Am gestrigen Abend herrscht noch reger Autoverkehr, scheint ein Treffpunkt für junge Leute zu sein. Die Gänse schlafen in der Nacht und am Morgen weckt mich das Gegurre der Tauben. Auch die Kinder sind schon auf, sie lernen - je nach Altersklasse - rudern, paddeln oder segeln. Die Segler werden vom Motorboot im Gänsemrasch auf den See hinaus gezogen. Weil ich ja wieder "warten muß bis das Zelt trocken ist", brechen wir erst kurz nach 11 Uhr auf. Zwischen uns und der Küste liegt ein Sumpfgebiet, das wenig interessant ist. Abgesehen von einer kleinen Fähre, mit der wir kurz übersetzen müssen. Das Land ist flach, die Straßen kerzengerade - wir machen Strecke. Bäcker gibt es nicht überall, aber Frisöre winken an jeder Ecke! Daß wir langsam nach Süden kommen sieht man an den immer noch grünen Bäumen und einigen blühenden Blumen.
Was ich sonst selten tue - ich verfolge die Nachrichten! Sowohl in den "Qualitätsmedien" als auch in den "Alternativen Medien". Im Moment tut sich so viel auf der Welt - es ist spannend! (Siegerparteien dürfen nicht regieren, Trump und der Ampelbruch). Die mittägliche Vesperpause findet in einem kleinen Park am Stadtrand statt - es gibt noch genügend Backwaren, Käse und Tomätchen.
Weiter geht's durch eine von braunen Tümpeln und Gräben durchsetzten Marsch-Landschaft. Sie hat sicher auch irgendeinen Nutzen, der sich mir aber nicht offenbart. In La Barre de Monts sind noch Fischerhütten auf Stelzen mit großen Fangnetzen, den sogenannten "Carrelets"zu sehen. Eine sehr traditionelle Art zu fischen, die anscheinend immer noch praktiziert wird. Schlagartig herrscht jetzt Mittelmeerfeeling. Nicht nur die Vegetation sondern auch der Baustil sind mediterran: die Häuser sind flache, hell verputzte Ziegelbauten mit orangen Ziegeldächern anstelle der groben Natursteinklötze im Norden.
Lass uns wieder raus ans Meer fahren. Leider ist der Streifen zwischen Straße und Meer entweder verbaut oder die Sicht wird von hohen, dicht bewaldeten Sanddünen versperrt. Oh, hier ist der Strand angeschrieben - nix wie raus. Ein endlos langer weißer Sandstrand erstreckt sich neben der hübsch gemachten Promendade. Hotels und Appartementhäuser sind jetzt allerdings ziemlich leeer, nur wenige Touristen tummeln sich derzeit hier. Das war ein schönes, lohnenswertes Intermezzo.
Unser heutiges Tagesziel werden wir wohl nicht erreichen, ein Nationalpark nördlich von La Rochelle. Es ist fast 5 Uhr und wir hätten noch über 1 Stunde zu fahren. Also mache ich es wie gestern: auf der Karte einen Parkplatz in der Nähe suchen. Nicht weit scheint einer am Ende einer Stichstraße am Waldrand zu liegen. Passt. Wie immer ist das natürlich ein beliebter Hunde-Gassigeh-Ort, aber wir werden nicht verscheucht sondern höchstens gefragt, ob das nicht gefährlich ist, so alleine zu übernachten.... Zum Abendessen gibt es das restliche Stück Blumenkohl, diesmal gekocht und mit Käse ergänzt. Als Nachtisch die Esskastanien von gestern. Um 6 Uhr ist es dunkel, die Käuzchen erwachen, ansonsten wird es ruhig.