?" - "Ja"
"Bist Du alleine?" - "Ja, vielen Dank!"

Ein herrliches Plätzchen unter Eichen am Hang ist unser! Es windet und sieht sehr nach Regen aus, darum nutze ich heute Doppeldachtechnik, d.h. das Tarp kommt noch über die Koje. Während ich aufbaue kommt der Bauer mehrfach vorbei und schlägt mir vor, im Holzstadl zu nächtigen (schlecht wegen der Aufhängungen), oder wenigstens das Motorrad rein zu stellen (ist nicht nötig). Unten an der Scheune gibt es Wasser (hab ich ja jetzt), ganz viel, auch zum Waschen und Händewaschen. Ok, ich schau es mir an. 2 Wasserhähne und eine Flasche Flüssigseife gibt es da - Luxus.

Heute gibt es ein typisches Motorradfahrer-Camping-Abendessen, das ich noch nie gemacht habe: Ravioli! Der Wind hat nachgelassen als ich mich in die Koje verziehe. Ein Käuzchen meldet sich zu Wort, es wird kalt - gute Nacht.