Freitag, 4. Oktober 2024

Wo lagern?

Nach Sonnenuntergang wurde es gestern bald windstill und die Sterne kamen zum Vorschein. Bedeutete eine kalte Nacht, aber vielleicht Sonne heute. Tief im Schlafsack vergraben ließ es sich ganz ordentlich schlafen. Beim morgendlichen Räumen kommt ein Bauer vorbei und steigt von seinem hohen Traktor herab. Er erkundigt sich, ob ich hier geschlafen habe? 6 Grad kalt! Aber alles gut! Mein Zelt stand unterm Hickory-Baum, der nachts einige Früchte verloren hat. Diese sind Walnüssen mit grüner Schale ähnlich und poltern ganz ordentlich auf der Zeltplane.

Die Straßenführung hier im Abseits ist nicht ganz einifach. In den Ortschaften ist oft nicht erkennbar, ob eine Abzweigung nur eine Einfahrt oder eine weiterführende Straße ist. In der Ortsmitte kommen ganz viele Straßen zusammen und die Hinweisschilder zeigen nur grob in die bekannte Richtung. Aber abbiegen kann man z.B. scharf links, stark links, links, halblinks, ein bisschen links oder fast gradeaus. Des Öfteren müssen wir wenden oder um einen Häuserblock herumfahren.

Am Vormittag ist es landschaftlich sehr langweilig, ein Windpark reiht sich an den anderen und die einzige Abwechslung besteht darin, die nächste Abzweigung nicht zu verpassen. In wechselnden Abständen von 50 m bis 5 km biegen wir mal rechts, mal links ab. Große Bewässerungsanlagen stehen derzeit ungebraucht zwischen den Windrädern auf den Feldern. Dann gibt's wieder mal eine Straßensperre und in der Umleitung wieder eine Sperre - hm.

An einem großen Supermakrt machen wir Mittagspause. Die Lisl bekommt frische Luft. Sie ölt jetzt wentlang des Kardantunnels - sollte ich beobachten. Ich speise auf einem Poller vor dem Markt in der heißen Sonne sitzend. Gut aufgewärmt geht's dann weiter, aber die Luft ist wieder ziemlich kalt. Langsam ändert sich das Landschaftsbild, leichte Hügel tauchen auf, wir tauchen ein in dichte schwarze Wälder. Die Häuser sind nicht mehr so verfallen und die Gärten sind gepflegt. Gut versteckt gibt es vermutlich große Gutshöfe mit Pferde- und Rinderzucht.

Wenn man morgens spät in die Strümpfe kommt und lange Mittagspause macht, dann wird es abends eben spät. Vor allem, wenn die Lagerplatzsuche nicht einfach verläuft. So schön die Landschaft mit den einzelnen Anwesen ist, so unmöglich findet sich ein Schlafplatz: alle Weiden sind besetzt, alles ist abgesperrt, verschlossen, eingezäunt, eingemauert, von dichten Hecken umgeben oder abgrundtief matschig. Sieht fast schon ein wenig wie England aus hier. Ganz verzweifelt fahren wir nun in die dritte Sackgasse hinein - sie endet an einem kleinen Haus und einer Garage. Das Haus sieht unbewohnt aus, hoffentlich bleibt das so heute Nacht. In der Einfahrt finden sich ein paar Bäume für meine Koje, aber einige hundert Meter unter uns im Tal wirtschaftet ein Landwirt, der sich hoffentlich nicht um uns kümmert. Schnell geht die Sonne unter und es wird wieder kalt. Ich bin müde...