Einbruch

Dafür daß ich praktisch in der Spielecke eines Cafés geschlafen habe, war es ab ca. 11 Uhr erstaunlich ruhig. Die Sitzbank war auf jeden Fall deutlich gemütlicher als ein Sessel in der Lounge. Am Morgen fragt mich der Stuart sogar, ob ich gut geschlafen habe. Schon, aber wieder nicht genug. Zum Frühstück gibt's nochmal einen Automatenkakao, die restlichen Applepies und übrige Schokolade - alles sehr gesund. Um 11 Uhr vormittags legen wir an, die Lisl ist schon losgebunden und wir können bereits mit den LKWs losfahren. Die PKWs müssen noch etwas warten.

Das Wetter ist sehr motorradgeeignet: bedeckt, trocken, windstill und angenehme 16 Grad. Die Temperatur fällt allerdings im Laufe des Tages auf 12 Grad, was aber zum Fahren immer noch gut ist. Zum Zelten wirds halt wieder frisch werden.

Achtung - rechts fahren! Besonders die Kreisel sind eine Herausforderung, weil die Ausfahrten ja jetzt wieder gegen den Uhrzeigersinn gezählt werden. Cherbourg ist heute am Sonntag mittag nicht besonders umtriebig, so kommen wir zügig aus der Stadt hinaus auf unsere geliebten "Parallelsträßchen". Ab und zu fügt sich ein Stück zügigere Straße ein. Da erwische ich uns träumend auf der linken Straßenseite! Ups. Macht der Gewohnheit. Zum Glück ist hier wenig Verkehr. Eine zerstörte Brücke erinnert immer noch an den letzten Weltkrieg.

In Frankreich gibt es auch eine Facebook-Gruppe für Motorradfahrer mit Unterkünften. Auf der zugehörigen Karte sind einige zu finden, sie unterscheiden sich hauptsächlich nach "Gästezimmer" oder "Ferienhaus". Klingt sehr nobel. Ich habe bereits einige davon angeschrieben, aber leider keine Antwort bekommen. Ich möchte heute in der Nähe von Coutances, nur knapp 100 km südlich von Cherbourg unterkommen. Auf meine Anfrage bekomme ich leider keine Antwort, darum fahren wir einfach mal hin. Die angegebene Adresse liegt auf einer Straße mitten im Wohngebiet. Ich rufe die angegebene Telefonnummer an, die Dame am anderen Ende spricht leider nur französisch. So kann ich mich leider nicht erklären. Alles was ich verstehe ist, daß sie keine einzelne Übernachtungen annimmt. Vielleicht sind die Vorschläge auf der Karte lediglich motorradfreundliche "normale" Unterkünfte? Also so gut wie in GB funktioniert das auf jeden Fall nicht.

Dafür gibt es hier ziemlich viele Stichstraßen an den Strand. Grasbewachsene Dünen trennen das Land vom Ozean. Wir schauen uns einige nicht zufriedenstellende Möglichkeiten an und enden schließlich an einem geschlossenen Campingplatz. Weit und breit niemand zu sehen. Vor der Schranke gibt es noch Zugang zu einem Minigolfplatz und eine abgesperrte Wiese mit herrlichen Bäumen. Die lockt mich so sehr, daß wir die Absperrung einfach ignorieren - der Füßgängerzugang ist sehr breit und für die Lisl bequem passierbar. Über der Koje spanne ich diesmal das Tarp auf, so sind wir gegen Sicht von der Straße besser geschützt und die Lisl kann sich auch noch dahinter verstecken. Um halb sechs steht das Lager. Endlich wieder einmal Hängematte-schlafen! Ich beschließe, daß es heute Nacht nicht regnet und breite die modrige und schimmlige Ausrüstung großzügig aus. Es müffelt....