Dienstag, 28. Januar 2025

In Trance

Ich bin schon sehr früh wach - wir machen uns bereits um halb zehn auf die Socken (oder Reifen). Die Schwindelei gefällt mir heute nicht so gut, hält auch beim Fahren noch an. Viele Kurven sind wir mittlerweile gewöhnt, sie entlocken mir keine Jauchzer mehr. Dennoch sind diese vielgewundenen Bergsträßchen natürlich viel schöner als langweilig gerade Küstenstraßen. Nach vielen, vielen Kilometern und Kurven verengt sich die Straße, die Büsche vom Bankett ragen immer weiter in die Straße, der Belag wird abenteuerlich und dann ist Schluss mit der SP241. Einfach so! Ohne Vorwarnung hört der Weg im Nirwana auf. Alles wieder zurück? Keine Lust! Nach ca. 2 km biegt ein Sträßchen ab, das mein Navi gar nicht kennt - na, das wird was sein. Aber da es die einzige Alternative ist (auf Google ist hier übrigens etwas zu finden), versuchen wir es. Die ersten 2 Kurven auf schmalem, aber gutem Asphalt sind vielversprechend. Es geht ebenso weiter. Und dann taucht ein bewohntes Haus auf, einige hundert Meter weiter noch eines. Scheint doch ab und zu berfahren zu sein, diese Straße - hoffentlich ist es nicht wieder eine Sackgasse. Zum Glück nicht - nach nicht allzulanger Zeit stoßen wir auf eine größere Straße - hier in den Bergen ist es tatsächlich schwierig, passende Durchfahrten zu finden.

Wir nähern uns wieder der Küste, die Straßen verlaufen gerade, es wird ziemlich warm. Meine Gedanken sind irgendwo im Nirgendwo, ich habe keinen Spaß mehr an der Fahrerei. Wie in Trance folgen wir der Straße bzw. dem Navi. Ich denke darüber nach, die Reise abzubrechen und den letzten, östlichen Teil einfach wegzulassen. Griechenland kann man ja vielleicht auch noch ein anderes Mal anschauen? Außerdem sollte ich mich um meine und Lisls Gesundheit kümmern. Ich werde in Catania nochmal ein paar Tage darüber nachdenken.

Für 16 Uhr ist Regen angekündigt - die Vorboten in Form eines kräftigen Windes spüren wir bereits um halb drei Uhr. Bis zur Küste ist es nicht mehr weit, Hostels sind aber nicht billig und auch ein ganzes Stück entfernt. In 11 km kündigt eine App einen Campingplatz mit Rasen dirket am Meer an, das werde ich mir anschauen. Der Platz sieht nach Baustelle aus, 2 Männer unterhalten sich. Vielleicht ist ja einer davon der Besitzer? Ja, zelten darf ich hier. Allerdings gibt es keine Toiletten, die sind im Umbau. Strom gibt's auch nicht, aber Wasser und anscheinend soll ich nichts bezahlen. Das passt für mich. Gegen den Regen ziehe ich das Tarp noch übers Zelt, da habe ich mehr Stauraum und kann dem Eingang auch bei Regen offen lassen. Gerade als ich fertig bin, fallen die ersten Tropfen. Gegenüber gibt es eine Art offene Garage, da stehen auch ein paar Gartenmöbel rum, auf denen ich gemütlicher sitze als im Zelt.