Der Zeltaufbau mit Vordach auf der einen und Fixierung des Tarps am Boden auf der anderen Seite war nicht opitmal, die Gischt durchnäßt den Schlafsack. Darum muss ich bei heftigem Regen und böigem Wind mitten in der Nacht raus und umbauen, alle Luken dicht! Auch morgens regnet es heftig, Lagerabbau und Packen macht überhaupt keinen Spaß bei strömendem Regen. Laut Wetterbericht soll das den ganzen Tag so weitergehen, da hilft es nichts, sich noch länger im Schlafsack zu verkriechen. Also, nix wie weg hier; Morgentoilette und Frühstück fallen aus.
Anfänglich vernebelt mir Nieselregen die Brille, später wird es wieder heftiger Regen, beides führt allerdings zu miserabler Sicht. Das Navi findet zwar wieder kurvige Sträßchen ("herrlich" ist heute der falsche Ausdruck), aber der Spaß bleibt aus. Man weiß nie, hinter welcher Straßenecke uns wieder Schmierseife erwartet. Die Lisl ist beim Losfahren schon ausgerutscht, daher sind wir heute im Schneckentempo unterwegs und erreichen trotz zeitiger Abfahrt keine 200 km. Mancherorts ist die Schlammschicht auf der Straße so dick, daß man bestimmt sogar Kartoffeln anbauen könnte.
An den Dauerregen werden wir uns wohl gewöhnen müssen, das wird im Oktober auf den britischen Inseln nicht anders werden. Ob das Petrus' Rache dafür ist, daß wir bisher dem Regen immer davon- oder hinterhergefahren sind? Wie in Trance folgen wir den Routenvorschlägen des Navis durch die grauen Wasserwände.
Eine häufig vertretene Kuhrasse hier ist weiß und wollig, wären die Tiere nicht so groß, könnte man sie fast mit Schafen verwechseln. Einmal muss ich heimlich grinsen, als ich einen alten Mann sehe, der seine Jacke notdürftig mit einem roten Strick zugebunden hat - mein Hosengürtel ist ja auch nur ein mißbrauchter Rolladengurt.
Lisls Durst steigt täglich - ich glaube, ich muss den Verbrauch bald nach Betriebsstunden statt nach Kilometerleistung messen.
Französisch - das ist eine fremde Sprache für mich. Bei "Fremdsprache" schaltet mein Hirn sofort auf norwegisch um, aber das ist hier wenig hilfreich. Statt französischen Wörtern, rutschen mir manche Antworten auf norwegisch heraus. Meine Gedanken finden zwar in deutsch statt, aber mein Hirn versucht ständig, diese auch auf norwegisch zu formulieren.
Mittagspause: auch hier finden wir heute nichts Gescheites - keine Tankstelle, kein Café, nur einen Supermarkt mit Bäckerei im kalten Eingangsbereich und ohne Lademöglichkeiten für die Elektronik. Auch der heiße Kakao wärmt nicht wirklich. Warum ich uns das alles antue? Ja, das frage ich mich auch gerade. Was mach ich nur in der Nacht? Ein Aufruf an die Motorradfahrer-Gastgeber ist leider erfolglos, also muss ich wohl diesmal ein Hotel suchen. Das günstigste ist so ein Automatenhotel mit winzigen hellhörigen Räumen. Die einzig positiven Dinge dieses Hotels sind ein Dach über dem Kopf und eine heiße Dusche, wobei allerdings die Lisl die Dusche viel nötiger hätte. Leider bekommt sie auch hier keinen trockenen Platz. Ich bin gespannt, wie weit die gesamte Ausrüstung bis morgen trocknet?