Ich wache zeitig auf aber der Nebel hängt noch tief und das Zeltdach trieft. Eine gute Ausrede um noch ein Weilchen liegen zu bleiben. Obwohl bald die Sonne durchbricht, trocknet nichts, die Koje hängt im Schatten der Bäume. Ein neues Experiment: ich stelle den Kocher unter das Dach und hoffe, daß hierdurch etwas verdampft? Na ja, ein klein bißchen, aber nicht genug. Der Schimmel hat sich jetzt auch im Inneren der Luftmatratze eingenistet und im Küchenkoffer steht schon wieder Kondenswasser. Aufbruch. Das Navi will heute anders als ich, aber ich bestimme, daß wir dieses herrlich kurvige Sträßchen fahren, auch wenn es ein Umweg ist! Das nette kleine Waldsträßchen ist eine gute Morgenübung. Der Sonne entgegen, die vom neuen Straßenbelag reflektiert wird und mich blendet.
Der Weg ist das Ziel, darum sind wir ja angekommen. "On the road" ist unser zu Hause. Alles was uns unter die Räder gerät ist willkommen und wir genießen die Fahrt durch die Herbstlandschaft bei schönem Wetter. Licht und Schatten erfreuen mich. Dann geraten wir in eine Rauchwolke - oh, hier wird Schinken geräuchert! Hmm - lecker! Das ist heute der Duft des Tages!
Manchmal denke ich, wir sind zu schnell, dann wieder habe ich das Gefühl, wir sind zu langsam...ich habe ja keinen ordentlichen Zeitplan. Einen weiteren Schlenker im Süden der Bretagne kürze ich aus der Route und wir steuern direkt Nantes an. In spätestens 3 Wochen muss ich im Süden von Portugal sein - meine Ersatzteile sind bei Rudi angekommen, fliegen mit nach Portugal und werden dort 3 Wochen lang bereit liegen.
In Pontivy gibt's Futter für die Lisl und für mich. In der Bäckerei kann ich mich wieder nicht entscheiden, was ich NICHT kaufen soll. Im Supermarkt nebenan decke ich mich mit französischem Käse und Tomätchen ein. Oh - und mit französichem Nougat - den liebe ich! An der Kasse zahle ich bar - mit 100 €. Frechheit! Da muss die Chefin her, die den Hunni erstmal konfisziert. Nach ein paar Minuten kommt sie mit positivem Prüfergebnis zurück - akzeptiert.
Nach der Pause hat sich die Sonne zur Mittagsruhe hinter einen dichten Wolkenvorhang zurückgezogen. Der Wettercheck zeigt, daß außer der Bretagne ganz Frankreich von Wolken überzogen ist, eine Routenänderung bringt also nichts. Landschaftlich ist ohnehin nichts Besonderes zu sehen: Felder, Weiden, Wald, leichte Hügel.
Den Übenachtungsplatz heute habe ich auf der Karte ausgesucht: ein See im Wald, eine Stichstraße und ein Parkplatz. Siehe da - es wird geliefert wie gewünscht. Genug Bäume zur Auswahl, eine schöne Wiese mit Sitzgarnituren und Graugänse als Nachbarn. Gegenüber scheint eine Segelschule zu sein, fröhliches Kindergeschrei schallt herüber. Es gibt eine Feuerstelle aber mit dem nassen Holz ist leider kein Feuer zu entfachen. Allerdings habe ich Esskastanien entdeckt. Die meisten sind schon verschwunden, aber ein paar kann ich doch einsammeln.